Die in Kairo vor drei Wochen festgenommenen Mitarbeiter der ägyptischen Nachrichtenwebseite RNN befinden sich weiter in Haft. Die beiden Bürgerjournalisten sind Partner der DW Akademie.
Samhy Mustafa und Abdullah Al-Fakharany sind leitende Mitarbeiter des erfolgreichen Bürgerjournalisten-Netzwerks RNN (Rassd News Network). Ihnen wird vorgeworfen, manipulierte Nachrichten verbreitet und gegen das Militär gehetzt zu haben.
Nach Angaben eines Mitarbeiters von RNN beendeten Mustafa und Al-Fakharany gestern einen einwöchigen Hungerstreik, nachdem sie in ein anderes Gefängnis gebracht wurden. Zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung am 25. August hatten Mustafa und Al-Fakharany einen Freund besucht, der während der gewaltsamen Räumung des Rabiaa-Platzes durch die ägyptische Armee verletzt worden war. Seit dem Sturz von Präsident Mohammed Mursi gehen Übergangsregierung und Militär immer wieder gegen Journalisten vor. So berichtet "Reporter ohne Grenzen", seit Juli 2013 seien in Ägypten 80 Journalisten festgenommen und fünf getötet worden; unter ihnen der RNN Fotograf Mosab Al-Shami, der erschossen wurde als er die gewaltsame Auflösung eines Sitzstreiks in Rabaa fotografierte.
RNN ist ein Netzwerk von Bürgerjournalisten, das kurz vor Beginn des Arabischen Frühlings als alternative Nachrichtenquelle im Internet gegründet wurde und den Muslimbrüdern nahesteht. Mittlerweile verfügt es über Korrespondenten in vielen Regionen Ägyptens und in anderen arabischen Ländern. Die meisten von ihnen berichten ehrenamtlich. Die Reichweite von RNN auf Facebook liegt bei über drei Millionen Fans, mehr als eine Million Menschen folgen dem Twitter-Feed des Netzwerks.
RNN ist Partner der DW Akademie. Seit 2011 haben Bürgerjournalisten und Manager des Netzwerks, darunter Mustafa und Al-Fakharany, an Aus-und Fortbildungsmaßnahmen der DW Akademie teilgenommen. 2012 reiste Al-Fakharany zudem auf Einladung des Auswärtigen Amtes zu einer Vortrags- und Workshopreise für Blogger nach Deutschland.
"Unabhängige Medien und verantwortungsvoller Journalismus sind eine Grundvoraussetzung für Demokratie. Deshalb fördern wir in Ägypten journalistische Qualität und die Entwicklung eines freien, transparenten Mediensystems. Das kann aber nur gelingen, wenn Medienschaffende ungehindert ihrer Arbeit nachgehen können, auch wenn sie nicht die politische Linie der Regierung vertreten", betont Gerda Meuer, Direktorin der DW Akademie.