Sie sind unser journalistischer Nachwuchs - und sie bringen uns die Welt ins Funkhaus. Diese zehn Volontäre haben unser dreistufiges Auswahlverfahren bestanden und bereichern jetzt das Programm der DW.
Ofelia Harms Arruti
Nicht ganz mexikanisch aber auch nicht ganz deutsch... halb halb eben, und immer wieder gespalten zwischen meinen beiden Heimaten. Nach der Kindergartenzeit in Marburg ging es zur Einschulung zurück nach Mexiko, wo ich mit sechs Jahren zum ersten Mal mit Armut und Ungleichheit auf den Straßen konfrontiert wurde. Ein Eindruck, der zweifellos die Wahl zur journalistischen Karriere prägte. Meine erste Radiosendung habe ich in der Grundschule moderiert, nach dem Kommunikationsstudium wurde ich dann zur Nachrichtenreporterin bei einem TV-Sender. Erst vor vier Jahren zog es mich zurück ins regnerische Deutschland, wo ich nun auch diverse Medienpraktika und ein Masterstudium International Media Studies erfolgreich abgeschlossen habe.
Was ich ansonsten geworden wäre: Psychologin oder Kriminalpolizistin
Samih Amri
1987 in der Oasenstadt Gabès im Süden Tunesiens geboren. Als Kind hat ihn die Schreibmaschine seines Vaters immer fasziniert, so kam er bereits in frühen Zeiten in Berührung mit dem Schreiben. Durch diese Leidenschaft zur Schrift kam dann später die Entscheidung, Germanistik zu studieren. Nach dem Bachelor reiste er 2010 dank eines DAAD-Stipendiums nach Berlin für einen Kulturaufenthalt an der Freien Universität Berlin. Dort erfuhr er vor Ort, wie wichtig die Meinungsfreiheit bei der Bildung demokratischer Gesellschaften ist. Seine nächste Station war Oldenburg, eine Stadt mit norddeutschem Charme und plattem Humor. An der Carl von Ossietzky Universität ein Master in Germanistik mit dem Schwerpunkt "Kritische Diskursanalyse" erfolgreich abgeschlossen. Bei einem Praktikum in der Arabischen Redaktion der DW in Bonn war er überzeugt, dass die Deutsche Welle der richtige Ort für ihn ist.
Was ich ansonsten geworden wäre: Diplomat in Berlin oder Paris oder Küchenchef in Tunis
Yasmina Al-Gannabi
In Spanien als Tochter einer Deutschen und eines Irakers geboren, in sechs verschiedenen Ländern auf drei Kontinenten aufgewachsen. Kurz gesagt: Eine Weltbürgerin! Dies erklärt wohl auch die große Leidenschaft für Sprachen und Kulturen. Die Entscheidung, Journalistin zu werden erfolgte im Alter von zehn Jahren bei der Entdeckung der Kindernachrichtensendung „Logo“ während eines Deutschlandaufenthalts. Mit zwölf Jahren bewusst Deutsche Welle über den Weltempfänger des Vaters auf dem Hausdach in der jemenitischen Provinz gehört. In Libyen Anglistik an der Universität in Tripolis studiert. Es folgten zwei Masterabschlüsse: Deutsch als Fremd- und Zweitsprache an der Universität Kassel und Medienwissenschaft an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Erfahrungen im Journalismus nicht nur durch diverse Praktika zum Beispiel beim SWR, der DW und Al Libiya TV gesammelt, sondern auch durch die Mitwirkung an einem Buch, viele Auslandsaufenthalte und einen eigenen Dokumentarfilm.
