Im Korruptionsfall um Ex-Präsidentin Park Geun-hye sind zwei Hauptakteure zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt worden. Vielen Südkoreanern gehen die Strafen nicht weit genug. Fabian Kretschmer aus Seoul.
Südkoreas Korruptionsskandal rund um Ex-Präsidentin Park Geun-hye hat ein neues Opfer gefordert. Parks engste Vertraute Choi Soon-sil (Artikelbild) wurde am Dienstag (13.02.) vom Seouler Zentralgericht zu einer Gefängnisstrafe von 20 Jahren verurteilt. Der 62-Jährigen wird Bestechung, Machtmissbrauch und Nötigung vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft forderte ursprünglich eine Freiheitsstrafe von 25 Jahren.
Choi hat mit Hilfe ihrer engen Verbindung zur Ex-Präsidentin insgesamt 50 Unternehmen dazu gedrängt, eine Summe von umgerechnet 58 Millionen Euro an zwei von ihr kontrollierte Sportstiftungen zu spenden. Die Geldspur führte auch nach Deutschland. In Hessen soll die Südkoreanerin ein Sporthotel betrieben haben, das sich als Briefkastenfirma entpuppt hat. Die Zahlungen von Unternehmen wie Samsung soll Choi zur persönlichen Bereicherung genutzt haben.
Tablet-PC brachte den Fall ins Rollen
"Die Komplizenschaft zwischen Park Geun-hye und Choi Soon-sil ist eine gut bekannte Wahrheit. Die Strafe von Park Geun-hye, die letztlich an der Macht war, sollte härter ausfallen als die von Choi", kommentierte Choi Seok, Sprecher der linksgerichteten Gerechtigkeitspartei, das Gerichturteil. Ex-Präsidentin Park wartet derzeit in Untersuchungshaft auf ihr Urteil, das voraussichtlich im März gesprochen wird.
Die Unternehmerin Choi gilt als Eckpfeiler in dem Regierungsskandal von 2016, der die sogenannten Kerzenscheindemonstrationen ausgelöst hatte. Damals zog über Monate hinweg jeden Samstag bis zu eine Million Demonstranten auf den Seouler Gwanghwamun-Platz, um die Amtsenthebung ihrer Präsidentin zu fordern.
Choi war seit Jugendtagen eine enge Freundin Parks. Schon lange kursierten Gerüchte in Journalisten- und Politikerkreisen über das sektenartige Abhängigkeitsverhältnis der beiden Frauen. Ans Tageslicht kam der Skandal jedoch erst, als ein Fernsehreporter Choi Soon-sils Tablet-PC mit vertraulichen Dokumenten im Mülleimer in der Nähe ihres Büros fand.
Südkoreas "Präsidentinflüstererin"
Die anschließenden Ermittlungen ergaben, dass sich Choi, die keinerlei politisches Amt innehatte, jeden Tag vom Präsidentenhaus briefen ließ, wichtige Reden der damaligen Präsidentin umschrieb und auch Einfluss auf zentrale Regierungsentscheidungen nahm. Viele Tageszeitungen sprachen damals von einem geheimen Schattenkabinett, bei dem eine Figur im Schatten heimlich die Regierungsgeschäfte leitete wie der ehemalige russische "Zarenflüsterer" Grigori Rasputin.
In den sozialen Medien wurde der Urteilsspruch emotional diskutiert. "Sie sollte lebenslänglich weggesperrt und ihr Vermögen konfisziert werden", schreibt ein User.
Lotte-Vorstand ebenfalls in Haft
Das Gericht verurteilte zudem den Vorstand des Lotte-Konzerns, Shin Dong-bin, zu zweieinhalb Jahren Haft. Shin hatte umgerechnet fünf Millionen Euro Schmiergeld an Chois Sportstiftungen gezahlt und im Gegenzug eine bevorzugte Behandlung für das Duty-Free Geschäft seines Unternehmens erhalten haben. Lotte ist der fünftgrößte Mischkonzern des Landes.
Erst letzte Woche wurde der de facto Samsung-Chef Lee Jae-yong nach einem Jahr Untersuchungshaft entlassen. Zwar wurde der Bestechungsvorwurf vom Gericht bestätigt, aber die Freiheitsstrafe von zweieinhalb Jahren konnte zur Bewährung ausgesetzt werden.
Südkoreas Präsident Moon Jae-in hatte während seines Wahlkampfes ein hartes Vorgehen gegen die grassierende Korruption zwischen Wirtschaftseliten und Politikern versprochen.