Die Internationalen Volontärinnen und Volontäre der DW des Jahrgangs 2010/ 2011 stellen sich vor.
Nader Alsarras
Nader Alsarras
Schon als kleines Kind interessierte ich mich für die deutsche Sprache und die deutsche Literatur. Deutschland war für mich bis dahin ein fernes Land. Ich kannte es nur vom Deutschunterricht an einer deutschen Schule im palästinensischen Beit Jala, wo ich aufgewachsen bin. Mit elf Jahren fing ich an deutsch zu lernen, und ich kann mich heute noch erinnern, wie ich abends vorm Schlafengehen in meinem kleinen Radio nach deutschen Radiosendern suchte. Auch wenn die Tonqualität nicht so gut war und ich mit meinem bisschen Deutsch nur einzelne Wörter verstehen konnte, hat mich das damals sehr fasziniert.
Ende 1998 kam ich nach Deutschland, um Literaturwissenschaft zu studieren. Während meines Studiums im schönen Heidelberg engagierte ich mich in einer studentischen Theatergruppe und begann, Theaterkritiken für eine kleine Zeitschrift und Artikel über kulturelle Veranstaltungen für eine lokale Zeitung zu schreiben. Parallel dazu habe ich die arabische Website der Deutschen Welle regelmäßig besucht, um mich über aktuelle Themen und Ereignisse in der arabischen Welt aus deutscher Sicht zu informieren. Schon damals hat mich das Internationale Volontariat der Deutschen Welle sehr gereizt und ich hatte mir fest vorgenommen, mich dafür nach dem Ende meines Germanistik-Studiums zu bewerben.
Und nun hat es mit dem Umzug vom Neckar an den Rhein geklappt! Ich freue mich, dass ich als Volontär bei der Deutschen Welle eine solide journalistische Ausbildung erhalte und dadurch einen kleinen Teil zur Völkerverständigung und zum Austausch zwischen den Kulturen beitragen kann.
Bachir Amroune
Bachir Amroune
In meinem Heimatland Algerien gab es Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts einen regelrechten Satellitenschüssel Boom. Da Fernsehen jedoch bekanntlich ungesund ist und unsere Familie außerdem nicht einfach jede Mode unüberlegt mitzumachen hatte, mussten wir eine mehrjährige Überzeugungsarbeit leisten, bis wir das Herz meines Vaters erweichen konnten. Als wir uns endlich auch ein solches Wundergerät zulegten, begann für meine Familie ein neues Zeitalter. Gebannt starrten wir auf die Flimmerkiste und verfolgten stundenlang das bunte Treiben in den unterschiedlichen Soaps und Talksendungen, die damals schon das Angebot der deutschen Privatsender prägten.
Während uns die Privatsender mit einem unerschöpflichen Nachschub an Alltagsvokabular und -redewendungen versorgten und uns somit das Erlernen der deutschen Sprache erheblich erleichterten, erlebte ich durch die DW erstmals, dass Fernsehnachrichten nicht zwangsläufig aus stundenlangen Berichten über die unbedeutendsten Aktivitäten eines Präsidenten bestehen müssen. Meinen Geschmack dafür, wie seriöse Nachrichten aussehen sollten, prägte dies entscheidend.
Als meine Familie Mitte der neunziger Jahre nach Deutschland zog, verloren wir die DW aus den Augen. Denn um deutsche Sender empfangen zu können, war eine Sattelitenschüssel jetzt überflüssig und über die normale Antenne konnte die DW nicht empfangen werden. Erst viele Jahre später, während meines Studiums, erfuhr ich, dass die DW auch auf Arabisch in die arabische Welt sendet. Ich absolvierte ein zweimonatiges Praktikum in der Arabischen Redaktion und bewarb mich um das Internationale Volontariat.
Witzigerweise stellt die DW für mich jetzt eine Verbindung in die arabische Welt dar, so wie sie mich in meiner Kindheit mit Deutschland verband. Ich hoffe, diese Verbindung nutzen zu können, um meinerseits einen Beitrag dazu zu leisten, den Menschen eine Möglichkeit zu bieten, über ihren Tellerrand zu schauen.