Was ich ansonsten geworden wäre: Profiler oder Entwicklungshelferin
Shora Azarnoush
Im Iran geboren und aufgewachsen. In Teheran und Paris Französische Literatur studiert. Meine ersten Deutsch-Lektionen habe ich auf der Website der Deutschen Welle bekommen. Später in Deutschland Volkswirtschaft und Medienwissenschaften studiert. Gleichzeitig die ersten journalistische Erfahrungen im Ausland durch Praktika und freie Mitarbeit bei der Deutschen Welle gesammelt. Die Fremdsprachen haben es mir ermöglicht, im Iran die Zensur zu überwinden. Im Ausland ermöglichten sie mir, mein Heimatland aus der Perspektive der Anderen zu sehen. Heute freue ich mich, in der Deutschen Welle Teil dieses internationalen Netzwerks zu sein, wo ich nicht nur meine journalistischen Kenntnisse weiter ausbauen kann, sondern wo sich mir auch viele neue Perspektiven eröffnen. Und ich hoffe, dass ich auch neue Perspektiven anbieten kann.
Was ich ansonsten geworden wäre: Fotografin, Informatiker oder Sprachlehrerin
Svetlana Savchenko
Im Alter von 14 Jahren habe ich von meinen Eltern eine Video-Kamera geschenkt bekommen und "Reportagen vor Ort" improvisiert aufgenommen. Das hat viel Spaß gemacht und alle fanden das sehr lustig. So fing es an, dass ich mir Gedanken gemacht habe, Journalistin zu werden und mich für eine Journalistenschule für Schüler entschied. Danach habe ich Wirtschaft und Mathematik in Moskau studiert, aber der Journalismus blieb immer meine Leidenschaft. Ich schrieb gerne für studentische und für lokale Zeitungen. Deswegen ging ich nach Eichstätt, um einen Master in Management und Innovationen in Journalismus und Medien zu machen. Das hat mir viele Kenntnisse über das ganze Mediensystem eingebracht. Während dieses Studiums habe ich nebenbei für eine lokale Zeitung gearbeitet. Ich mag es, in meinen Artikeln den Menschen, seine Gefühle und seinen Charakter in den Mittelpunkt zu stellen. Eigentlich kann ich mir mich ohne Journalismus nicht vorstellen, aber…
Was ich ansonsten geworden wäre: Fechterin oder Ärztin
Julien da Rocha Jatobá Karl
Als ich 17 war, bin ich auf das Wort "Staatsangehörigkeitsausweis" gestoßen. Mein erstes deutsches Kompositum war sowohl Sprach- als auch Lebensunterricht: Für das Dokument wurde ich fünf Jahre lang mit Papierkram belastet. Während dieser Zeit habe ich ein Journalismus-Studium und eine Ausbildung als Fotograf in Salvador da Bahia, Brasilien, absolviert. Zudem habe ich noch ein Austauschjahr in Deutschland verbracht. Nach einiger Erfahrung als Fotojournalist in Rostock und Berlin, bin ich wieder in die Heimat zurückgekehrt. Mit dem "Staatsangehörigkeitsausweis" und meinem Abschlussdiplom in der Tasche bin ich in Berlin gelandet. Ab 2013 arbeitete ich im Bereich Fotojournalismus bei verschiedenen Printmedien in der deutschen Hauptstadt.
Was ich ansonsten geworden wäre: Fußballspieler, Polizist, Anwalt. In dieser Reihenfolge.
Nalan Sipar
Interview mit einem syrischen Flüchtlingskind an der türkisch-syrischen Grenze, in einem heruntergekommenen Haus... Ihre blauen Augen sagen viel aus, aber sie verstummt. Das war in meiner Heimatstadt Urfa und ich spüre die Verantwortung, ihre Geschichte zu erzählen. Das tat ich auch, für WDR/Funkhaus Europa (FHE). Zum FHE bin ich über einen Interview-Wettbewerb gekommen. Und dann ging es los wie bei Domino-Steinen: Ich machte Beiträge, arbeitete als Senderedakteurin im kurdischen Programm des FHE, kam zur Deutschen Welle, bekam ein RIAS-Stipendium... Aber mein Highlight ist und bleibt: Die Moderation für "Kelebek" ("Schmetterling"), der ersten deutsch-türkischen Kindersendung im WDR5/Kiraka. Sie wurde 2013 für den Deutschen Radiopreis (Beste Innovation) nominiert. Wobei... das persönliche Gespräch mit Barton Gellmann (The Washington Post) über Edward Snowden war auch toll! All das passierte in den vergangenen zwei Jahren. Und wenn mir bei diesem Tempo manchmal schwindelig wurde, hielt ich inne, dachte an ihre blauen Augen und machte weiter...
