"Bajo la lupa" - beim Kick-off-Workshop der DW Akademie und des GIZ-Programms "Pro Indigena" lernten indigene Journalisten, wie sie die Medien systematisch unter die Lupe nehmen können.
Ein Blick in die führenden nationalen Printmedien wie "El Comercio", "Hoy", "El Universo", "Buenas Noticias" oder "El Telégrafo" an einem beliebigen Märztag: Aufmacher ist ein Metallica-Konzert in Quito, die Platzwunde eines bekannten Fußballspielers oder die Studentenproteste in Venezuela. Berichte, welche die indigene Bevölkerung betreffen, sucht man vergebens. Und dass obwohl schätzungsweise jeder Vierte der knapp 16 Millionen Einwohner Ecuadors indigener Abstammung ist.
Genau hier setzt das Projekt "Bajo la lupa" ("Unter der Lupe") der DW Akademie und des GIZ-Programms "Pro Indigena" an. Zwölf indigene Reporter aus verschiedenen Volksstämmen wie den Shuar, Achuar und Zapara werden bis September 2014 in systematischer Medienanalyse trainiert.
"Unser Problem ist, dass wir selbst wenig Initiative ergreifen, um unsere Rechte einzufordern. Das ist ein großer Fehler", sagte Teilnehmer Tupak Gualán Macas bei dem Kick-off-Workshop in Quito. Der 23-jährige Student findet, die indigene Bevölkerung müsse selbst aktiv werden. "Wir sollten die nationalen Medien daran erinnern, dass die Berichterstattung sich nicht nur auf die großen Metropolen Quito und Guayaquil konzentrieren darf." Das Projekt "Bajo la lupa" sei für ihn ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Indigene Themen in den Mittelpunkt
Die Teilnehmer des Projektes werden in den kommenden Monaten die Themensetzung der nationalen Zeitungen analysieren. Die Ergebnisse fließen sowohl in die virtuelle Plattform "Bajo la lupa" ein, die von den Teilnehmern betreut und täglich aktualisiert wird, als auch in eine wöchentlich ausgestrahlte halbstündige Radiosendung. Themen wie der Erhalt indigener Kultur, Umweltzerstörung oder auch Frauenrechte stehen hier im Mittelpunkt - Themen also, die von den nationalen Medien nicht aufgegriffen werden.
Patricio Luna, Projektmanager der DW Akademie und der GIZ, zeigte sich nach der Auftaktveranstaltung in Quito zuversichtlich: "Die Teilnehmer haben vielfältige Anregungen zur systematischen Medienanalyse bekommen und dabei gelernt, dass jedes Land die Medien hat, die es verdient. Und dass es daher wichtig ist, sich für eine umfassendere Berichterstattung einzusetzen."
Da der Workshop verstärkt auf Medienkompetenz setzte, wüssten die Teilnehmer jetzt, welche Berichte überhaupt den Weg in die Medien finden. "Ich denke, dieses Pilotprojekt der DW Akademie und der GIZ kann die hiesigen Medien dazu animieren, ihre Berichterstattung zu überdenken und indigenen Themen endlich einen Raum zu geben", so Patricio Luna.