Tetyana Bondarenko
Tetyana Bondarenko
"…hiermit bewerbe ich mich erneut um einen Platz im Internationalen Volontariat der Deutschen Welle…" Ob es gerade meine Hartnäckigkeit war, die die Jury überzeugt hatte, werde ich wohl nie erfahren. Mit Sicherheit kann ich jedoch sagen, dass ich mich für meinen Traum auf einen langen Weg gemacht habe, das in der Welt des Journalismus hoch angesehene Volontariat der Deutschen Welle zu bekommen. 2000 Kilometer von Kyiv nach Bonn, fünf Jahre Studium der Medien- und Kulturwissenschaften in Düsseldorf, zahlreiche Praktika und unzählige Tage und Nächte weit weg von meiner Familie…
Dabei fing das ganze - wie so Vieles im Leben - durch einen Zufall an. Ein kurzer Einblick in die Arbeit einer Nachrichtenagentur während meines Anglistikstudiums in der Ukraine: Zwölf Stunden am Stück täglich - einen Monat lang. Ich befand mich in einem nicht enden wollenden Informationsfluss - surreal und trotzdem realistisch. Aber wer einmal die Macht des Gatekeepers erlebt hat, möchte sie nie wieder los lassen.
So beschloss ich, anstatt meinen Schülern Englisch beizubringen, den Menschen die Welt näherzubringen. Wie? Mit meinen Augen, durch meine Stimme, mit der Kraft meiner Wahrnehmung, mit der Deutschen Welle - der DW, die es schafft, nicht nur die Brücken zwischen meiner Heimat, Deutschland und dem Rest der Welt zu schlagen, sondern den Menschen auch bewusst zu machen, wie sehr wir diese Brücken brauchen.
Ognjen Cvijanović
Ognjen Cvijanović
Ich bin in Serbien geboren, habe aber einen großen Teil meines Lebens in Griechenland verbracht. Insbesondere während der Zeiten, als es in meiner Heimat Kriege gab. Schon als Kind merkte ich, dass sich ein politisches Bewusstsein in mir regte und ich begann, politische Nachrichten zu verfolgen. Die Luftangriffe über meiner Heimat dauerten an. Wir lebten in einer kleinen Wohnung in Athen 1500 km von Belgrad entfernt. Ich erinnere mich immer noch daran wie mein Vater mit seinem Ohr am Radio sagte: "Jetzt Ruhe, die Deutsche Welle fängt an zu berichten." Seitdem sitzt die Deutsche Welle fest in meinem Gedächtnis als ein Synonym für objektive und offene Nachrichten, die die Fakten als Fakten vorstellt und überträgt.
Später habe ich meine Interessen an Politik durch das Studium in Deutschland vertieft. In manchen Veranstaltungen wünschten Dozenten, dass wir Nachrichten und Interviews von Politikern und Korrespondenten verfolgten, um diese Informationen in unseren Arbeiten zu analysieren. Dabei war die Deutsche Welle eine der wichtigsten Quellen für meine Forschungen. In dieser Zeit fing ich an, auf Fragestellungen und Inhalte zu achten. In vielen Situationen habe ich mir vorgestellt, wie ich das Interview führen würde, um möglichst viele Informationen zu bekommen. Ab da wusste ich, dass ich Journalist werden will.
Im Internationalen Volontariat der Deutschen Welle möchte ich jetzt lernen, die richtigen Fragen selber zu stellen….
Anggatira Gollmer
Anggatira Gollmer
Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages bei der Deutschen Welle arbeiten würde. Medien haben mich als Kind zwar immer fasziniert, aber ich wollte keine Journalistin werden. Mein Traum war: Künstlerin.
Wie viele andere Kinder in meiner Schule, hatten wir japanische Comics gelesen. Die Kombination zwischen Bildern und Geschichten fand ich super. Zeichnen hat mir immer Spaß gemacht und ich wollte auch später Geschichten durch meine Bilder zu erzählen. Leider hatte ich mich nie getraut, mich an einer Kunstakademie zu bewerben. Trotzdem blieb der Wunsch mit Bildern und Geschichten etwas zu machen und daneben Sprachen zu lernen. So beschloss ich, in Deutschland Medienwissenschaft zu studieren. Eines Tages habe ich meine eigene Fernsehsendung, dachte ich. Gegen Ende meines Studiums absolvierte ich ein Praktikum bei der Deutschen Welle. Es war meine erste Begegnung mit der Welt des Journalismus. Sechs Monaten verbrachte ich bei der indonesischen Redaktion. Dort habe ich verschiedene Reportagen realisiert, Menschen interviewt und Nachrichten gesprochen. Das war alles sehr spannend!
Und mein Interesse war geweckt, als Journalistin weiter zu arbeiten. So traute ich mich, mich um das Internationale-Volontariat zu bewerben. Ich freue mich jetzt auf die Zusammenarbeit mit Kollegen aus verschiedenen Kulturen die mich und meine Arbeit bereichern werden. Und vielleicht erzähle ich ja in Zukunft noch Geschichten mit Bildern. Bei DW-TV zum Beispiel!
