"Vier Fragen an..." FanMan Tsang von CDAC | transparenz-und-medienfreiheit | DW | 04.02.2022
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Transparenz und Medienfreiheit

"Vier Fragen an..." FanMan Tsang von CDAC

Welche Informationen brauchen Menschen im Katastrophenfall? Wie können Hilfsorganisationen sie erreichen? FanMan Tsang von CDAC hält es für die Kommunikation in der Krise entscheidend, die Medien im Land zu kennen.

Das internationale CDAC-Netzwerk (Communication with Disaster-Affected Communities Network) und die DW Akademie entwickeln neue Media Landscape Guides für acht Schwerpunktländer der DW Akademie: Belarus, Burkina Faso, Kolumbien, Malawi, Marokko, die Palästinensischen Gebiete, Pakistan und die Ukraine. Die Handbücher bieten aktuelle und wichtige Informationen über die Medien- und Telekommunikationssektoren der Länder, einschließlich Kontaktdaten, die Hilfsorganisationen helfen, gefährdete Gruppen in Zeiten von COVID-19 zu erreichen.

 

DW Akademie sprach mit FanMan Tsang, dem Direktor für Kapazitätsaufbau und Technologie bei CDAC Network, über die Notwendigkeit eines solchen Handbuchs. Und darüber, wie es Organisationen helfen kann, in einer Krise effektiv zu kommunizieren. 

 

DW Akademie: Warum brauchen Hilfsorganisationen die Media Landscape Guides, wenn sie die notwendigen Informationen auch im Internet finden können?

FanMan Tsang: In Krisensituationen ist die Kommunikation zwischen den betroffenen Gruppen und den Hilfsorganisationen überlebenswichtig, genau wie Nahrung und Wasser. Die Online-Suche ist einfach, aber die Informationen müssen überprüft werden, um sicherzustellen, dass sie korrekt, repräsentativ und umfassend sind. Dies erfordert Zeit und Fachwissen. 

Die Leitfäden zur Medienlandschaft können schneller und nützlicher sein, da sie sofort verifizierte Informationen darüber liefern, wie man die Medien einbindet, um eine Gemeinschaft zu erreichen. Die Leitfäden geben auch einen Überblick über die Medienkompetenz, die Medienorganisationen und das Medienpublikum im jeweiligen Land und sind somit ein wertvolles Instrument für die Katastrophenvorsorge. 

 

Krisen sind unterschiedlich und die Kommunikationskanäle müssen sich anpassen. Welche ungewöhnlichen Kanäle haben Sie entdeckt? 

Normalerweise assoziieren wir Medien mit eher technischen Mitteln, aber in vielen Ländern, wie zum Beispiel in Burkina Faso, sind traditionelle Medienforen für den Informationsaustausch immer noch weit verbreitet. Dazu gehören Live-Auftritte auf Bühnen, Theaterstücke und mündliche Erzählungen von Boten - die ursprüngliche Form der Nachrichtenverbreitung! 

In Weißrussland, wo die Medienfreiheit eingeschränkt ist, sind einige Medienschaffende zu einer viel älteren Form der sozialen Medien zurückgekehrt und nutzen aus Angst vor Überwachung und Verfolgung handgeschriebene Briefe, um Informationen zu verbreiten. 

  

Welche Gefahren gibt beim Zusammentragen der Informationen für die Media Landscape Guides in einigen Ländern?

Der unabhängige Mediensektor in Weißrussland beispielsweise ist seit August 2020 unterbrochen, als die Zeitungen geschlossen und die Websites gesperrt wurden. Unabhängige Medien haben ihre Teams ins Ausland verlagert und sich alternativen Vertriebskanälen wie sozialen Medien und Messaging-Apps zugewandt. Einige regionale Medien, die ihren Standort verlegt haben, haben jetzt ein noch größeres Publikum. Obwohl Journalisten in Weißrussland wegen Straftaten wie Extremismus oder Hochverrat angeklagt wurden, haben die unabhängigen Medien in Weißrussland ein hohes Maß an Widerstandsfähigkeit bewiesen. 

 

Wie können Hilfsorganisationen effektiver auf Krisen reagieren?

Eine der besten Möglichkeiten ist die Zusammenarbeit mit den lokalen Medien, die von den Menschen vor Ort genutzt werden. Obwohl humanitäre Organisationen im Allgemeinen wissen, dass sie mit den betroffenen Gemeinschaften kommunizieren müssen, müssen sie einen umfassenderen Ansatz verfolgen und mit den Medien und Organisationen im Land zusammenarbeiten. Andernfalls arbeiten die Organisationen möglicherweise ohne den lokalen Kontext, die Kultur oder die Sprache zu kennen. Dies führt dazu, dass die überlebenswichtigen Informationen nicht bei allen ankommen. Die Leitfäden für die Medienlandschaft sind wertvoll, um die lokalen Akteure zu identifizieren, die in einer Notsituation Führung und Unterstützung bieten können. 

Die Media Landscape Guides werden im April 2022 online veröffentlicht und in den Amtssprachen der betreffenden Länder verfügbar sein.

CDAC Network ist ein globaler Zusammenschluss einiger der weltweit größten Organisationen für humanitäre Hilfe und Medienentwicklung, der lokale, regionale und globale Akteure in Krisensituationen zusammenbringt.  www.cdacnetwork.org/media-landscape-guides

Dieses Projekt ist Teil der globalen Initiative "Transparenz und Medienfreiheit - Krisenresilienz in der Pandemie" der DW Akademie und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).