Von Bonn an den Bosporus | International Media Studies: Studium bei der DW | DW | 22.10.2015
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Studium

Von Bonn an den Bosporus

Bisher war der Masterstudiengang International Media Studies einzigartig. Nun teilt die DW Akademie das Erfolgskonzept: In der Türkei startete das zweijährige Master- Programm in Kooperation mit der Universität Istanbul.

IMS-Studierende Pinar Çelik (Foto: DW Akademie/Janine Deselaers).

"Ich freue mich jede Woche auf die Seminare" - IMS-Studierende Pinar Çelik

Es sind nur ein paar hundert Meter bis zum Großen Basar, zur Blauen Moschee, zum quirligen Gewusel der Millionenmetropole Istanbul. Doch davon ist im Foyer der kommunikationswissenschaftlichen Fakultät nichts zu spüren. Im Hintergrund laufen leise zwei Flachbildfernseher. Studierende telefonieren oder tippen auf ihren Smartphones, während sie auf ihr nächstes Seminar warten.

Eine von ihnen ist Pinar Çelik, Studierende des neu gegründeten Masterprogramms International Media Studies (IMS). Lange hellbraune Haare rahmen das ernste Gesicht der 25-Jährigen ein, die im Gespräch jedoch sofort auflebt: "Ich freue mich jede Woche auf die Seminare. Sowohl bei den deutschen als auch bei den türkischen Dozenten lerne ich jedes Mal viel", lächelt die Studierende.

Deutsch-türkischer Doppelabschluss

Hauptgebäude der Universität Istanbul (Foto: picture alliance)

Kooperationspartner: Universität Istanbul

Der Master in International Media Studies, der seit Oktober 2014 an der Universität Istanbul angeboten wird, ist ein bislang einzigartiger Studiengang am Bosporus: eine Mischung aus Medienwirtschaft, Medien- und Entwicklungszusammenarbeit, Kommunikationswissenschaften und journalistischen Praxismodulen. Das Kooperationsprojekt wurde von der Universität Istanbul, der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und der DW Akademie gegründet, unterstützt vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD).

Pinar Çelik nimmt heute an der Vorlesung zur Medienwirtschaft teil. Ihr Dozent, Professor Christoph Schmidt von der DW Akademie, ist extra für das Blockseminar aus Bonn angereist. "Dieses Projekt stellt eine weitere Intensivierung der deutsch-türkischen Hochschulpartnerschaft dar und ergänzt in hervorragender Weise das Portfolio der DW Akademie. Wir sind froh, gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern, nun erstmalig einen Doppelabschluss anbieten zu können", betont der Leiter der Akademischen Ausbildung. Denn die Studierenden erlangen nach dem zweijährigen Programm einen Master of Arts sowohl von der Universität Istanbul als auch von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Christoph Schmidt ist es gewohnt, Neuland zu betreten. Bereits 2009 initiierte der Professor für Medienökonomie und Medienmanagement den bilingualen Studiengang in Bonn, in Kooperation mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und der Universität Bonn. "Das Modell IMS ist deshalb einzigartig, weil es berufsqualifzierende Medienkompetenzen mit theoretischem Wissen verknüpft und hierdurch die Absolventen zielgerichtet auf die Tätigkeit als Medienexperten vorbereitet", so Christoph Schmidt.

Weltweites Interesse

Prof. Christoph Schmidt, Leiter Akademische Ausbildung, DW Akademie (Foto: Janine Deselaers).

"Einzigartiges Modell" - Prof. Christoph Schmidt

IMS hat internationale Sogwirkung: So unterstützten Professor Schmidt und sein Team in den Jahren 2011 bis 2014 auch den Aufbau eines Master of Business Administration in Medienmanagement an der German University in Cairo, der inzwischen eigenständig weiterläuft. Auch weitere Universitäten sind an dem Konzept interessiert, unter anderem in Kenia, Kolumbien, Indonesien und Myanmar.

In Istanbul werden die Seminare und Vorlesungen in englischer Sprache gehalten. Bewerben kann sich, wer bereits einen Bachelor-Abschluss und erste Berufserfahrung im Medienbereich vorweisen kann. Kein Problem für Pinar Çelik: Sie hat ein Studium der Englischen Literatur abgeschlossen und arbeitete anschließend als Printjournalistin. Ihre Begeisterung für das Masterprogramm, in das sie sich auf Anhieb verliebt habe, sei ungebrochen: "Wenn ich mit den Professoren in eine Diskussion einsteige, spüre ich immer wieder diesen besonderen Enthusiasmus."

Das Programm habe genau dem entsprochen, was sie gesucht habe: Sich journalistisch weiterzuentwickeln und gleichzeitig ihre praktischen Kenntnisse mit einem soliden theoretischen Fundament zu versehen. Zwar weiß Çelik noch nicht genau, in welchem Bereich sie später arbeiten will, sie ist sich jedoch sicher, dass ihr der "Double Degree", der Doppelabschluss, künftig viele Türen öffnen wird. Die enge Kooperation mit deutschen Institutionen war auch für ihre Studiengangwahl entscheidend.

Mangelnde Pressefreiheit

Symbolbild Medien in der Türkei (Foto: OZAN KOSE/AFP/Getty Images).

Türkische Medien: Kontrolle und Selbstzensur

Als 2013 die Gezi-Proteste gegen die Erdoğan-Regierung begannen, arbeitete Pinar Çelik für ein internationales Magazin in der Schweiz. Die Proteste machten die Journalistin nachdenklich, und sie beschloss, in ihr Heimatland zurückzukehren. "Wir haben keine unabhängigen und ehrlichen Medien in der Türkei. Mit Ausnahme einiger weniger Zeitungen werden die Medien strikt kontrolliert und von der Regierung überwacht", sagt die 25-Jährige bestimmt.

Stolz berichtet Çelik, dass sie neben dem Studium als Mitherausgeberin für die Online-Zeitung Aydinlik Daily News arbeite. "Eine der wenigen wirklich kritischen Stimmen in der Türkei." Eine Gratwanderung, denn "wir wissen, dass unsere Äußerungen sich negativ auswirken können - auf uns und auf unsere Familien." Das führe häufig zu Selbstzensur, so die IMS-Studierende.

Trotz dieser für sie bedrückenden Lage blickt Pinar Çelik zuversichtlich in die Zukunft. Nach dem Studium möchte sie eventuell in Deutschland weitere Berufserfahrung sammeln, sagt sie. Einen deutschen Abschluss wird sie dann jedenfalls in der Tasche haben. Sie ist sich sicher: Durch Programme wie International Media Studies wird sich die türkische Medienlandschaft langfristig positiv verändern.

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WWW-Links

International Media Studies: Registrar’s office, Ira Fröhlich and Irene Najjemba

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