Usekistan: Medientraining verändert Regionaljournalismus
Nazira Inoyatova hat bereits ein Vierteljahrhundert im Journalismus in Usbekistan gearbeitet. Zuletzt berichtete sie zu Themen wie Covid-19, was ihr unter anderem Lob von den Vereinten Nationen einbrachte.
Als Programmdirektorin bei Aytoradio Uzbekistan ist sie für die Musik- und Nachrichtensendungen verantwortlich. Seit 15 Jahren widmet sie sich außerdem dem Ausbau ihrer Management-Fähigkeiten. Und trotzdem hatte sie das Bedürfnis, noch mehr zu lernen, besonders, um aktuelle Programme besser zu vermarkten und ein größeres Publikum anzusprechen. Ihre Bewerbung an der Media School Uzbekistan gab ihr dazu die Möglichkeit.
“Ich bin inspiriert”, sagte sie kürzlich und betonte ihren aktuellen Fokus auf verschiedene Social-Media-Kanäle, besonders YouTube, um mit ihnen noch mehr Hörerinnen und Hörer zu erreichen.
Gemeinsam mit 20 Journalistinnen und Journalisten und Medienmanagerinnen und -managern steht Inoyatova kurz vor Abschluss ihres Studiums an der Media School. Sie sind damit die vierte Klasse seit der Eröffnung der Schule im Jahr 2019.
Die Schule gilt als einzigartig in der Region und ist bekannt für einen praxisorientierten Lehrplan und ein Trainingsteam, bestehend aus lokalen, regionalen und internationalen – besonders belarussischen – Expertinnen und Experten.
Im Jahrgang 2022 haben die Studierenden Beiträge über die Themen Obdachlosigkeit, illegales Online-Glücksspiel, Scheidung und deren Auswirkungen auf Kinder sowie häusliche Gewalt produziert.
Die Media School Uzbekistan, oder MSU, ist eine Kooperation zwischen dem Modern Journalism Development Center (MJDC) und der DW Akademie. Sie wird gefördert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Die Förderung durch das BMZ stellt die Fortsetzung des Programms bis 2023 sicher. Bereits vor Einrichtung der Schule in Usbekistan wurde das Medientraining in Belarus, der Ukraine und der Kaukasusregion entwickelt und durchgeführt.
MSU nimmt Bewerbungen für die Bereiche Journalismus und Medienmanagement entgegen.
“Es ist ein komplexes Trainingsprogramm”, sagte Vitaut Rudnick, ein Trainer aus Belarus, der seit Eröffnung der Schule dort unterrichtet. „Es ist notwendig, dass wir Teilnehmende aus unterschiedlichen Regionen und mit unterschiedlichen Kenntnisstand dabei haben… all unsere Absolventinnen und Absolventen haben Neues dazugelernt, und jetzt werden sie von lokalen Redaktionen angeworben“.
Die belarussischen Trainerinnen und Trainer haben das Konzept für die Schule und den Lehrplan selbst entwickelt und in ihrem Land umgesetzt. Sie sind erfahrene Journalistinnen und Journalisten, Medienmanagerinnen und -manager, Trainerinnen und Trainer. Nach Eröffnung der Schule begannen sie, die Idee in die Kaukasusregion und später nach Usbekistan weiterzutragen. Politische Entwicklungen haben zwischenzeitlich diesen Prozess behindert: ein Trainer, Andrey Aleksandrov, wurde in Belarus für seine oppositionellen Ansichten verhaftet und muss nun eine 14-jährige Haftstrafe verbüßen.
Auch das durchschnittliche Profil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer hat sich seit Beginn des Programms verändert. Inzwischen gehören mehr regionale und usbekischsprachige Kandidatinnen und Kandidaten zur Studierendenschaft. Die Bewerberinnen und Bewerber sind zunehmen jünger und finden entsprechend leichter einen Zugang zu digitaler Berichterstattung. Außerdem kehren viele Absolventinnen und Absolventen zu einem späteren Zeitpunkt zurück, um sich weiter fortzubilden, ob in den Bereichen Management, Technik oder Methodik. Auch die Reichweite der redaktionellen Projekte der Studentinnen und Studenten hat sich vergrößert.
"Wir sehen, dass unsere Projekte Einfluss haben", sagte Saida Sulaymanova, Direktorin des Modern Journalism Development Center.
Sie verwies dabei auch auf eine Absolventin der Schule, die Medienanwältin Madina Tursunova, eine angesehene Expertin im Bereich Schutz von geistigem Eigentum. Sie besuchte die MSU, um mehr über den modernen Journalismus zu lernen.
Laut Lydia Rahnert, Head of Unit Central Asia and Caucasus bei der DW Akademie, machen die Studentinnen und Studenten im Programm schnelle Fortschritte, motiviert durch ihre Trainerinnen und Trainer und die herausfordernden Lerninhalte.
"Es ist so aufregend zu sehen, wie sich die Studierenden weiterentwickelt haben seit dem ersten Modul im September", sagte sie. "Damals waren alle noch schüchtern und zurückhalten, und jetzt, wo sie ihren Abschluss machen, ist es großartig, wie selbstbewusst alle geworden sind".
"Für mich ist das ein ganz neuer Zugang zum Thema Journalismus", sagte Munisa Shamsiyeva, eine Journalistin aus Zarafshan in der usbekischen Region Samarkand. "Aber ich habe auch ganz traditionelle Fähigkeiten gelernt, wie das Strukturieren eines Artikels. Ich habe Einblicke erhalten, wie ich mit den Sozialen Medien arbeiten kann. Und zu Hause, in meiner Redaktion, habe ich schon viel Lob für meine Arbeitsergebnisse erhalten“. Als nächstes möchte sich Shamsiyeva mit Medienmanagement beschäftigen.
Ein weiterer Absolvent, Sherzod Rakhmanov, hat im Jahr 2019 eine neue Webseite aufgebaut, www.1gap.uz. Vor seinem Studium an der MSU war er als Koch tätig. Er beschäftigte sich mit Blogs und präsentierte seine kulinarischen Fähigkeiten auf YoutTube. Die Zahl seiner Followerinnen und Follower wuchs schnell, und ebenso die Zahl der Essensbestellungen. In seiner Zeit an der MSU im Jahr 2021 beschäftigte er sich mit dem Bereich Medienmanagement. Seitdem hat er mehr Personal für seine Webseite eingestellt und festgestellt, dass sie diese Arbeit finanziell lohn.
„Ich rate allen frischen Absolventinnen und Absolventen der MSU“, sagte er, „niemals an Geld für Weiterbildungsmaßnahmen zu sparen“.