Puentes de Comunicación: eine journalistische Zuflucht für Migranten | Lateinamerika | DW | 28.07.2022
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Lateinamerika

Puentes de Comunicación: eine journalistische Zuflucht für Migranten

Lateinamerikas größte virtuelle Nachrichtenredaktion und Trainingszentrum für Migrationsberichterstattung wurde gegründet, um Brücken zwischen Zuflucht Suchenden und der aufnehmenden Gesellschaft zu bauen.

Die Migrationskrise in Lateinamerika ist beispiellos. Tausende fliehen aus ihrer Heimat und suchen in den Nachbarländern Zuflucht, in der Hoffnung auf ein besseres Leben oder einfach nur, um zu überleben. Einem Bericht der Inter-Amerikanischen Entwicklungsbank (IDB) zufolge hat die wirtschaftliche und politische Krise Venezuelas die Migration in der Region in den letzten Jahren weiter verschärft. Mehr als fünf Millionen Venezolanerinnen und Venezolaner sind ausgewandert und treffen auf eine unüberschaubare Zahl von Migrantinnen und Migranten aus ganz Mittelamerika, die ebenfalls vor Gewalt und mangelnden wirtschaftlichen Möglichkeiten fliehen.

Dies hat in Aufnahmeländern wie Kolumbien, Bolivien, Chile, Kolumbien, Ecuador, Peru und Mexiko zu einer humanitären und sozialen Krise geführt. Die Situation verlangt nach Journalistinnen und Journalisten, die professionell und wahrheitsgetreu über die Lage berichten, um ein friedliches Zusammenleben zu fördern.

Die dritte Ausgabe des virtuellen Newsroom-Projekts Puentes de Comunicación, das von der DW Akademie gemeinsam mit dem venezolanischen digitalen Medienunternehmen Efecto Cocuyo und dem salvadorianischen Medienunternehmen El Faro ins Leben gerufen wurde, soll Medienschaffende dabei unterstützen, jenseits von Zahlen und Daten über die persönlichen Geschichten von Migrantinnen und Migranten zu berichten.

Puentes de Comunicación III schlägt eine Brücke zwischen zwei Ufern der regionalen Migration: der venezolanischen und der zentralamerikanischen. Ziel des Projekts ist es, mehr Empathie für die Probleme von Migrantinnen und Migranten zu schaffen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Um Brücken zwischen den Migrantinnen und Migranten und der aufnehmenden Gesellschaft zu bauen, wird bis Ende Juli ein großer virtueller Schulungs- und Redaktionsraum für die Berichterstattung eingerichtet. Es wird die größte derartige Nachrichtenredaktion in Lateinamerika sein.

Sechzig Journalistinnen und Journalisten, zumeist aus Aufnahmeländern oder Medienschaffende, die aus Zentralamerika oder Venezuela migrieren mussten, werden von erfahrenen Redakteurinnen und Redakteuren lernen, wie man investigativen Journalismus betreibt und mit Hilfe innovativer Tools genaue Daten liefert.

"Wir kommen aus verschiedenen journalistischen Bereichen zusammen, um uns zu treffen und Geschichten zu erzählen", sagte Ginna Morelo, Redaktionskoordinatorin von Puentes de Comunicación III.

"Wir sind eine Gruppe von Redakteuren, die ihre lateinamerikanischen Kollegen bei der Berichterstattung über Migration begleiten wollen. Wir definieren uns durch das Wort 'reisend', wir sind auf dem Sprung. Luz Mely Reyes und Laura Weffer in den Vereinigten Staaten; Óscar Martínez in El Salvador; David González in Argentinien; Freya León in Chile; Ibis León und Édgar López in Venezuela und ich selbst in Kolumbien machen das, was uns inspiriert: guten Journalismus mit guten Kollegen aus der Region."

