In Kolumbien Radiosendungen auf der Straße produzieren oder in Myanmar bei einer Konferenz über Frauen im Journalismus diskutieren – die kulturweit-Alumni sammeln in ihren Projekten ganz unterschiedliche Eindrücke.
Clara Hebel: “Du brauchst bloß auf die Straße gehen und du wirst seitenweise Geschichten begegnen”
Einsatzort: Vokaribe Radio in Barranquilla, Kolumbien, von März bis August 2018
Im Ausland journalistisch zu arbeiten bietet die Möglichkeit, ein Land jenseits der Backpacker-Blase kennenzulernen. Dieser Einblick ist nicht immer nur schön und oftmals herausfordernd. Zu Beginn meiner Zeit in Barranquilla sagte mir ein neu gewonnener Freund: „Jetzt, wo du hier bist, brauchst du nicht mehr García Márquez lesen – du brauchst bloß auf die Straße gehen, mit den Menschen sprechen und du wirst seitenweise Geschichten begegnen.“ Ein Versprechen, das sich in den folgenden Monaten bewahrheiten sollte. Ob in der alltäglichen Arbeit oder bei dem Projekt Vokaribe ¡A la calle!, bei dem wir das Radio-Equipment im Studio ab - und auf der Straße wieder aufbauten. So machten wir mit Bewohnern Radio, in Stadtteilen, die sonst eher durch Negativschlagzeilen auffallen, inklusive eines spontanen Vallenato-Liveauftritts.
Tief beeindruckt hat mich das unablässige Engagement einiger Menschen, die mir bei meiner Arbeit begegneten und für positive Entwicklungen in ihrer Stadt kämpfen. Sei es gegen Sexismus und häusliche Gewalt, Korruption im öffentlichen Dienst oder kriminelle Jugendbanden oder für die Rechte der LGBTI-Gemeinschaft, die Errichtung eines Parks im Stadtteil oder besser ausgestattete Schulen.
Das Recht auf Presse- und Meinungsfreiheit ist nicht nur das theoretische Recht sich frei äußern zu dürfen, sondern muss auch einem jeden die Möglichkeit bieten eben dies zu tun. Dies war mir schon vor meiner Zeit bei Vokaribe bewusst, doch vor Ort konnte ich die Bedeutung dieses Gedankens noch einmal ganz direkt miterleben. Bei meinem Freiwilligendienst ist mir bewusst geworden, wie stark sich das Leben von Menschen auf einer Einkommensstufe global ähnelt und wie sehr sich das Leben auch innerhalb eines Landes durch Unterschiede des finanziell Möglichen unterscheidet.
Laura Schröder: "Der Freiwilligendienst hat mir eine weitere Kultur näher gebracht"
Einsatzort: Büro der DW Akademie in Accra, Ghana, von März bis August 2018
Ich wurde von Anfang an in die Arbeit bei der DW Akademie eingebunden und konnte dementsprechend meine Stärken feststellen und noch einiges im Bereich Medienentwicklung lernen. Meine Highlights waren das Event zum Thema "Medien und Korruption" in Kooperation mit dem Partner Media Foundation for West Africa und der World Press Freedom Day in Accra. Beide Events durfte ich durch Social-Media-Berichterstattung begleiten.
Für mich war es sehr interessant, die unterschiedlichen Partner der DW Akademie in Ghana kennenzulernen. Jede einzelne Organisation hat ihre Stärken und Schwächen und ich fand es spannend, während Meetings mit den unterschiedlichen Gruppen über die Medienlandschaft Ghanas zu diskutieren.
Der Freiwilligendienst kulturweit hat mir eine weitere Kultur näher gebracht, die ich in mein Herz geschlossen habe. Durch Gespräche mit vielen Ghanaern bin ich mir aber auch meiner Privilegien noch bewusster geworden.
Klara Neema Weidemann: „Langweilig wird es nie“
Einsatzort: Büro der DW Akademie in Yangon, Myanmar von März bis August 2018
Die Arbeit bei der DW Akademie in Myanmar ist intensiv auf allen Ebenen: viele herausfordernde Aufgaben, jeden Tag interessante Begegnungen und ein vielschichtiges, kulturell wahnsinnig diverses Land, das immer wieder neue Überraschungen bereithält. Langweilig wird es während des Freiwilligendienstes in Myanmar jedenfalls nie.
Meine Highlights während meiner Zeit dort war die Planung der Eröffnung und die Eröffnungsfeier des neuen Büros, zu der alle möglichen Partner anreisten. Und die Ethnic-Media-Konferenz in Hpa-An, bei der Journalistinnen und Journalisten aus dem ganzen Land von den Arbeitsbedingungen und aktuellen Themen ihrer Region berichteten.
Neben den Treffen mit den vielen Vertretern internationaler Organisationen, die alle unglaublich spannende Biographien haben, war die tägliche Arbeit im Büro mit meinen Kollegen das eigentliche Highlight. Enge, lokale Freunde zu finden, die mit der regionalen Kultur vertraut sind, ermöglicht einem einen ganz neuen Zugang zum Land. Wenn ich nach der Arbeit auf der Straße mit ihnen gegessen habe, auf ein Bier ausgegangen bin oder sie zuhause besucht habe, war das oft spannender als die Expat-Meetings in schicken Hotel-Rooftopbars.
Egal wie fremd etwas auf den ersten Blick erscheint, am Ende ist es doch gar nicht so fremd. Lässt man sich genug auf die neue Umgebung ein, findet man schnell Gemeinsamkeiten – und gute Freunde. Ich bin dankbar, so schnell aufgenommen worden zu sein. Als Fremde in Deutschland anzukommen, stelle ich mir um einiges schwieriger vor. Und sollte die Sehnsucht nach der Heimat doch einmal einsetzen, hilft es sehr, sich ein schönes Zuhause einzurichten. Mit vielen Fotos und ab und zu mal einem guten Brot.
Weitere Berichte des letzten kulturweit-Jahrgangs finden Sie hier.