In der Pandemie stehen Medien weltweit unter Druck. Ziel der neuen Initiative ist, lokale Medien zu stärken. Das Event ist als Video verfügbar.
„Selten waren vertrauenswürdige Informationen so wichtig. Wir sehen, dass weltweit Desinformation und Zensur zunehmen und so gefährlich sind wie das Virus selbst”, sagte DW-Intendant Peter Limbourg bei einem virtuellen Launch-Event am 6. Mai. Gemeinsam mit dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Norbert Barthle, stellte Limbourg die Initiative „Transparenz und Medienfreiheit – Krisenresilienz in der globalen Pandemie” vor.
Das BMZ fördert in der aktuellen Krise die Medienentwicklungszusammenarbeit mit zusätzlichen zehn Millionen Euro. „Damit sich Menschen gerade in Krisenzeiten gut und sicher informieren können – sei es in der Pandemie, aber auch angesichts von Klimawandel, Flucht und gewaltsamen Konflikten”, sagte Barthle. „Ohne Medien bewältigen wir keine Krise!”
Die Expertin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Infodemie, Dr. Sylvie Briand, betonte, wie wichtig Vertrauen der Menschen in die Medien ist. „Medien haben große Macht, aber auch eine große Verantwortung im Umgang mit Information und Emotionen”, sagte Briand. „Wir können die Infodemie nicht einfach stoppen, wir müssen sie managen.” Fast 300 Teilnehmende aus der ganzen Welt kamen virtuell zu der Veranstaltung zusammen. DW News-Moderatorin Sumi Somaskanda führte durch das Programm. Dabei entwickelte sich eine lebhafte Diskussion zwischen den Vertreterinnen aus Projekten in Kenia, Pakistan und den Palästinensischen Gebieten.
Der größte Teil der zusätzlichen Mittel fließt in 16 Projekte der DW Akademie. So werden unabhängige Lokal- und Bürgermedien in Afrika und Lateinamerika bei der Entwicklung innovativer Informationsformate und nachhaltiger Geschäftsstrategien unterstützt. Mit dem Aufbau von Informations- und Kommunikationsnetzwerken können staatliche, zivilgesellschaftliche und mediale Akteure erstmals gemeinsam Krisenmanagement und Aufklärung betreiben.
Die Expertinnen betonten, dass es besonders in der Krise wichtig sei, auf Augenhöhe mit dem Publikum zu berichten. „Journalistinnen und Journalisten müssen besser ausgebildet sein, zum Beispiel im Bereich Fakten-Verifizierung, konfliktsensibler Berichterstattung und Medienrecht”, sagte Dr. Njoki Chege, Direktorin des Innovation Center an der Aga Khan University in Kenia. Dabei spiele auch konstruktiver beziehungsweise lösungsorientierter Journalismus eine wichtige Rolle: „Wenn wir die Menschen mit negativer Berichterstattung bombardieren, dann werden sie sich von den Medien abwenden”, sagte Gulmina Bilal Ahmed, Direktorin der pakistanischen NGO Individualland, Partner der Krisen-Initiative. „Wir brauchen qualifizierte Medienschaffende, die dem Publikum evaluierte Lösungen präsentieren und das Gefühl vermitteln, Teil der Lösung sein zu können”, so Bilal Ahmed.
Außerdem fördert die DW Akademie gemeinsam mit ihren Partnern in Nahost und Lateinamerika junge Menschen im kritischen Umgang mit Medien. „Medienkompetenz ist für alle Menschen wesentlich, um sich im digitalen Zeitalter zurechtzufinden”, sagte Hania Bitar, Direktorin der palästinensischen Nichtregierungsorganisation PYALARA. Im Fokus stehen die Sozialen Netzwerke: Das Projekt “MIL goes viral” setzt zum Beispiel gezielt Messenger-Dienste in der Vermittlung von Medien- und Informationskompetenz ein. Damit nicht Falsch- und Desinformationen, sondern lebenswichtige Inhalte viral gehen.