„Lernt kritisches Denken“: Video-Initiative stärkt Medienkompetenz in Kirgisistan | Regionen | DW | 02.06.2021
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Regionen

„Lernt kritisches Denken“: Video-Initiative stärkt Medienkompetenz in Kirgisistan

Fake News und Desinformation spalten die Gesellschaft, dies wird besonders in der Corona-Pandemie deutlich. In Kirgisistan gibt es nun eine Video-Initiative zur Stärkung der Medienkompetenz.

„Fake News verbreiten sich schneller als das Virus selbst“, beschrieb Tedros Adhanom Ghebreyesus, Leiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Situation im letzten Jahr. Denn gerade während der Pandemie, wo schnelle und vertrauenswürdige Informationen überlebenswichtig sein können, machten Falschmeldungen über wundersame Heilmittel gegen Corona und Verschwörungstheorien die Runde – auch in Kirgisistan.  

Um vorzubeugen, dass die dortige Bevölkerung Opfer von Desinformation wird, hat die Media Support Center Foundation eine Video-Initiative gestartet, um die Medienkompetenz der Menschen in Kirgisistan zu stärken. Unterstützt wurde sie dabei von der DW Akademie, finanziert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Insgesamt wurden zehn informative und gleichzeitig humorvolle Videos in russischer und kirgisischer Sprache produziert, die auf OTRK (öffentlich-rechtliche Fernseh- und Rundfunkgesellschaft der Kirgisischen Republik) und Ala-Too 24, den meistgesehenen Fernsehkanälen des Landes, ausgestrahlt wurden. Sie befassten sich mit Themen wie Falschmeldungen, Desinformation und Cybermobbing.  
   
Bloggen für Medienkompetenz  

Um möglichst viele Menschen zu erreichen und die Kampagne bekannter zu machen, wurden lokale Instagram-Persönlichkeiten, die bei der Bevölkerung beliebt sind - Bektur Usenov und Nursultan Kursanali Uulu, in die Kampagne mit einbezogen. Die beiden waren bereits erfahren im Auftritt vor der Kamera, in einem Video zum Thema Medienkompetenz mitzuspielen, war allerdings auch für sie eine Premiere.  
  
So spielt in einem der Videos Nursultan einen Vater, der Informationen über den „Aufstieg des Dollars“, das „Sprühen von Gift aus Hubschraubern“ und die „Gefahren von 5G“ erhält und diese, ohne sie vorher zu überprüfen, in WhatsApp-Gruppen weiter verbreitet. Die Situation ist nicht nur komisch, sondern den meisten aus ihrem privaten Alltag auch bekannt: Fast jeder hat Verwandte, die glauben, was sie sehen oder lesen und Inhalte unkritisch teilen. Und nur die Wenigsten kennen die Konsequenzen des Versendens falscher Nachrichten.  

Kirgisistan | Tilek Kalenov

Tilek Kalenov, Schüler des Gymnasiums Nr. 4 in Osch berichtet über die Arbeit seines Media Corners.

Vielen Social-Media-Nutzern gefielen die Videos, sie teilten sie mit Eltern und Verwandten. Dabei erreichten einige der Beiträge bis zu 500.000 Aufrufe in den sozialen Medien. Für Aichurek Usupbaeva, die Programmdirektorin der Partnerorganisation Media Support Center Foundation ein klarer Beweis, dass der Ansatz funktioniert:  “Die Videos helfen den Menschen in Kirgisistan dabei, das Problem zu sehen, es zu verstehen und ihre gewohnten Handlungen zu hinterfragen.” So seien sie sensibler und vor allem kritischer gegenüber den Informationen geworden, die sie erreichten.

Laut Usupbaeva, würden sowohl junge als auch ältere Leute dazu neigen, kurze Videos ohne viel Überlegung, anzuklicken, zu liken und vor allem zu teilen. „Während der Pandemie ist diese Tendenz noch stärker geworden. Besonders sieht man das in privaten WhatsApp-Gruppen in Kirgisistan.” Eine Erklärung dafür sei, dass es heutzutage weniger direkten Kontakt gebe und die Hauptkommunikation nun durch soziale Medien und Messenger erfolge. Vieles würde unbedacht weitergeleitet, ohne es zu prüfen. “Menschen haben auch mehr Vertrauen, wenn sie Videos und Informationen in geschlossenen, privaten Gruppen bekommen. Sie denken sofort, sie sind wahr und müssen nicht mehr überprüft werden“, sagt Usupbaeva. 

 

Medienkompetenz auch in Bildungseinrichtungen fördern 

Auch Schulen und andere Bildungsinstitutionen in Kirgisistan nehmen sich daher das Projekt zur Förderung von Medienkompetenz junger Nutzerinnen und Nutzer zum Vorbild. Die DW Akademie hilft dort unter anderem bei der Gestaltung des Lehrplans.  

 “Natürlich sollte jede und jeder die Freiheit haben, sich eine eigene Meinung zu bilden und diese auch zu äußern”, sagt Elena Lee Baranovski, Entwicklungsleiterin am AUCA Innovation College in Bischkek. Um das zu üben, bittet sie ihre Schülerinnen und Schüler  Memes zu  historischen Ereignissen zu erstellen und sie den Mitschülerinnen und Mitschülern zu präsentieren.  Dies soll ihnen helfen, komplexe Zusammenhänge zusammenzufassen und spielerisch zu erklären. 
  

„Kreativität hilft beim Schaffen, daher sind diejenigen gefragt, die sich etwas einfallen lassen und nicht diejenigen, die einfach nur umsetzen“, betont Daniyar Amanaliev, Gründer des OLOLO Coworking Network in Kirgisistan. Für ihn ist Kreativität heute und in Zukunft die wichtigste Fähigkeit um sich in der sich rasant verändernden Umwelt zurechtzufinden und originelle Lösungen für jede Herausforderung zu erarbeiten. Dazu empfiehlt er Jugendlichen mehr zu lesen und vor allem Soft Skills wie Selbstorganisation, Umgang mit Information und Daten, Resilienz, Kommunikationsfähigkeit und Lernwilligkeit zu entwickeln.Dadurch sollen sie in die Lage versetzt werden,  Bedrohungen zu verstehen, die von Falschnachrichten und Desinformation ausgehen.  

 

 

 

 

 

 

 

 

Kritisches Denken durch Aufklärung

Die Bevölkerung Kirgisistans über die Gefahr von Fake News zu informieren und ihre Medienkompetenz zu steigern ist das Hauptziel des Projekts. Mit den Videos, die über TV und Social Media verbreitet wurden, ist hier bereits ein wichtiger Schritt erreicht: Die Videos können eine neue Perspektive bieten, und anhand von Bildern und Animationen Zusammenhänge erklären, die im Kopf bleiben.  
  
In den nächsten Monaten soll auch ein MIL (Media and Information Literacy) Sommer-Camp für Kinder stattfinden, sowie weitere „Media Corners“ in Schulen entstehen.