Wahlen in Peru: "Wieder Fujimori?" | Lateinamerika | DW | 17.05.2016
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Lateinamerika

Wahlen in Peru: "Wieder Fujimori?"

Wer steht künftig an der Spitze Perus? Pedro Pablo Kuczynski oder Keiko Fujimori, Tochter des ehemaligen Diktators Alberto Fujimori? Eine Einschätzung von Adriana León, Institut Presse und Gesellschaft (IPYS) in Lima.

Peru Wahlen 2016 Kandidaten Keiko Fujimori

Mediale Inszenierung: Die Präsidentschaftskandidatur Keiki Fujimoris ist in Peru umstritten

In Peru dreht sich derzeit alles um die Frage, wer nach der Stichwahl am 5. Juni das Land regieren wird: der rechtskonservative Pedro Pablo Kuczynski oder die ebenso rechts gerichtete Keiko Fujimori, Tochter des ehemaligen Diktators Alberto Fujimori, der das Land von 1990 bis 2000 regierte. Nun spaltet sein Name erneut den Andenstaat Peru - und seine Medienlandschaft. In der Berichterstattung mangelt es an Unabhängigkeit und Einordnung. Elena Ern, Ländermanagerin Bolivien der DW Akademie, sprach mit Adriana León, Leiterin des Bereichs Presse- und Informationsfreiheit am Instituto Prensa y Sociedad ("Institut Presse und Gesellschaft") in Lima.

2011 war Keiko Fujimori schon einmal zur Wahl angetreten, verlor aber gegen den Linksnationalisten Ollanta Humala. Es sei die Wahl zwischen "Krebs und Aids", sagte der Schriftsteller Mario Vargas Llosa damals.Vor welche Wahl sind die Peruaner dieses Mal gestellt?
Adriana León: Keikos Konkurrent heißt Pedro Pablo Kuczynski, den alle nur "PPK" nennen. Beide gehören zum konservativen Lager, beide sind Rechtspopulisten, die eine neoliberale Politik verfolgen. Es ist zu befürchten, dass sie Klientelpolitik betreiben werden, so dass Peru weiterhin gespalten bleibt: in die arme, benachteiligte Bevölkerung, die vor allem in den ländlichen Gebieten lebt und in die kleine Wirtschaftselite, die das Land von Lima aus beherrscht und die alle wichtigen Medien besitzen.

Für viele Peruaner steht der Name Fujimori für eine dunkle Zeit, in der die Menschenrechte und die Demokratie mit Füßen getreten wurden. Dennoch erreichte Keiko - wie sie in Peru genannt wird - in der ersten Wahlrunde fast die absolute Mehrheit. Wieso?
Das Phänomen Fujimori, der sogenannten "Fujimorismo", ist wirklich interessant. Es gibt ganze Familien, die über Generationen bei diesem Namen ein Kreuz machen. In ihren Köpfen ist: "er hat uns elektrisches Licht verschafft, die Straßen ausgebaut und auch noch den Terrorismus bekämpft". Seine Tochter betreibt quasi seit zehn Jahren Wahlkampf und setzt auf eine ähnliche Karte. Sie geht in den armen Regionen auf Stimmenfang, dort, wo sich die anderen Politiker nicht blicken lassen. Viele schätzen das paternalistische Gehabe, die einfachen Formeln wie "mit harter Hand gegen die Kriminalität". Die Anti-Keiko-Front verweist auf autoritäre Tendenzen von Keiko Fujimori, beispielsweise wenn sie kritische Medien bei Pressempfängen einfach auslädt.

Peru Präsidentschaftswahlen

In der ersten Wahlrunde gaben viele Peruaner Fujimori ihre Stimme - trotz derer dunkler Vergangenheit

In Peru existiert eine starke Medienkonzentration. Inwieweit spiegelt sich das im Wahlkampf wieder?
Die Massenmedien positionieren sich eher für Pablo Kuczynski, lassen aber Keiko Fujimori weitgehend verschont. Außer die Zeitung La República, die gegen Fujimori und für die linke Kandidatin Veronica Mendoza Stellung bezieht. Insgesamt lassen es alle Medien an Unabhängigkeit, Hintergrundberichterstattung und Einordnung vermissen. Es geht nur um Personen, nicht um konkrete Wahlprogramme oder politische Debatten. Die Einflussnahme der Medien ist dieses Mal aber subtiler als beispielsweise 2011: damals agierten die Medien gezielt gegen den späteren Präsidenten Ollanta Humala. Die Wahlberichterstattung war schmutzig und tendenziös. Dafür wurde Peru auch von der Europäischen Union scharf kritisiert.

Die linke Kandidatin Veronica Mendoza wurde vor allem von der Mediengruppe El Comercio stark angegangen.
Ja, das stimmt. Die Medien bezogen deutlich Position gegen Veronika Mendoza. Vermutlich weil sie laut ihres Wahlprogramms tatsächlich die Privilegien der großen Medienkonzerne einschränken würde, bis hin zur Verfassungsänderung. Sie wurde falsch zitiert und als Terroristin dargestellt, eine Bezeichnung mit der man jemandem wirklich schaden kann. Denn nichts macht den Peruanern mehr Angst, als der Terrorismus, der hier so lang gewirkt hat.

Peru Proteste gegen Präsidentschftskandidatin Keiko Fujimori

Protest gegen Keiko Fujimori am 15.03.2016 in Lima

Am 5.6. finden die Stichwahlen in Peru statt - wer hat die besseren Chancen, Fujimori oder Kuczynski?
Die Ausgangslage für Keiko ist besser. Es fehlten ihr nach den Wahlen im April nur wenige Prozentpunkte, dann hätte sie die absolute Mehrheit erreicht. Andererseits empfinden viele ihn als das geringere Übel und die Front gegen Fujimori wächst. Menschenrechtsorganisationen rufen dazu auf, sie wegen der gravierenden Menschenrechtsverletzungen und der Korruption in der Regierungszeit ihres Vaters nicht zu wählen.

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  • Datum 17.05.2016
  • Autorin/Autor Elena Ern
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  • Datum 17.05.2016
  • Autorin/Autor Elena Ern
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