Petra Kohnen, Dozentin für Medienmanagement, Managementtechniken und Medienpraxis, im Gespräch über digitale Themen im Masterstudiengang International Media Studies.
Was ist unter "digitalem Wandel" Ihrer Meinung nach zu verstehen?
Petra Kohnen: Dass wir alle künftig mit Wearables oder Hololenses herumlaufen.
Glauben Sie das wirklich?
Nein, das wäre viel zu kurz gegriffen. Digitaler Wandel bedeutet für mich tiefgreifende Innovation, die alle Lebens- und Arbeitsbereiche verändert - ausgelöst von technischen Erneuerungen. Dabei finde ich es äußerst spannend mitzuerleben, was diese rasant voranschreitenden technischen Veränderungen bewirken.
Warum ist Digitalisierung für das IMS Masterprogramm ein wichtiges Thema?
Die Apple Watch ist bereits auf dem Markt, andere Wearables wie die HoloLens von Microsoft stehen kurz vom dem Launch. Multimedia, Crossmedia, Transmedia und Social Media gehören schon zu den "etablierten" medialen Innovationen. Die Medienbranche sieht sich mit Mobile Commerce und Mobile Advertising, Mobile Devices und Mobile Reporting konfrontiert. Die digitalen Vernetzungen verwandeln das Führungsverhalten in Unternehmen.
Kurz: Die durch die Digitalisierung ausgelösten Veränderungen sind nicht mehr aufzuhalten und der Prozess der Digitalisierung ist nicht mehr umkehrbar. Deshalb setzt sich der Masterstudiengang mit der Digitalisierung und dem mit ihr verbundenen Umbruch, seinen positiven wie negativen Folgen auseinander.
Welche Rolle spielen die Studierenden dabei?
Die meisten Studierenden, die zu uns kommen sind "Digital Natives", also seit der breiten Einführung digitaler Technologie geboren oder zumindest mit ihr aufgewachsen. Nach Abschluss des IMS Masterprogramms sollen sie künftig in der Lage sein, Fach- und Führungspositionen in Medienunternehmen, bei NGOs oder in Bildungseinrichtungen zu übernehmen oder ihre eigene Firma im Medienbereich aufzubauen. Dieses Ziel können sie ohne digitale Expertise nicht erreichen.
Es sind zahlreiche Studiengänge entstanden, die ihren Schwerpunkt auf digitale Medien setzen. Was bietet der IMS Master seinen Studierenden diesbezüglich und was macht den Studiengang so einzigartig?
Einzigartig ist nebem dem entwicklungspolitischen Fokus des Studiengangs die Verzahnung von Forschung, Lehre und medienpraktischen Arbeiten. Die Deutsche Welle (DW) und die DW Akademie, wo die Seminare angesiedelt sind, sind international bekannt und renommiert.In den Fokusländern der DW Akademie stehen der digitale Wandel, Meinungs- und Informationsfreiheit im Mittelpunkt. Und die Deutsche Welle als Auslandssender Deutschlands wandelt sich mit ihren multimedialen Programmen in 30 Sprachen zum führenden digitalen Medienunternehmen.
Einzigartig ist auch die Zusammensetzung der Seminare. So arbeiten zum Beispiel derzeit 27 Studierende aus 25 Ländern zusammen. Diese "Digital Natives" aus allen "Ecken" der Welt tauschen ihre medialen Erfahrungen miteinander aus und bringen sie in den Studiengang ein.
Wie sieht die digitale Agenda des Studiengangs für das Jahr 2016 aus?
Der "Digitale Wandel" spielt in allen Seminaren eine wichtige Rolle, inhaltlich genauso wie die Lehrform betreffend: So beschäftigen sich die Studierenden im Seminar New Media and Media Convergence mit Themen wie "Crowdsourcing, Mobile Communication, Digital Divide and Digital Inclusion". Im Fach Media Governance nimmt inzwischen "Internet Governance" großen Raum ein. E-Learning-Sessions sind in den Seminaren Medien in Konflikt- und Krisensituationen sowie Media Education vorgesehen.
In der Journalistik geht es unter anderem um Datenjournalismus. Hier werden nicht nur Daten gefunden und hinterfragt, sondern auch spannende Geschichten herausgefiltert, visualisiert und publiziert. Auch die Entwicklungen von journalistischen Startups und die Analyse von Businessplänen und Marketingstrategien stehen hier im Mittelpunkt. Im Projektmanagement werden dieses Jahr die erlernten theoretischen Grundlagen bei der internationalen Konferenz "Bildkorrekturen" mit dem Titel "Digitalization & Development. Mind the Gap!" direkt in die Praxis umgesetzt.
MobileFirst-Anwendungen sind in der Medienpraxis geplant. Im Mittelpunkt stehen dabei Bewegtbild-Inhalte. Diese Webvideos werden um weiterführende Informationen wie Grafiken, Fotos, Texte sowie interaktive datenjournalistische Darstellungen ergänzt, die von den Studierenden – ähnlich wie bei den InstantArticles auf Facebook oder den Discover-Formaten auf Snapchat – im "Swipe through" durchgeblättert werden können.
Mit Instant Publishing beteiligen sich die Studierenden am "Social Community Day" 2016 in Köln. Über die Aktionen an diesem Tag wird aktuell mit allen verfügbaren digitalen Tools berichtet und diese auf einem Live-Blog publiziert.