Kompetenzen vermitteln, zur eigenständigen Entwicklung beitragen: Mit dem Ansatz fördert die DW Akademie den Aufbau von Praxiswissen in ihren Zielländern. Ein besonderes Beispiel ist die MiLLi* Summer School in Namibia.
Wie funktionieren Blende und Belichtung, wie baue ich ein Bild auf? Olivia Ebas erklärt ihrer Gruppe die grundlegenden Regeln der Fotografie. Die 28-Jährige lacht oft und beantwortet geduldig die Fragen der jungen Menschen in ihrem Kurs in Windhuk. Eigentlich studiert sie im weiter entfernten Osten des Landes – in Gobabis „Library and Information Science“ sowie Psychologie und arbeitet nebenbei in der dortigen Bibliothek. Doch in diesen ersten beiden Septemberwochen ist sie für MiLLi* in Windhuk im Einsatz. Als Teil des Trainerteams bildet sie nun Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus vielen Gebieten Namibias in Media and Information Literacy (MIL) aus.
Bewusstsein schaffen, Kompetenzen vermitteln
MiLLi*: Das steht für Media and Information Literacy Learning Initiative. Das Projekt ist eine Kooperation des College of the Arts in Windhuk mit der DW Akademie. Da auch in Namibia die Digitalisierung voranschreitet ist es wichtig, gerade bei jungen Menschen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie Nachrichten produziert und über digitale Kanäle verbreitet werden. Bei MiLLi* vermitteln Trainerinnen wie Olivia Ebas praktisches und theoretisches Wissen über Medienkompetenz, damit Jugendliche, auch in den entlegensten Gegenden Namibias, die Chancen und Risiken der digitalen Medien, wie Radio, TV und Internet, erkennen und damit umgehen können.
Olivia Ebas erklärt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Grundlagen der Fotografie mit dem Smartphone
Zehn Tage lang dauert eine MiLLi*-Summer School. Danach können die 28 neu ausgebildeten Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ihr Wissen an Jugendliche in den Regionen weitervermitteln. Schon der Trainingsort der Summer School ist inspirierend: Auf dem ehemaligen Industriegelände in Windhuk, auf dem sich nun das College of the Arts befindet und sonst Kunst und Medienstudenten werkeln, können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Neues und Kreatives ausprobieren.
Jeweils zwei Trainerinnen und Trainer betreuen Kleingruppen mit acht Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Dabei entstehen vielfältige Projekte zu unterschiedlichen Schwerpunkten: Musik und Sound, Video, Audio oder Fotografie – wie in der Gruppe von Olivia Ebas.
Wissensvermittlung in die ländlichen Regionen
Angefangen hat es für Olivia Ebas im vergangenen Jahr, als sie selbst Teilnehmerin bei der MiLLi* Summer School war. Ihr Beispiel zeigt, wie sich via MiLLi* das Wissen über Medienkompetenz verbreitet. Nach der Summer School gründete sie einen Media Club in der Bibliothek ihres Heimatortes Gobabis. Heute treffen sich dort mehrmals pro Woche 15 Kinder zwischen neun und 13 Jahren nach der Schule. Im Media Club lernen die Kinder schon früh den kritischen Umgang mit Medien – bei Lernspielen und Theorieeinheiten werden Lese- und Medienkompetenz geschult.
Als Olivia Ebas gefragt wurde, ob sie in diesem Jahr wieder an der Summer School teilnehmen möchte – diesmal als Co-Trainerin – war sie begeistert. Ihre Vorgesetzten unterstützen gerne das Engagement der jungen Frau, da sie zudem großes Potenzial in ihrer Weiterbildung sehen. Denn auch in Bibliotheken spielt der Einsatz digitaler Medien eine immer größere Rolle. Das habe sie bei ihrer Berufsentscheidung mit bedacht, sagt Olivia. Sie sei nicht Bibliothekarin geworden, um Bücher zu stempeln: „Ich will mehr über Medienkompetenz lernen und selbst Wissen weitergeben.“
Das kann sie nun noch mehr – als Co-Trainerin für MiLLi*. Von ihrer Gruppe ist Olivia Ebas jedenfalls begeistert, vom Teamgeist und den ersten Ergebnissen. Und sie ist auch stolz.
Sie haben insgesamt vier Foto-Stories produziert und gelernt, mit dem eigenen Smartphone spannende Geschichten zu erzählen, beispielsweise über Namibias Nationalgericht „Kapana“. Nach Abschluss können wiederum die von Olivia ausgebildeten Absolventen das neu erlernte Wissen in ihre Heimatregionen weitergeben. Zusammen mit den Jugendlichen vor Ort entwickeln sie dann in zwei- bis dreitägigen Workshops neue Projekte.
Und sie sind nicht allein: Begleitet werden sie dabei vom Netzwerk der „FaMiLLi*“: Hier können sie Co-Trainer für die Zusammenarbeit finden und sich über ihre Projekte austauschen. So kommen auch Organisationen aus verschiedenen Regionen des Landes in Kontakt - und das Netzwerk um MiLLi* wächst mit jeder Kooperation.