In Ostafrika organisiert die DW Akademie ein Training zu konfliktsensibler Berichterstattung und professioneller Recherche. Beim Idea Lab tauschten sich Journalisten aus sechs afrikanischen Ländern aus.
„Wenn uns Fakten fehlen, erzeugt das Zweifel, die unsere journalistische Arbeit beeinträchtigen. Daher ist es umso wichtiger, dass wir unsere Quellen und Informationen mehrfach prüfen“, sagt Ruth Atim vom Northern Uganda Media Club. Gemeinsam mit 17 anderen Journalistinnen und Journalisten aus Ostafrika nahm sie an einem Idea Lab der DW Akademie unter dem Motto „Tell the story!“ in Entebbe teil.
Mit Fakten gegen Fehlinformation
Die fortschreitende Digitalisierung ermöglicht die immer schnellere Verbreitung von Informationen. Nicht immer wird dabei aber die Authentizität der Quellen geprüft, journalistische Standards bleiben häufig auf der Strecke. Doch gerade wegen der Informationsflut haben Journalistinnen und Journalisten große Verantwortung: Sie müssen prüfen, sortieren, einordnen.
Hier setzt das sechsmonatige Langzeittraining der DW Akademie für 18 Journalistinnen und Journalisten aus Print, Online, Fernsehen und Radio an. In dieser Zeit recherchieren, entwickeln und produzieren sie eigene Geschichten, präzise Vorrecherche und konfliktsensible Berichterstattung stehen im Mittelpunkt.
„Die Geschichte hinter der Geschichte finden“
Doch was sind die wichtigsten Grundlagen für eine professionelle Recherche und die Verifizierung von Nachrichten? „Vor allem brauchen wir in unseren Redaktionen die notwendigen Ressourcen“, sagt Jael Lieta von der kenianischen Radiostation Nam Lolwe in Kisumu.
„Dazu gehören Zeit, gut ausgebildetes Personal und Geld“. Vor dieser Herausforderung stehen viele Redaktionen, nicht nur in Ostafrika.
An äußerst relevanten und spannenden Geschichten mangelt es dagegen nicht: Die Projekte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer drehen sich unter anderen um Kindersoldaten im Kongo, die Einflüsse des Klimawandels in Kenia oder Rohölabbau in Uganda. „Journalisten müssen die Geschichte hinter der Geschichte finden“, sagt Élisée Mpirwa, Journalist der Zeitung The New Times in Kigali, Ruanda. „Das notwendige Handwerkszeug ist vorhanden, wir müssen es nur nutzen“. Ein Journalist aus Burundi ergänzt: „Dank des Idea Labs kann ich meine Recherchen mit denen der Anderen vergleichen. Das hilft mir sehr für meine Arbeit.“
Daten-Visualisierung zum besseren Verständnis
Nachrichten werden in Afrika zunehmend online verbreitet, deshalb liegt hier auch ein weiterer Schwerpunkt des Trainings. Praktische Übungen zum Thema Daten-Visualisierung mit dem Tool „Datawrapper“ möchte der Journalist aus Burundi in seine zukünftige Arbeit einbeziehen und auch seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter davon überzeugen.
Chinogerwa Furaha Citera, Journalistin bei Radio Maendeleo in Bukavu, Demokratische Republik Kongo, freut sich ebenfalls über den Input: „Ich weiß jetzt, wie man Zahlen visuell aufbereiten kann, zum Beispiel zur Darstellung einer Cholera-Epidemie.“
Kooperation zum Thema Fact-Checking
Beim Thema Fact-Checking arbeitet „Tell the story!“ mit der NGO Africa Check zusammen. Assane Diagne, Chefredakteur von Africa Check für den französischsprachigen Raum, leitete das Workshop-Modul für die frankophonen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Entebbe: „Africa Check möchte Fact-Checking in französischsprachigen Ländern weiter verbreiten.“ Das Idea Lab sei dazu eine gute Gelegenheit.
„Wir fragen immer nach konkreten Beweisen“, sagt auch Alphonce Shiundu, leitender Redakteur bei Africa Check. „Wenn wir von einer Nachricht oder Anschuldigung erfahren, dann kontaktieren wir die Person und haken nach. Wir gehen immer direkt zu den Betroffenen.“ Ein Ansatz, der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer überzeugt: „Wenn es um die Überprüfung von Fakten geht, nennt die NGO Afrika Check als ihr wichtigstes Gebot: Du sollst niemals aufgeben“, sagt Beatrice Rabach von Radio Free Africa in Tansania. „Dieses Gebot will ich zukünftig befolgen“.