Mona Hefni
Mona Hefni
Ein arabisch-deutscher Kulturenmischmasch, das bin ich. In Deutschland, Ägypten und Belgien aufgewachsen haben mich einerseits die deutschen Schulen und Freunde und andererseits meine ägyptische Familie sehr geprägt. Deshalb faszinieren mich verschiedene kulturelle Hintergründe und Kombinationen. Und genauso gerne wie ich die Medien beider Kulturen nutze, gestalte ich sie auch gerne. Als Produzentin und Reporterin in den ägyptischen Medien fühlte ich mich sehr eingeschränkt, da ich mich "nur" mit ägyptischen Themen befassen durfte. Erst als Radiomoderatorin bei Radio Kairo konnte ich mich verwirklichen, da ich dort auch Programme über aktuelle Themen in Deutschland und Ägypten auf Deutsch verfassen konnte.
Mit großem Interesse verfolgte ich zu der Zeit DW-TV. Mich faszinierte, wie die Deutsche Welle eine medial-kulturelle Brücke zwischen Deutschland und der arabischen Welt herstellt. Mein Interesse an Medien und Kultur brachte mich dazu, einen Masterstudiengang zu absolvieren, um mein wissenschaftliches Wissen im Medienbereich zu vertiefen.
Zufällig bin ich auf die Online-Anzeige des Internationalen Volontariats gestoßen und sah meine große Chance, etwas zu verwirklichen, was ich für sehr wichtig in dieser Zeit halte: durch Medienarbeit etwas zur Kultur- und Völkerverständigung zwischen Deutschland und der arabischen Welt beizutragen.
Basak Özay
Basak Özay
Das schwarze Radio und Ich
Ich glaube nicht, dass es im Leben Zufälle gibt.
Als ich Kind war, hat mein Vater als Lehrer in Deutschland gearbeitet. Einmal hat er aus Deutschland ein schönes, schwarzes Radio mitgebracht, das auch die Kurzwelle empfangen konnte. In den Zeiten, wo der Fernseher gegenüber dem Radio noch nicht so konkurrenzfähig war wie heute, bestimmte dieses schwarze Radio unser Leben. Wir haben jeden Tag die Nachrichten im Radio gehört. Den Namen "Deutsche Welle", oder wie man damals im Türkischen sagte "Almanya'nın Sesi" - die Stimme Deutschlands - kenne ich seitdem.
Viele Jahre später habe ich den Namen "Deutsche Welle" wieder getroffen und zwar in den deutschsprachigen Zeitschriften am Goethe Institut, wo ich angefangen hatte Deutsch zu lernen. Nach meinem Wirtschaftsstudium in der Türkei bin ich für ein Masterstudium in Europarecht nach Deutschland gekommen. Bei einem Praktikum in Brüssel, fragte mich ein Journalist: "Willst du versuchen, für uns von den Verhandlungen zwischen der EU und der Türkei zu berichten?" Die Antwort war klar und meine Leidenschaft war geweckt: "Sehr gerne". Meine Zeit in Brüssel ging zwar zu Ende, aber meine Leidenschaft für den Journalismus blieb bestehen.
Genau in diesem Moment tauchte die Deutsche Welle zum dritten Mal in meinem Leben auf. Nach der positiven Antwort auf meine Bewerbung für ein Praktikum bei der Türkischen Redaktion der Deutschen Welle, hatte ich das Gefühl, endlich den richtigen Weg gefunden zu haben. Nach diesem Praktikum arbeitete ich zwei Jahre als freie Mitarbeiterin für die DW.
Heute bin ich sehr glücklich darüber, dass ich im Rahmen des Internationalen Volontariats weiter bei der Deutschen Welle lernen und arbeiten kann. Jetzt ist die Deutsche Welle das Zentrum meines Lebens, allerdings nicht mehr in der Form eines schwarzen Radios, sondern als ein Treffpunkt der Meinungsfreiheit, Kreativität, Objektivität, Vielfältigkeit und natürlich meiner eigenen Stimme.
