Berlinale: Preis ehrt den Kampf um Kunst und Menschenrechte | Regionen | DW | 19.02.2013
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Regionen

Berlinale: Preis ehrt den Kampf um Kunst und Menschenrechte

Der Film "Art/Violence" wurde in diesem Jahr mit dem entwicklungspolitischen Filmpreis CINEMA fairbindet geehrt. Charles Achaye-Odong, Projektmanager der DW Akademie, war Mitglied der Jury.

Die Bären sind vergeben, Prominenz und Presse abgereist, rund um den Marlene-Dietrich-Platz beginnen die Aufräumarbeiten. An diesem letzten Berlinale-Tag gehören die Kinos allein dem Publikum. Aber dann flackern doch noch einmal die Blitzlichter: Am Mittag findet die wohl letzte Ehrung des diesjährigen Festivals statt. Und kein Geringerer als Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) übergibt den Preis. CINEMA fairbindet, heißt er, und wurde vor drei Jahren von Niebels Ministerium gestiftet, um Entwicklungspolitik in die Mitte der Gesellschaft zu rücken. Dafür seien Filme besonders geeignet.

Gewalt gegen die Kunst

Juliano Mer-Khamis wurde am 4. April 2011 ermordet. Der Friedensaktivist und Schauspieler starb vor seinem Theater, im Flüchtlingslager von Jenin, in den besetzten palästinensischen Gebieten. Mer-Khamis war der Sohn einer jüdischen Mutter und eines palästinensischen Vaters. Sein Theater hatte er 2006 gegründet, um mit den Mitteln der Kunst gegen die israelische Besatzung zu kämpfen und um palästinensischen Frauen die Möglichkeit zu geben, sich freizuspielen. Ihn selbst hat die Situation in Jenin zunehmend ernüchtert. Die Menschen verlieren die Hoffnung, sagte er in einem Interview kurz vor seinem Tod, Israel zerstöre die Identität der Palästinenser. Kunst sei das beste Mittel, um dagegen anzukämpfen. Nicht alle teilten diese Einschätzung. Auf das Freedom Theater wurden Brandanschläge verübt. Und dann wurde Juliano Mer-Khamis von einem maskierten Täter im Westjordanland erschossen.

Filmstill aus dem Film Art/Violence, Regie: Udi Aloni, Batoul Taleb, Mariam Abu-Khaled.

Szene aus dem Film "Art/Violence", Gewinner des diesjährigen Filmpreises CINEMA fairbindet


Zurück blieben Trauer, Wut und die bange Frage, wie es nun weiter gehen sollte. Und ob es überhaupt weiter gehen würde, was man mit Julianos Vermächtnis anfangen könnte. Der Film "Art/Violence", ein Gemeinschaftswerk des in Israel geborenen Udi Aloni und der palästinensischen Filmemacherinnen Batoul Taleb und Mariam Abu Khaled, hat all das eingefangen und ist dabei selbst ein Kunstwerk geworden. Der Film dokumentiert die Arbeit dreier junger Künstlerinnen, die verzweifelt versuchen, in der Ausnahmesituation zu funktionieren und zu arbeiten.

Mit Kunst gegen die Gewalt

Der Film "Art/Violence" fordert Rechte ein - für die Frauen, die Palästinenser und für die Künstler, die Julianos Erbe angetreten haben. Nun, am letzten Tag der Berlinale, ist er mit dem Filmpreis CINEMA fairbindet des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ausgezeichnet worden. Eine unabhängige Jury wählte ihn aus zehn Produktionen aus, die die verschiedenen Berlinale-Sektionen zur Sichtung empfohlen hatten.

Die Auswahl sei schwer gewesen, sagt Jury-Mitglied Charles Achaye-Odong. Ins Rennen für den Preis waren politisch brisante und emotional auffühlende Filme gegangen, die Themen behandelten wie die Ausgrenzung von Roma in Bosnien, der trostlose Alltag von Kindern in Asylbewerberheimen oder die Diskriminierung von Homosexuellen in Kamerun. "Wir haben wirklich sehr bewegende Filme gesehen. 'Art/Violence' hat mich am Ende vor allem deshalb überzeugt, weil der Film neue Maßstäbe setzt. Er vermittelt neue Denk- und Herangehensweisen für den filmischen Umgang mit Ausbeutung und Unterdrückung", so Charles Achaye-Odong, der als Projektmanager der DW Akademie seit über 20 Jahren unter anderem für Trainingsprogramme verantwortlich ist, die speziell für Filmschaffende der afrikanischen Film- und Fernsehindustrie konzipiert sind.

CINEMA fairbindet ist mit 5000 Euro dotiert. Wichtiger als diese Prämie aber ist Filmemacher Udi Aloni die mit dem Preis verbundene Roadshow durch Deutschland und die Aufführung in mehr als 20 verschiedenen Kinos. "Was sollten wir uns mehr wünschen, als dass möglichst viele Menschen diesen Film sehen", sagt er. "Besser könnte es gar nicht kommen!"

  • Datum 19.02.2013
  • Autorin/Autor Silke Bartlick / nw
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  • Permalink https://p.dw.com/p/17hOI
  • Datum 19.02.2013
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