Was ich ansonsten geworden wäre: Anwältin
Emily Sherwin
Ich bin Amerikanerin, aufgewachsen bin ich aber in Deutschland und England. Meine langjährige Suche nach einem nationalen Zughörigkeitsgefühl verkomplizierte ich an der Uni in Cambridge beim Französisch- und Russisch-Studium. Während eines Auslandssemesters in Nischni Nowgorod habe ich in der dichterisch-emotionalen Ader der Russen und in ihrer Vorliebe für Pfannkuchen tatsächlich ein Stück Heimat gefunden. Nebenbei habe ich dort bei einem lokalen Sender erste Fernseherfahrungen gesammelt. Ein weiteres Praktikum bei ARTE, ein Blog über Russland für die BBC und meine Arbeit in verschiedenen Abteilungen und Redaktionen der Deutschen Welle haben den Eindruck bestätigt, dass Journalismus das Richtige für mich sein könnte. Immerhin war "Radio spielen" mit einem kleinen Kassettenrekorder schon in der Grundschule eine meiner Lieblingsbeschäftigungen.
Was ich ansonsten geworden wäre: Jazzsängerin oder Schauspielerin
Hernán D. Caro
Geboren in Kolumbien, lebe ich fast die Hälfte meines Lebens in Berlin, und jetzt auch in Bonn. Amateur-Musiker, Schwimmer und Barmann, studierte ich in Bogotá und Berlin Philosophie und Geschichte - und das so begeistert, dass ich nach dem Studium an der Humboldt-Universität über das Gute und das Böse der Welt im 18. Jahrhundert promovierte. Weil ich unendlich gern schreibe und große Lust hatte, endlich auch die Gegenwart kennen zu lernen, und die Ungewissheit einer akademischen Laufbahn meiden wollte, entschied ich mich, in die Ungewissheit des Journalismus zu gehen. Ich habe es keine Sekunde bereut. In den vergangenen Jahren habe ich für lateinamerikanische Zeitschriften - unter anderem für das prominente kolumbianische Kulturmagazin "Arcadia" - und in Deutschland für das Feuilleton der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" über verschiedenste Welten geschrieben, über Gutes und Böses: Von der Berliner Fashion Week bis zu Richard Wagner, von Cartier-Bressons Fotografie bis zur Drogenlegalisierung, von Frauenmord in Mexiko bis zu Innovationen im Journalismus in Lateinamerika. Das Volontariat der DW sehe ich als eine großartige Chance, weiter Welten zu erkunden und zu verbinden und mir journalistisches Handwerk anzueignen, das ich bisher noch nicht kannte.
Was ich ansonsten geworden wäre: ein Buch von Raymond Chandler
Loveday Wright
Neben meinem Anglistik- und Germanistik-Studium in Oxford habe ich am Journalismus immer sehr viel Spaß gehabt: als Redakteurin für die Studentenzeitung und Regisseurin für Hörspiele im Studentenradio. Als ich die Gelegenheit hatte, ein Jahr als Austauschstudentin an der Uni Bamberg zu verbringen, habe ich also die Freiheit genutzt, um Hörfunkjournalismus zu studieren. Dort habe ich mich dann auch zum ersten Mal getraut ins kalte Wasser zu springen und auf Deutsch beim Studentenradio in Bamberg zu moderieren. Ein Praktikum in der englischen Redaktion der Deutschen Welle hat mich dann endgültig überzeugt, mein geliebtes England für Bonn zu verlassen und ich freue mich sehr, wieder Teil eines internationalen Teams bei der DW zu sein.
Was ich ansonsten gewesen wäre: Grundschullehrerin, Dolmetscherin oder Chorleiterin