Burkina Faso: Vielfalt leben, Toleranz lieben – über Kommunikation Radikalisierung vorbeugen | Medientraining I Auftritt in Medien und Öffentlichkeit | DW | 17.12.2018
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Medientraining

Burkina Faso: Vielfalt leben, Toleranz lieben – über Kommunikation Radikalisierung vorbeugen

Kommunikation für den Frieden – darum ging es bei einem Projekt der DW Akademie in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou. Eingeladen waren Organisationen, die sich für den sozialen Zusammenhalt in dem Land engagieren.

Boris Somé hat Gräueltaten mit ansehen müssen, die die Vorstellungskraft übersteigen. 2009 war er als Student im Osten des Kongo unterwegs, als sein Buschtaxi an einem Checkpoint plötzlich gestoppt wurde. Bewaffnete Militärs zerrten brutal eine schwangere Frau aus dem Auto und misshandelten sie. Boris und die übrigen Mitfahrer wurden zur Weiterfahrt gezwungen. Die Schreie der Schwangeren hat Boris bis heute im Ohr.

Medientraining der DW Akademie in Burkina Faso zum Thema Vielfalt leben, Toleranz lieben – über Kommunikation Radikalisierung vorbeugen

Boris Somé hat erlebt, wie brutal Menschen in Konfliktsituationen werden können.

Auch an seiner ersten Arbeitsstelle im Tschad hat er erleben müssen, wie brutal Menschen werden können, wenn Konflikte eskalieren. Und er hat sich geschworen, dass er alles dafür tun will, damit Ähnliches in seinem Land Burkina Faso nie passieren wird.

Boris arbeitet heute bei WANEP, einer Organisation, die Frühwarnsysteme entwickelt. Es geht darum, Konflikte rechtzeitig zu erkennen und – wenn möglich – zu verhindern. Er war einer von zehn Teilnehmern eines Kommunikationsprojektes der DW Akademie in Ouagadougou, finanziert vom Auswärtigen Amt (AA). Auch Vertreter von religiösen Dachverbänden, Jugendorganisationen, Think Tanks oder ethnischen Einrichtungen nahmen teil. Sie gehören zwar unterschiedlichen Religionen und Volksgruppen an, haben aber ein gemeinsames Ziel: den sozialen Zusammenhalt in Burkina Faso zu erhalten.

Medientraining der DW Akademie in Burkina Faso zum Thema Vielfalt leben, Toleranz lieben – über Kommunikation Radikalisierung vorbeugen

Die Workshops sollten die Organisationen dabei unterstützen, ihre Botschaften von Toleranz und Frieden über die Medien zu verbreiten.

Denn wichtige Grundlagen für den sozialen Zusammenhalt sind durchaus vorhanden. In dem muslimischen Land gibt es zwar eine starke christliche Minderheit, aber die Anhänger der verschiedenen Religionen feiern gemeinsam Fastenbrechen oder Weihnachten; es gibt zahlreiche christlich-muslimische Ehen. Und für die verschiedenen Ethnien im Land gilt Ähnliches.  

Erst in den letzten Jahren nahmen die Spannungen zu. In Burkina Faso, das lange als Stabilitätsanker in der Sahelzone galt, konnten sich islamistische Gruppen etablieren. In einigen Regionen im Norden leben Christen, Animisten und gemäßigte Muslime mittlerweile in ständiger Angst vor Anschlägen. In der Hauptstadt Ouagadougou haben Terroristen in den letzten Jahren mehrere schwere Attentate verübt, bei denen Dutzende Menschen getötet wurden.

Medientraining der DW Akademie in Burkina Faso zum Thema Vielfalt leben, Toleranz lieben – über Kommunikation Radikalisierung vorbeugen

Persönliche Botschaften der Workshop-Teilnehmer

Die beiden Kommunikationsworkshops der DW Akademie sollten die Organisationen dabei unterstützen, ihre Botschaften von Toleranz und Frieden über die Medien zu verbreiten und gezielt Themen zu platzieren.  Außerdem ging es um die Frage, wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den sozialen Netzwerken kommunizieren und auf Hasskommentare reagieren können. In Praxissessions übten sie für künftige Medienauftritte, produzierten Facebook-Artikel mit Fotos und kleinen Videos und entwarfen Kommunikationsstrategien für ihre Organisationen.

Medientraining der DW Akademie in Burkina Faso zum Thema Vielfalt leben, Toleranz lieben – über Kommunikation Radikalisierung vorbeugen

Austausch mit dem Imam Ilboudo und Pater Sinini

Praktische Tipps gaben auch der Pfarrer Sinini und der Imam Ilboudo, die sich gemeinsam für den interreligiösen Dialog einsetzen. Sie empfahlen den Teilnehmern bei ihren Auftritten in Medien und Öffentlichkeit konkrete Beispiele von friedlichem Zusammenleben der Religionen vorzustellen. Wichtig sei es zudem, den Austausch zwischen verschiedenen Gruppen zu organisieren, um Vorurteile abzubauen. Dazu gehöre auch, junge Leute gezielt in den Sozialen Medien anzusprechen, um diese Plattformen nicht radikalen Gruppen zu überlassen.

Medientraining der DW Akademie in Burkina Faso zum Thema Vielfalt leben, Toleranz lieben – über Kommunikation Radikalisierung vorbeugen

Am Ende des Workshops erhielten alle aus der Gruppe ihr Teilnehmerzertifikat.

Im nächsten Schritt wollen die Teilnehmer der Workshops ihre Kommunikationsstrategien schärfen, um ihre Botschaften auch in die entlegensten Winkel des Landes zu tragen. Boris Somé befürchtet, dass sich in seinem bitterarmen Land immer mehr perspektivlose Jugendliche von den Versprechungen radikaler Gruppierungen verführen lassen. Er wünscht sich, dass die Menschen ein kritisches Bewusstsein entwickeln und bei WANEP melden, wenn Extremisten versuchen, sie anzuwerben. Oder wenn sie beobachten, dass Konflikte aggressiver ausgetragen und Predigten radikaler werden. Dann könne noch eingegriffen werden. „Die kulturelle Vielfalt unseres Landes ist unser Reichtum“, sagt Boris. „Wir müssen alle an einem Strang ziehen, um sie zu schützen“.

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