Ghanas Norden ist der Inbegriff des ländlichen Afrikas: Die Bevölkerung ist geprägt von vielfältigen Sprachen und Kulturen und hat, im Vergleich zum Süden, eine erhebliche technologische Kluft zu überwinden.
In einer Region, in der Smartphones noch rar sind, verlassen sich viele Menschen auf das Radio. Die Informationsbedürfnisse der Landbevölkerung unterscheiden sich oft erheblich von denen in städtischen Gebieten. So sind im Norden Ghanas die drängendsten Probleme saisonal bedingt: In der Regenzeit von Mai bis Oktober beherrschen Überschwemmungen, unterspülte Straßen und von Stürmen beschädigte Märkte oder Dörfer die Nachrichten. In der Trockenzeit hingegen dominieren Themen wie Buschbrände und Trinkwasserversorgung, aber auch Kriminalität. „Alle Gemeinschaften hier haben ganz unterschiedliche Probleme und über diese muss berichtet werden”, sagt Maxwell Suuk, Ghana-Korrespondent der DW. „Wenn es in den ländlichen Gemeinden keine Journalistinnen und Journalisten gäbe, würde man nie etwas von dort hören”, erklärt er.
Suuk erkannte, dass es im ländlichen Norden trotz der besonderen Informationsbedürfnisse der Bevölkerung kaum journalistische Ausbildungsangebote gab. In den Redaktionen fehlte es nicht an Talent, aber an Knowhow für eine solide Berichterstattung. Daraufhin entwickelte die DW Akademie eine Reihe von Schulungen für lokale Journalistinnen und Journalisten.
So lernten neun Teilnehmende die Grundlagen des Qualitätsjournalismus und befassten sich damit, wie man mit nur einem Smartphone und kostenlosen Apps Berichte für Online, Radio und Fernsehen produziert.
Moses Apiah arbeitet als Journalist bei einem lokalen Radiosender. Nach dem Training berichtete er über einen Mann, der mit dem Verkauf von Seife an den Haustüren seinen Lebensunterhalt bestreitet. Wegen einer körperlichen Behinderung konnte es Stunden dauern, bis er von einem Haus zum anderen kam. Nur kurz nachdem Apiahs Geschichte im Lokalradio ausgestrahlt und auf WhatsApp gepostet wurde, nahm ein örtlicher Politiker Kontakt mit Apiah auf, um seine Hilfe anzubieten. „Zuerst dachte ich, es handele sich um Geschwätz”, erzählt Apiah. „Drei Tage später kam dann ein Dreirad für meinen Protagonisten!” Journalismus kann das Leben von Menschen nachhaltig verändern – im Kleinen wie im Großen.