Wie lassen sich digitale Technologien nutzen, um Meinungfreiheit zu stärken? Dieser Frage widmeten sich Medienexperten aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Nahost bei einem Mediendialog in Kapstadt.
Nigel Mugamu und sein Medienunternehmen '263Chat' gibt Menschen in Simbabwe eine Stimme - mithilfe Sozialer Medien
Die Dandora-Müllhalde in Nairobi ist eine der größten in Afrika, Zutritt für die Öffentlichkeit strengstens verboten. Ein interaktives 3D Modell macht nicht nur die gigantischen Ausmaße dieses giftigen Abfallberges deutlich, es zeigt auch, dass nur wenige Meter entfernt Menschen wohnen und Kinder zur Schule gehen. Das Videomaterial wurde mit einer Drone aufgenommen, Teil des AfricanSkyCam Projekts, welches Journalisten in Afrika neue Recherchemethoden aufzeigt.
In Zentralindien gibt die Audio-Plattform CGNetSwara den ärmsten Bevölkerungsgruppen des Landes die Möglichkeit, mit einem einfachen Mobiltelefon Nachrichten in ihrer eigenen Sprache zu produzieren und abzuhören. Für die Ärmsten der Armen ist das Portal oft die einzige Möglichkeit, Nachrichten zu empfangen, da die Berichterstattung der Privatsender und Bürgerradios in Indien stark eingeschränkt ist.
In Kolumbien visualisiert die interaktive Karte "Rutas del Conflicto" mehr als 700 Massaker, die während des kolumbianischen Bürgerkriegs von den Paramilitärs begangen wurden. Daten über diese Taten waren bislang nicht zugänglich oder recherchierbar.
Diese Beispiele sind nur einige von vielen innovativen Projekten, die für Meinungsfreiheit einstehen und den Zugang zu Information im globalen Süden grundsätzlich verändern. Gleichzeitig verändern sich die Medienlandschaften rapide - das macht es schwer vorherzusagen, welche dieser Projekte Bestand haben und wirklich eine Veränderung herbeiführen werden. "Neue digitale Technologien bieten schier endlose Möglichkeiten", sagte Steffen Leidel, Projektmanager bei der DW Akademie, "doch nicht alle haben auch einen Mehrwert."
Geheimnisse des Erfolgs
Mehr Meinungsfreiheit durch digitale Technologien: Innovatoren aus 14 Ländern tauschten ihre Ideen aus
Die DW Akademie organisierte den "South2South" Mediendialog im südafrikanischen Kapstadt, um mit Medienexperten und Innovatoren aus 14 verschiedenen Ländern allgemeingültige Prinzipien für die innovative Nutzung digitaler Technologien zur Stärkung der Meinungsfreiheit zu erarbeiten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer - Pioniere erfolgreicher digitaler Projekte in Bangladesch, Kambodscha, Argentinien, Guatemala, Ägypten, Palästina oder Kenia - steuerten ihre praktischen Erfahrungen bei: Die Expertise reichte von Crowdsourcing, investigativen Recherchemethoden, Hyperlokal-Journalismus bis hin zu Datenvisualisierungen und Open-Data Projekten.
Nach drei Tagen Brainstorming, nächtelangen Debatten, Präsentationen und einer "Lego Serious Play session", einer Kreativ-Methode zur Strategieentwicklung, war es geschafft: Die Gruppe unter Leitung der DW Akademie durch Steffen Leidel, Guy Degen und Kate Hairsine, hatte das "South2South" Manifest mit sieben grundlegenden Prinzipien verfasst. "Es war wichtig, eine Vision zu entwickeln, die von allen getragen wird", so Steffen Leidel, Projektmanager und verantwortlich für das Projekt "South2South".
Große Gemeinsamkeiten
Einzigartig an diesem Zusammentreffen war insbesondere die Zusammenstellung der Gruppe. Während vergleichbare Konferenzen oder Meet-ups meistens nur Teilnehmer einer Region oder eines Kontinents zusammenführen, war die Unterschiedlichkeit der Herkunftsländer bewusst gewählt: Die Teilnehmer aus 14 verschiedenen Ländern sollten die Möglichkeit erhalten, Ideen auszutauschen und Anregungen über internationale Projekte zu erhalten. So konnten sie von Projekten lernen, über die sie sonst nichts erfahren hätten.
"Wir haben schnell gemerkt, dass in unseren Ländern ähnliche soziale, politische und wirtschaftliche Probleme existieren", sagte Bektour Iskender, Gründer des Online-Nachrichtenportals "Kloop" in Kirgisistan. "Das Faszinierende ist, dass jeder von uns einen anderen Lösungsansatz gewählt hat, um auf diese Probleme einzugehen. Daher nehme ich wirklich viele wertvolle Anregungen mit nach Kirgisistan. Ich habe viele innovative Projekte kennengelernt, die Probleme lösen können."
Kein einmaliger Austausch: Die Teilnehmer des "South2South" Mediendialogs haben sich vorgenommen, in Kontakt zu bleiben und ihre Erfahrungen über den weiteren Projektverlauf mit der Gruppe zu teilen.