Berichterstattung für und über Frauen im Jemen: „Schweigen verletzt unsere Rechte“ | Start | DW | 05.09.2024
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Berichterstattung für und über Frauen im Jemen: „Schweigen verletzt unsere Rechte“

Als Geschäftsführerin von Media Sac, einer Partnerorganisation der DW Akademie im Jemen, setzt sich Areena Omar dafür ein, dass mehr und besser über frauenbezogenen Themen berichtet wird.

Seit vielen Jahren wird der Jemen in den westlichen Medien als ein Land dargestellt, das vor allem von Bürgerkrieg und Armut gezeichnet ist. Karge Landschaften, Umstürze, Hungersnöte – diese und andere Krisen bestimmen die Nachrichten aus dem Land und der Region.  

Der Jemen steht zwar vor vielen Herausforderungen, doch Areena Omar hat aufgrund ihrer Erziehung und ihrer Berufserfahrung eine andere Sicht auf ihr Land. Von ihren Eltern wurde sie in dem Glauben erzogen, dass ihre Träume – Bildung, Unabhängigkeit, eine sinnvolle Aufgabe – in greifbarer Nähe liegen. Heute setzte sie sich dafür ein, anderen jemenitischen Frauen diesen Optimismus zu vermitteln.  

„Es ist ein Irrglaube, dass sich der gesamte Jemen in einer schwierigen Lage befindet“, sagt Omar. „Ja, es stimmt, dass wir einst unter der Herrschaft von Al-Qaida standen und dass es Krieg und Gewalt gab. Aber hier dreht sich nicht alles um den Krieg. Es gibt auch einen Alltag, eine Kultur, und im Südjemen haben Frauen sogar mehr Freiheiten als anderswo im Land.“  

Berufstätige Frauen 

Heute ist Omar Geschäftsführer von Media Sac for Media and Development, einer nichtstaatlichen, gemeinnützigen Jugendorganisation in Hadramout. Gemeinsam mit der DW Akademie unterstützt sie junge Menschen dabei, Medien verantwortungsvoll zu nutzen, um Nachrichten besser einordnen und später selbst Führungsaufgaben in der Medienbranche übernehmen zu können.

DW Akademie story on Areena Omar l Workshop

Areena Omar ist Geschäftsführerin von Media Sac, einer gemeinnützigen Organisation, die sich im Jemen für eine breitere und bessere Berichterstattung über Frauenthemen einsetzt.

„Dank unserer Zusammenarbeit mit Media Sac konnten wir Medien- und Informationskompetenz selbst in die entlegensten Regionen des Jemen und zu Minderheiten wie den Mehri bringen, einem der größten Stämme des Landes“, erklärt Nadin Salama, Project Officer der DW Akademie. „Dies fördert die Integration und stärkt Gemeinschaften –auch ihre Resilienz gegen Falschinformationen.“  

Media Sac wird in Kürze den sogenannten Gender Newsroom eröffnen, eine Medienplattform, die sich frauenbezogenen Themen im Jemen widmet. Hier werden künftig Beiträge von Reporterinnen veröffentlicht, die ihre Arbeit im Zuge des Stellenabbaus im Mediensektor verloren haben.   

Es war Omars Idee, Media Sac zu gründen, und sie leitet die Organisation gemeinsam mit der Projektmanagerin Saba A. Al-Amoudi. Sie schult außerdem Medienschaffende im Jemen in der Berichterstattung für und über Frauen – insbesondere in Bezug auf Hassrede, die sich gegen Frauen richtet.   

„Wir finden es wichtig, über diese Themen zu sprechen“, sagte Omar. „Das Grundproblem ist, dass Männer von Frauen Unterordnung erwarten. Weitere Problemfelder sind die Gesundheitsversorgung von Frauen und die Möglichkeit für Frauen, einen eigenen Reisepass zu besitzen“.  

Seit dem Bürgerkrieg im Jemen sind viele Frauen auf der Suche nach Arbeit. Der Krieg, der 2014 begann, hat bisher mehr als 330.000 Todesopfer gefordert, darunter etwa 11.000 Kinder. Rund 60 Prozent der Menschen starben an Hunger, mangelnder Gesundheitsversorgung und unsauberem Wasser.  

Verlässlicher und überzeugender Journalismus  

„Viele Frauen gehen arbeiten, weil sie es müssen“, sagt Omar. „Sie ziehen es oft vor, mit anderen Frauen zusammenzuarbeiten, weil sie sich dadurch vernetzen und weitere berufliche Perspektiven finden können. Gleichzeitig sind sie Bedrohungen ausgesetzt. Sie werden wegen ihrer Kleidung, ihrer bloßen Anwesenheit an öffentlichen Orten und weil sie keinen Schleier tragen, angefeindet, selbst wenn es schwierig ist, bei der Arbeit einen Schleier zu tragen.“  

DW Akademie story on Areena Omar l symposium

Media Sac, eine Partnerorganisation der DW Akademie im Jemen, schult Medienschaffende in der Berichterstattung über Frauen und beleuchtet dabei sowohl ihre Herausforderungen als auch ihre Chancen.

Verlässlicher und überzeugender Journalismus kann helfen, sagt sie. Im November 2021 ging Media Sac eine Kooperation mit der Studentenzeitung und der Journalistenschule der Universität von Arizona ein, um eine bessere Berichterstattung über den Jemen zu fördern. Das Ziel war, kulturelles Verständnis aufzubauen und sich über die journalistische Praxis auszutauschen. 

Das Projekt mit dem Namen „The Bridge“ (deutsch: Die Brücke) brachte die amerikanische Universität mit vier jemenitischen Universitäten in Taiz, Aden, der Provinz Sheba und in Hadramout zusammen. Insgesamt 70 Studentinnen und Studenten waren beteiligt. Ihre gemeinsame Berichterstattung drehte sich um von Frauen geführte Unternehmen im Jemen, Fotostrecken über das jemenitische Leben, Straßenrestaurants im Jemen und die Wasserkrise im Land.   

„Unsere Studierenden und Dozenten in Arizona haben so viel von unseren Partnern im Jemen gelernt, und diese Beziehungen haben Bestand“, berichtet Professor Jeannine Relly, stellvertretende Dekanin für Fakultätsangelegenheiten und Integration an der Universität von Arizona. Omar, so sagt sie, war maßgeblich am Aufbau der akademischen Partnerschaft beteiligt.  

„Dutzende Studierende und Dozenten – insgesamt fast 100 –, arbeiten in Projekten zu Themen wie Desinformation und Verifikation, Medienethik und Repräsentation sowie Medienmanagement zusammen“, so Relly.  

Aufgrund von Sicherheitsbedenken seitens der jemenitischen Universitäten werden die Berichte nur auf der Website der Universität von Arizona veröffentlicht. Diese Selbstzensur, so Omar, veranschaulicht das zentrale Anliegen ihrer Arbeit. „Schweigen verletzt unsere Rechte“, sagt sie.  

Die Projektaktivitäten in Zusammenarbeit mit Media Sac wurden von der DW Akademie implementiert, gefördert durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH. Als Bundesunternehmen unterstützt die GIZ die Bundesregierung bei der Verwirklichung ihrer Ziele der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung.