Drei Tage volles Programm: Studierende der Bahçeşehir Universität aus Istanbul lernten bei ihrem Besuch der DW Akademie das deutsche Mediensystem kennen und probierten sich in journalistischen Workshops aus.
Eigenen Radio-Beitrag produzieren: türkische Studierende während der Winterschool in der DW Akademie in Bonn
Allerdings waren es nicht nur Vorlesungen über das deutsche und türkische Mediensystem, zu journalistischen Ausbildungsmöglichkeiten in Deutschland oder weltweite Auswirkungen von Advertising, die das Programm der Winterschool prägten. Im Mittelpunkt des Workshops standen vor allem praktische Übungen und Gruppendiskussionen: Warum es in Deutschland Rundfunkgebühren gebe, wollten die Studierenden wissen. Solch eine "Steuer" wäre in der Türkei unvorstellbar, so die Studierenden um Professor Kemal Süher. Dieser wusste zu berichten, dass sich die staatlichen Rundfunkanstalten in ihrem Bildungsauftrag ähnelten, ansonsten aber stark unterschieden. Während der staatliche türkische Sender TRT eher eine Nischenrolle einnimmt, haben die deutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ARD und ZDF allein durch ihre riesigen Geldmittel einen enormen Einfluss. Staatliche Sender als "Big Player" im nationalen Medienmarkt? Eine große Überraschung für die Studierenden!
Aber genau solche Überraschungsmomente machten die drei Tage der ersten Winterschool von Bahçeşehir Universität und DW Akademie so spannend: Unterschiede erkennen, Gemeinsamkeiten herausarbeiten. Dabei blühten die Studierenden bei den journalistischen Grundübungen besonders auf. "Ich möchte später unbedingt zur Deutschen Welle", sagte Gözdenur. Gerade hatte sie mit ihrer Freundin ein kleines Radiostück realisiert. Und selbst geschnitten. Zum ersten Mal, wie sie stolz berichtete: "Es ist eine riesige Chance, dass wir hier sein dürfen, wir können eine Menge lernen", so die 23-Jährige.
Hoher Praxisanteil
"Riesige Chance, hier sein zu dürfen" - Gözdenur machten die journalistischen Übungen besonders Spaß
Und in der Tat gab es viele Situationen, in denen die Nachwuchsakademiker aus der Türkei aufhorchten. Als Professor Schmidt erzählte, dass die Türkei auf Rang 154 der weltweiten Pressefreiheitsskala liegt, ging ein Raunen durch die Reihen der Gäste. Da auf herkömmliche Medien kein Verlass sei, seien soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter als ernsthafte Informationsquellen inzwischen nicht mehr wegzudenken, berichteten die Studierenden.