Ecuador, Quito | Aus Venezuela geflohene Familie

Ganze Familien in Lateinamerika verlassen ihr Zuhause auf der Suche nach Sicherheit, wirtschaftlichen Möglichkeiten und einer besseren Zukunft für ihre Kinder

Der Stigmatisierung entgegentreten

Die Medien spielen eine entscheidende Rolle bei der Wahrnehmung von Migrantinnen und Migranten in der Gesellschaft. In der Migrationsberichterstattung mangelt es oft an Tiefgang und Einfühlungsvermögen, manchmal werden diese Ansätze auch der Sensationsgier geopfert. Einige Medien gehen sogar noch weiter und lehnen Migrantinnen und Migranten ab, indem sie sie als "Kriminelle", "Bettler" oder "Arbeitsverweigerer" bezeichnen.

Diese Nachrichten stigmatisieren Migrantinnen und Migranten und können zu Konflikten führen, was die Integration behindert. In seinen beiden vorangegangenen Ausgaben hat Puentes de Comunicación die regionalen Medien gestärkt und zu einer konstruktiven Migrationsberichterstattung beigetragen.

"Mit meinem Bericht konnten wir die Probleme sichtbar machen, mit denen LGBTQ+-Migranten konfrontiert sind, die mit HIV im Land leben, und über ein Thema sprechen, das in den Medien kaum behandelt wird", sagte Ana Cristina Basantes, eine Journalistin des ecuadorianischen Medienunternehmens GK.city, die 2021 ein Puentes de Comunicación-Forschungsstipendium erhielt. Dies gab ihr die Möglichkeit, eine weitere Reportage zu schreiben, diesmal über die Schwierigkeiten von Migrantenkindern.

"Nach der Veröffentlichung des Artikels", sagt sie, "schrieben mir mehrere Leute, die den Kindern helfen wollten. Heute haben sie ein Computer-Tablet und Schulsachen".

Ecuador, Quito | Aus Venezuela geflohene Familie

Die Veröffentlichungen im Rahmen der verschiedenen Ausgaben von Puentes de Comunicación zeigen, wie Journalismus einen positiven gesellschaftlichen Beitrag leisten kann

Ein Vermächtnis mit Zukunft

Im Rahmen der ersten beiden Ausgaben von Puentes de Comunicación wurden mehr als 100 lateinamerikanische Fachleute in investigativem Journalismus und in der Nutzung digitaler Hilfsmittel für die Berichterstattung über Migration aus einer Menschenrechtsperspektive geschult.

"Wir haben eine Generation von Journalisten, die für ein Thema ausgebildet und engagiert sind, das zunehmend mehr Aufmerksamkeit von den Medien erfordert. Ziel ist es, Stereotype zu beseitigen, soziale Sensibilität zu erreichen und eine öffentliche Politik zu fördern, die dazu dient, die Bedingungen der Menschen, die migrieren, zu verbessern", sagte Ligia Bolivar, eine Lehrerin des Programms und eine venezolanische Migrantin in Kolumbien.

Die Inhalte des Programms sowie ein Glossar mit wichtigen Begriffen, die Journalistinnen und Journalisten helfen sollen, qualitativ hochwertig und präzise über Migration zu berichten, wurden in einem Leitfaden entwickelt: "Puentes de Comunicación: cómo cubrir la migración y el refugio venezolanos" ("Kommunikationsbrücken: Wie man über venezolanische Migration und Flüchtlinge berichtet").

Die dritte Ausgabe von Puentes de Comunicación baut nun auf diesem Erbe auf. Fabiana Ortega, eine venezolanische Journalistin in Bogota (Kolumbien) und Mitarbeiterin des Projekts, drückt es folgendermaßen aus: "Wir haben uns verpflichtet, die Geschichte der venezolanischen Migration mit einem fairen Diskurs zu erzählen, der sich auf die Menschenrechte konzentriert und mehr Einfühlungsvermögen zeigt. Wir erzählen Geschichten über die Probleme, aber auch über ihre Träume und Hoffnungen, [und] erklären, was die Migranten für das Aufnahmeland beitragen können."

Puentes de Comunicación ist eine Initiative, die von der DW Akademie gemeinsam mit dem venezolanischen digitalen Medienunternehmen Efecto Cocuyo und dem salvadorianischen Medienunternehmen El Faro getragen wird. Unterstützt wird sie vom Auswärtigen Amt.

 

 

 

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