Palästina: Neue Plattform für Bürger in Nablus | Nahost/Nordafrika | DW | 14.03.2014
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Nahost/Nordafrika

Palästina: Neue Plattform für Bürger in Nablus

Infos, Dialog und mehr: Das Portal "Dooz" bringt Bürger und Politiker ins Gespräch. Als Kernstück des Projekts "Go Local" von DW Akademie und GIZ ebnet "Dooz" den Weg für mehr Transparenz und Teilhabe an der Politik.

DW Akademie-Projektmanager Abed Othman (Mitte) mit der jungen Dooz-Redaktion (Foto: DW Akademie).

DW Akademie-Projektmanager Abed Othman (Mitte) mit der jungen "Dooz"-Redaktion

Seit Ende vergangenen Jahres ist das Portal online: zunächst mit eigener Facebookseite, seit Januar als wordpress-basierte Webseite. "Dooz" ist multimediales Nachrichtenportal und Austauschplattform in einem, der Themenfokus ausschließlich lokal. Ein bisher einzigartiges Angebot, da sich verfügbare Medien in Palästina zumeist auf große, internationale Themen konzentrieren. "Wir greifen auf, was die Menschen unmittelbar betrifft, was vor ihrer Haustür passiert", erzählt "Dooz"-Redakteurin Majdoleen Hassouna. "Wir lassen die Bürger zu Wort kommen und tragen die Belange weiter." Hassouna ist eine der drei hauptverantwortlichen Redakteure im Kernteam der jungen Redaktion.

"Dooz" ist Teil des Projekts "Go Local", mit dem die DW Akademie im Gesamtvorhaben der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) die Förderung von Good Governance in Palästina unterstützt. Neue Tools für gute Regierungsführung sollen entwickelt und eingesetzt werden. Ein solches Instrument sind die von der GIZ geplanten Public Hearings – moderierte, öffentliche Anhörungen, bei denen Bürger dringende Themen vorbringen und mit Vertretern ihrer Kommunalverwaltungen diskutieren können.

Kreative Berichterstattung

Fußballspiel in Hebron - Dooz-Redakteurin im Einsatz für lokale Berichterstattung (Foto: DW Akademie/Abed Othman).

Fußballspiel in Hebron - "Dooz"-Redakteurin im Einsatz für lokale Berichterstattung

"Bisher gibt es kaum Austausch zwischen Bürgern und Politikern", sagt Verena Wendisch, DW Akademie-Länderkoordinatorin für Palästina. "Das Vertrauen der Menschen in die Kommunalverwaltung ist sehr gering." Beispielsweise herrsche in Fragen der Haushaltsführung wenig Offenheit. Die Public Hearings sollen die Situation verbessern und Dialog und Rechenschaftspflicht voranbringen. Dazu werden die "Dooz"-Redakteure die Public Hearings multimedial begleiten, darüber berichten und mit Informationsangeboten flankieren.

Zur Umgebung von Nablus gehören über 60 Dörfer und vier große Flüchtlingslager. Das "Dooz"-Team hat kreative journalistische Formate entwickelt, um einer jungen Zielgruppe ansprechende und verlässliche Informationen über aktuelle Ereignisse aus der Region zu bieten. Personalisierte Geschichten oder Straßenumfragen wie die Rubrik "Wenn ich Bürgermeister wäre…" lassen Bürger zu Wort kommen; Dossiers, Serviceangebote oder Terminübersichten informieren tagesaktuell. Im Format "Ein Verantwortlicher spricht" stehen Politiker zu einem bestimmten Thema Rede und Antwort. "Ziel ist, die Bürger umfassend auf die Public Hearings vorzubereiten, sie mit Hintergrundinformationen zu versorgen und für Themen zu sensibilisieren, damit gut argumentiert werden kann", erklärt Abed Othman, DW Akademie-Trainer und Projektmanager.

Mit Engagement und Leidenschaft

Interviewtermin mit Jibrin Albakri, Gouverneur von Nablus (Foto: DW Akademie/Abed Othman).

Interviewtermin mit Jibrin Albakri, Gouverneur von Nablus

Die "Dooz"-Redaktion ist für die journalistische Arbeit gut vorbereitet. Seit November 2013 fanden im Rahmen von "Go Local" Workshops in Journalistischer Praxis, Online- und Lokaljournalismus statt, durchgeführt von Trainern der DW Akademie. Seminare in politischer Kommunikation stehen noch aus. "Das Engagement der Teilnehmer ist immens", berichtet Abed Othman. "Sie haben das Konzept von 'Dooz' auf die Beine gestellt und arbeiten nun - zusätzlich zu ihren normalen Jobs - täglich mit. Ihre Verbundenheit mit dem Projekt und den Themen ist wirklich beeindruckend." Zu den 20 Teilnehmern zählen sowohl Journalisten der Region als auch Journalistik-Studenten der An-Najah-Universität in Nablus. Nach Abschluss von "Go Local" soll "Dooz" durch das Medienzentrum der Universität weitergetragen werden. Manuela Römer, integrierte Fachkraft vor Ort, wird das Projekt im Auftrag des Centrums für internationale Migration und Entwicklung (CIM) über die Projektlaufzeit hinaus betreuen.

Der erste Schritt für mehr Dialog und Transparenz ist bereits getan. Im Januar 2014 empfingen sowohl der Bürgermeister als auch der Gouverneur von Nablus das "Dooz"-Team zum Interview. "Die Treffen waren bemerkenswert, denn normalerweise meiden Politiker die Medien", so Abed Othman. Für das erste Public Hearing Ende März versprechen sich die Redakteure großes Interesse der Bevölkerung für die Diskussion. Auf "Dooz" wird das Hearing als Mitschnitt zu sehen sein.

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