In vielen Entwicklungsländern wächst die Mittelschicht rasant an. Welche Konsequenzen hat das für Medien und Medienentwicklung? Hierzu diskutierten Experten bei der EADI Konferenz auf Einladung der DW Akademie.
Medien im Mittelpunkt von Entwicklungsforschung: Podiumsdiskussion der DW Akademie bei der EADI Konferenz in Bonn
Moderator Patrick Leusch, Leiter Internationale Kooperationen der DW Akademie, argumentierte, dass sich mit der gestiegenen Kaufkraft die Konsumoptionen und die Anforderungen an Lebensplanung erhöhten, dadurch aber Entscheidungen komplexer würden. Welcher Kleinwagen verfügt über das beste Preis-Leistungsverhältnis, welche Ausbildungsmöglichkeiten gibt es für Kinder? Dementsprechend steige vor allem der Bedarf an Verbraucherinformationen, worauf viele Medien in Entwicklungsländern noch nicht adäquat vorbereitet seien. Qualitätsjournalismus alter Prägung sei vermutlich nicht das Geschäftsmodell der Zukunft für Medien in Ländern mit wachsender Mittelschicht, ergänzte Holger Hank, Leiter der DW Akademie Digital.
Alternative Informationsangebote
Aus anderer Perspektive nahm Penhleak Chan, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Open-Data-Projekts "Open Development Cambodia", das Thema ins Visier: Die Online-Plattform stellt Daten zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung Kambodschas zur Verfügung und ist damit für die politisch interessierte Mittelschicht eine alternative Informationsquelle. Auch von Lobby- und Advocacy-Organisationen würden die Daten genutzt, um öffentliche Einrichtungen auf offensichtliche Missverhältnisse zwischen datenbasierter und verlautbarter Realität hinzuweisen.
Per Oesterlund, Geschäftsführer der dänischen Medienentwicklungsorganisation Danicom, wies darauf hin, dass der Boom der Medien in Entwicklungsländern dazu geführt habe, dass viele Menschen den Medien nicht mehr trauen würden. Für die Medienentwicklung bedeute dies, dass Medienethik in Zukunft eine stärkere Rolle in der Zusammenarbeit mit den Partnern spielen müsse. Gleichzeitig müsse durch die wachsende Zahl von Medienkonsumenten aber auch die Medienkompetenz in der Bevölkerung gestärkt werden.