Training für Medienschaffende in Südostasien: Fesselnde, konstruktive Geschichten über den Klimawandel | DW AKADEMIE | DW | 13.08.2024
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DW AKADEMIE

Training für Medienschaffende in Südostasien: Fesselnde, konstruktive Geschichten über den Klimawandel

In Indonesien, Timor-Leste und auf den Philippinen und unterstützen die DW Akademie und ihre Partner Medienschaffende dabei, über den Klimawandel und seine Folgen zu berichten.

Jahrzehntelang verdiente Aireen Jaymalin ihren Lebensunterhalt damit, Vulkane direkt nach ihrer Eruption zu bereisen und Dörfer zu durchqueren, nachdem ein Taifun über sie hinweggefegt war. Als Fernsehreporterin auf den Philippinen kann sie sich an eine Zeit erinnern, in der es keine einheitlichen Sicherheitsverfahren oder ausgewiesene Gefahrenzonen gab.  

"Das Motto war 'drehen, drehen, drehen, senden, senden, senden'", sagt Jaymalin, die in den späten 1990er Jahren Journalismus studierte und sich auf die Berichterstattung über Katastrophen in ihrem Land spezialisierte. Sie leidet immer noch an einer Handverletzung, die sie sich zu zog, als starke Taifunwinde eine Tür weggerissen, deren Knauf sie festhielt.  

Die heute 51-Jährige sagt, sie habe eine gewisse Expertise erlangt und versuche nun, betroffenen Menschen Umweltkatastrophen zu erklären und Lösungen aufzuzeigen, um ihnen nach derartigen Ereignissen zu helfen. 

Eine Region in Gefahr  

Im vergangenen Monat war sie eine von Dutzenden Journalisten auf den Philippinen, in Indonesien und Timor-Leste, die sich im Rahmen des neuen Trainingsprojekts der DW Akademie "Let's Talk Climate!" weiterbildeten, um über den Klimawandel zu berichten. In diesem Teil der Welt können steigende Meeresspiegel, Treibhausgasemissionen, empfindliche Küstenökosysteme und heftige Pazifikstürme nicht nur die Armut verschärfen, sondern auch Leben bedrohen. Das Projekt wird vom Auswärtigen Amt (AA) unterstützt. 

Philippinen | AA project Let's talk climate!

Teilnehmende des Let's Talk Climate!-Projekts besuchten eine Muschelzucht in Obando auf den Philippinen.

Nach Angaben des Amts der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) sind die Philippinen eines der katastrophenanfälligsten Länder der Welt. Klimaexperten sehen außerdem Indonesien als besonders stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Die Asiatische Entwicklungsbank (Asian Development Bank) gibt an, dass Timor-Leste von Ernährungsunsicherheit und Ungleichheit bedroht ist, wenn dort keine systematischen Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels ergriffen werden. 

Philippinen | AA project Let's talk climate!

Medienschaffende auf den Philippinen lernten, über den Klimawandel in der Region und den Balanceakt zwischen Klimaschutz und wirtschaftlichen Interessen zu berichten.

"Das Interesse ist gestiegen, weil wir erkannt haben, dass der Klimawandel nicht ein Thema ist, sondern viele", sagte Ayu Purwaningsih, eine Trainerin der DW Akademie, die Journalisten in Timor-Leste in Umweltberichterstattung schult. "Nach einer Katastrophe gibt es Geschichten über menschliche Schicksale, es gibt auch aber die Wirtschaftsgeschichten." 

Lokalisieren, personalisieren, Fakten checken  

Indonesien verfüge über die größten Nickelreserven der Welt, doch die Erzkonzentration im Boden sei sehr gering, erklärt sie. Die Veredelung zu Batteriequalität oder auch nur zur Herstellung von rostfreiem Stahl ist ein energieintensiver Prozess, der in zahlreichen Kohlekraftwerken im Lande betrieben wird und Hunderte von Arbeitsplätzen sichert.   