Irem Özgökceler
Irem Özgökceler
Alles begann in Hildesheim… Schon als Kind träumte ich davon, Dolmetscherin und multikulturell-mehrsprachige, internationale Kriegsjournalistin zu werden. Durch mein Studium in Istanbul ist es mir gelungen, meinen ersten Traum als Dolmetscherin zu verwirklichen. Nach zwölf Jahren Türkei kehrte ich nach Deutschland zurück, um meinen Traum zu Ende zu träumen. Hier studierte ich Medien - und Kulturwissenschaften. Meine medialen und kulturellen Kenntnisse wurden dadurch deutlicher geprägt. Meine Liebe zur Fotografie, Menschen aus verschiedenen Kulturen in Bildern zu erfassen und den Augenblick einer Sekunde für ewig einzufangen, war mir zu wenig. Ich wollte mein Wissen und meine Kultur mit anderen Menschen nicht nur im Bild, sondern auch im Wort festhalten.
Nach intensiver Recherche stieß ich auf die Deutsche Welle und absolvierte ein Praktikum. Nach dem Praktikum erfüllte sich der Traum vom Internationalen-Volontariat. Meine Endhaltestelle "Fernweh nach neuen Kulturen" ist nun die Deutsche Welle. Hier ist die ganze Welt innerhalb von ein paar Minuten zu Fuß zu erreichen. Ich sitze mit meinen beiden Kulturen mittendrin in der kulturellen Vielfalt der DW. Meine deutsche und meine türkische Seite profitieren von meinem Glück, ein Teil der Deutschen Welle sein zu dürfen.
Shenjun Liu
Shenjun Liu
"Zhe li Shi deguozhisheng, Deutsche Welle", als ich mit vierzehn Jahren in meinem kleinen Zimmer in Nord-China durch Zufall diesen Satz im Radio hörte, wusste ich, dass ich eine neue Welt entdeckt hatte. Die Deutsche Welle war meine Tür für die Außenwelt. Zahlreiche Geschichten, interessante Kulturen, fremde Sprachen haben meine Neugier auf Deutschland geweckt. Vor neun Jahren landete ich in diesem Land, von dem ich vorher nur "gehört" hatte.
Mittlerweile habe ich mein Studium in Film- und Fernsehwissenschaft an der Universität Bochum abgeschlossen und seitdem arbeite ich als Journalistin. 2007 entdeckte ich im Internet, dass man sich bei der Deutsche Welle als Internationale-Volontärin bewerben kann! Das war eine Nachricht, von der ich niemals zu träumen gewagt hätte. Und jetzt endlich, nach zwei Jahren hat sich mein Traum verwirklicht: Jetzt bin ich Volontärin der DW.
Die Arbeit in einem neuen Umfeld ist für mich eine Herausforderung. Ich bin neugierig und werde sicherlich noch eine Menge lernen müssen. Aber was ich jetzt schon sicher weiß: Die Deutsche Welle wird bestimmt ein guter "Türöffner" sein, um fabelhafte, interessante Welten entdecken zu können.
Chi Viet Giang
Chi Viet Giang
Drei auf einen Streich! Wenn ich mir ein Etikett auf die Stirn kleben müsste, dann würde darauf stehen: multikulturell, international und vielseitig einsetzbar.
Multikulturell, da meine Eltern in Vietnam geborene Chinesen sind. Als sogenannte "Boatpeople" kamen sie 1978 nach Deutschland, wo ich 1980 in Koblenz zur Welt kam. Aufgewachsen in einem buddhistischen Umfeld, habe ich mein Abitur an einem bischöflichen Gymnasium gemacht.
International, da ich meine Studienzeit in Köln, Taiwan und China verbracht habe. Für meine Diplomarbeit bin ich nach Tokyo, Taibei und Hongkong gegangen. Thema: "Das Rechtssystem in Taiwan während der japanischen Kolonialzeit".
Vielseitig einsetzbar, da mich mein Studiengang zu einem Allrounder ausgebildet hat. Mein Diplom als Regionalwissenschaftler Ostasien erhielt ich im Sommer 2008. Die modernen Chinastudien beinhalten die Politik, Wirtschaft, Kultur und Literatur Chinas. Als Nebenfach hatte ich Jura gewählt.
Mit diesen drei Attributen ausgestattet, stellte sich die Frage, welches Umfeld würde am besten zu mir passen? Keine Frage - die Deutsche Welle. Während der olympischen Spiele in Beijing arbeitete ich als Stringer in Hongkong für den NDR - meine erste Berührung mit dem Journalismus.
Das Bonner Funkhaus verkörpert für mich einen Mikrokosmos der Welt. Hier arbeiten die unterschiedlichsten Nationalitäten in den verschiedensten Sprachen nicht nur nebeneinander, sondern vor allem miteinander! Das Internationale Volontariat der DW Akademie bietet mir die Möglichkeit, mich trimedial weiterzubilden. Für mich bedeutet Deutsche Welle deshalb auch: multikulturell, international und vielseitig.