Bürgerjournalismus in Georgien: Wenn die Berge reden | Europa/Zentralasien | DW | 03.04.2020
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Europa/Zentralasien

Bürgerjournalismus in Georgien: Wenn die Berge reden

In Georgien bildet die DW Akademie Jugendliche aus einer abgelegenen Bergregion zu Bürgerjournalisten aus. Das Pankisi-Tal ist als Rekrutierungsgebiet für Islamisten verrufen – das Projekt eröffnet andere Perspektiven.

Projekt der DW Akademie im Pankisi Valley in Georgien

Das Projekt der DW Akademie im Pankisi Valley bietet jungen Menschen neue Perspektiven.

Es gibt ein Foto von Abdullah Mutoshvili, da sieht man den 19-Jährigen auf einem Pferd, leicht nach vorne gebeugt, vor der beeindruckenden Kulisse des Kaukasus. Er wirkt konzentriert, in seinem Element. Abdullah ist aufgewachsen im Pankisi-Tal, einer Bergregion an der georgisch-russischen Grenze. Grüne Wiesen, schneebedeckte Gipfel – das 38 Kilometer lange Tal ist wild und schön.

Projekt der DW Akademie im Pankisi Valley in Georgien

Abdullah möchte auch zukünftig als Bürgerjournalist Geschichten aus seiner Heimat erzählen.

Doch die Arbeitslosigkeit ist hoch. Berufliche Perspektiven für die Jugendlichen fehlen. Extremisten haben der muslimisch geprägten Region den zweifelhaften Ruf eingebracht, eine Rekrutierungsschmiede des IS zu sein, im ansonsten christlichen Georgien. Doch Abdullah will einen anderen Weg gehen. Er weiß inzwischen genau, was er mit seinem Leben anfangen will – und wie er es erreichen kann. Nicht zuletzt dank zweier Trainings der DW Akademie.

Zwei Workshops, ein Ziel: Jugendliche aus dem Pankisi-Tal zu Bürgerjournalisten ausbilden

Projekt der DW Akademie im Pankisi Valley in Georgien

Beim Media Camp lernten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den professionellen Umgang mit der Kamera.

Anfang des Jahres besuchten Abdullah und 14 andere Jugendliche ein mehrtägiges Media Camp. Sie lernten, ihre Geschichten professionell zu erzählen, mit kurzen Videos und mit Fotos. Zwei Monate später vertieften sie das Gelernte im Rahmen eines „Web Visualization“-Workshops.

Abdullah, der ernste Teenager aus den Bergen, war begeistert. „In den beiden Trainings habe ich gelernt, die Medien Fotografie und Video völlig neu einzusetzen.“ Wichtiger noch: „Das Projekt hat mein Leben völlig umgekrempelt. Ich weiß jetzt, was ich in Zukunft tun will.“ Abdullahs neue Berufung: als Journalist aus seiner Heimatregion berichten.

Neue Geschichten aus den Bergen

Projekt der DW Akademie im Pankisi Valley in Georgien

Beim "Web Visualization"- Workshop im März.

Jeder Journalist braucht ein Medium, für das er oder sie arbeiten kann. Das erfolgreichste Portal für News aus den georgischen Bergregionen ist „Mtisambebi.ge“ – wörtlich übersetzt: „Geschichten aus den Bergen“. Betrieben wird es vom georgischen „Network Information Center“ (NIC). Abdullah macht inzwischen regelmäßig Beiträge für „Mtisambebi.ge“. Auch drei andere der von der DW Akademie zu Bürgerjournalisten ausgebildeten Jugendlichen haben mit NIC seither feste Verträge.

Gerade in abgelegenen Regionen informieren sich allerdings viele Menschen über lokale Radios. Im Pankisi-Tal betreibt NIC deshalb auch ein Bürgerradio, „Radio Way“. Zeitweise  war „Radio Way“ in einen Schlummermodus verfallen – vor allem, weil der journalistische Nachwuchs fehlte. „Wir waren sehr frustriert“, sagt Gela Mtivlishvili, der Gründer von NIC, „weil so viele jungen Leute Pankisi verließen. Jetzt haben wir dank der Unterstützung der DW Akademie wieder eine Perspektive“.

Und wie geht es weiter?

Nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe – so will Radio Way in Zukunft die jungen Menschen im Pankisi-Tal ansprechen. Und Abdullah? Arbeitet als Kameramann für NIC. Und verfolgt seine eigenen Projekte. „Im Frühjahr werden die Schafe auf die Bergweiden getrieben, das will ich filmen. Und dabei alles anwenden, was ich in den Trainings gelernt habe“.

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