"Dies ist nur eines der vielen ungelösten Problemen", sagte sie. "Ein anderes ist die Entsorgung von Altbatterien".  

DW Akademie l Projekt Let's Talk Climate! auf den Philippinen, in Timor Leste und Indonesien

Betty Herlina (zweite von links), Trainerin der DW Akademie, bei einem Workshop in Bengkulu, Indonesien.

Purwaningsih sieht einen einen konstruktiven Ansatz darin, über Fortschritte in der entsprechenden Technologie zu berichten und Reportern dabei zu helfen, diese besser zu verstehen, damit sie dann die Öffentlichkeit informieren können. Der dreitägige Workshop legt den Schwerpunkt auf professionelle Standards für die Klimaberichterstattung, eine unvoreingenommene Darstellung und das Erzählen von Geschichten, die attraktiv für Leser und Zuschauer sind. Das Training befasst sich auch mit Interviewtechniken und Sicherheitsaspekten bei der Berichterstattung. Die Teilnehmenden sprechen darüber, wie wichtig es ist, lokale Geschichten zu finden, sie zu personalisieren, verschiedene Perspektiven einzubeziehen, Fakten zu überprüfen, erneut zu prüfen und beharrlich zu recherchieren sowie mit Bürgerjournalisten zusammenzuarbeiten.  

Neben der praktischen Ausbildung tauschen sich die Medienschaffenden während des Workshops auch über die Herausforderungen ihres Berufs aus, zu denen nicht zuletzt ihre wirtschaftliche Situation gehört.   

Einkommen versus Arbeitsbelastung  

"Es geht auch um das Verhältnis von Lohn und Arbeitsbelastung und die Sicherheit von Journalisten", sagt Febrina Galuh, Geschäftsführerin der Alliance of Independent Journalists (AIJ) in Indonesien. "In unserem Land sind Journalisten gefährdet, von ihnen wird oft erwartet, dass sie bis zu 10 Artikel pro Tag für weniger als einen Dollar pro Beitrag produzieren." Sie fügt hinzu, dass dies sogar bei den großen Medienunternehmen üblich sei und dass kleinere, unabhängige Medien noch weniger zahlten.  

"Es ist heutzutage äußerst schwierig, investigativen Journalismus und Journalismus über komplexe Themen wie den Klimawandel zu finanzieren", sagt sie und ergänzt, dass AIJ Gelder für Journalisten bereitstellt, die während ihrer Arbeit bedroht oder verletzt wurden.  

So wie Aireen Jaymalin mit ihrer Handverletzung. Während des Let's Talk Climate-Workshops auf den Philippinen sprach sie mit Teilnehmenden über das offizielle "Null-Opfer-Ziel" des Landes angesichts von Schlammlawinen und Vulkanausbrüchen und darüber, wie Journalisten vor Ort an offizielle Informationen kommen, wenn es Stromausfälle gibt.  

"Permanente Sperrzonen sollten wirklich permanent sein", sagt sie. "Aber das ist schwierig, wenn Menschen dort auch ihre Lebensgrundlage haben. Das ist etwas, worüber wir sprechen müssen, denn der Klimawandel macht keinen Unterschied zwischen Arm und Reich." 

Im Rahmen von "Let's Talk Climate!" arbeitet die DW Akademie mit AJI (Indonesien), der Haburas Foundation (Timor-Leste) und PNEJ (Philippinen) zusammen, um den öffentlichen Dialog durch Community Labs in Bengkulu, Ambon, Dili und Quezon zu fördern. Im Rahmen des Projekts werden lokale Medienschaffende zu den Ursachen, Folgen und Lösungen des Klimawandels geschult. Teilnehmer können sich mit ihren multimedialen Beiträgen bei einem Wettbewerb beteiligen. Die Gewinner erhalten die Möglichkeit, an der COP 29 in Baku, Aserbaidschan, teilzunehmen – betreut von der DW Akademie. Das Projekt wird vom Auswärtigen Amt unterstützt.