Journalistinnen und Journalisten in Ghana lernen, wie sie mobil und kritisch über die Wahlen berichten.
Für Journalistinnen und Journalisten auf der ganzen Welt kann Wahlberichterstattung einen Karrierehöhepunkt darstellen. Präzise Berichterstattung erfordert fundierte Analysen von Wahlprognosen, ein tiefgehendes Verständnis der Themen und politischen Plattformen, zahlreiche Interviews mit Wählerinnen und Wählern und intensives Entschlüsseln von Regierungsnachrichten. Dies alles findet unter hohem Zeitdruck statt und an den zahlreichen Austragungsorten der Wahlkampfveranstaltungen.
Im Dezember wählen die Menschen in Ghana ihren nächsten Präsidenten und entscheiden über die zukünftige Zusammensetzung des Parlaments. Die Wahl ist die achte seit Ghanas Übergang von einer Militärregierung zur zivilen Regierung im Jahr 1992.
Ein zentrales Wahlkampfthema ist die Umwelt, insbesondere das Thema illegaler Bergbau. Die Organisation Reporter ohne Grenzen warnte bereits, dass Journalistinnen und Journalisten zahlreichen Bedrohungen ausgesetzt sind, wenn sie über kritische Themen berichten, wie den Fund von Quecksilber im Trinkwasser und mögliche Gesundheitsschäden für die Kinder in der Region.
Wenn so viel auf dem Spiel steht, ist es für Medienschaffenden nicht einfach, ihre Arbeit korrekt auszuführen.
"Sowohl die Regierungspartei als auch die Opposition verbreiten Falschinformationen und unterstützen Schmierkampagnen", sagte Abdul-Somed Yeboah Fordjour, ein freier Journalist aus Ghana, der erst in diesem Jahr sein Journalismus-Studium abgeschlossen hat. "Das macht es für uns Journalisten schwer, die Informationen zu verifizieren und Desinformation zu korrigieren."
Im Oktober nahm Fordjour zusammen mit anderen Journalistinnen und Journalisten an einem Training der DW Akademie teil. Dabei lernten sie, Falschinformationen und Propaganda zu erkennen und zu entkräften. Er und seine Kolleginnen und Kollegen übten das Vorgehen, indem sie KI-generierte Audios und Videos aus allen Bereichen des politischen Spektrums analysierten. Die Reporter lernten dabei auch mit Tools wie Dubawa, Tin-Eye, Fact-Check Ghana und Google Reverse Image Nachrichten zu überprüfen.
"Wir haben es in unserem Land mit einer Infodemie zu tun", sagte er. "Es gibt so viele unverifizierte Informationen, sowohl in den traditionellen als auch in den neuen Medien."
"Ich bin besorgt wegen der Polarisierung und der Voreingenommenheit vieler Menschen", sagte Radia Nuhu, eine ghanaische Journalistin und Teilnehmerin des Medienkompetenz-Trainings, "denn einige Medienunternehmen unterstützen Sensationsgier oder parteipolitische Programme und geben ihnen mehr Raum als faktenbasierter Berichterstattung. Das trägt dazu bei, dass die Menschen das Vertrauen in die Medien verlieren, und führt zu gesellschaftlichen Spaltungen."
Zudem sei sie besorgt, dass der Mangel an Lokalmedien einen negativen Einfluss habe.
"Es gibt immer weniger lokale Medien und so fehlt vielen Menschen der Zugang zu verlässlichen Informationen über Kandidatinnen oder Kandidaten und regionale Themen", ergänzte sie.
Neben Medienkompetenz und Faktencheck schulten die Trainerinnen und Trainer der DW Akademie die ghanaischen Journalistinnen und Journalisten auch im mobilen Journalismus und zeigten, wie sie Videos auf ihren Smartphones sendefertig erstellen können.
"Du kannst alle journalistischen Aufgaben mit deinem Smartphone erledigen", sagte die Teilnehmende Charlotte Römer, eine Freiwillige, die im Rahmen des internationalen Austauschdienstes kulturweit in West- und Zentralafrika für die DW Akademie tätig ist. "Videoaufnahmen, Schnitt, Storytelling, all das ist mit dem Smartphone möglich. Dazu gehört auch, wie man mit einem Mikrofon arbeitet oder ein Stativ einsetzt. Wenn all das nicht professionell gemacht wird, leidet die Qualität. Daher ist es wichtig, Fähigkeiten in diesem Bereich aufzubauen und ständig zu verbessern."
Maureen Marshell Appiah, eine Teilnehmerin des DW Akademie-Trainings zu mobilem Journalismus, übt Interviews und Berichterstattung mit ihrem Smartphone.
Für den Journalisten Abubakari Alhassan Baba hat die Smartphone-Schulung seine Arbeit grundlegend verändert.
"Ich habe gelernt, auf eine ganz neue Art Informationen zu sammeln und weiter zu verbreiten", sagte er. "Mit einem Smartphone kann ich in kurzer Zeit Informationen sammeln und Nachrichten veröffentlichen. Ich kann in engem Austausch mit dem Newsroom arbeiten, Fragen direkt beantworten und Feedback zur Verbesserung einbauen."
Doch der Weg dahin war nicht ohne Hindernisse.
"Ich musste einige Apps ganz neu lernen", sagte er. "Ich musste lernen wie man ein Programm wie Kinemaster einsetzt, um Videos zu schneiden, ich habe gelernt, wie man ein Stativ benutzt oder wie ein Teleprompter funktioniert. Das erforderte viel Geduld und Übung."
In den Tagen nach dem Workshop reisten die Teilnehmenden in unterschiedliche Landesteile, wo viele Herausforderungen der Berichterstattung auf sie warteten. Doch sie fühlten sich gut vorbereitet.
"Bei den Wahlen in diesem Jahr steht viel auf dem Spiel – auch die Glaubwürdigkeit der Medien", erklärte Abdul-Somed Yeboah Fordjour.
Die DW Akademie arbeitet mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zusammen mit dem Partner Penplusbytes (PPB) in Ghana zur Förderung von Medien- und Informationskompetenz (engl. Media and Information Literacy, kurz MIL) und stärkt kritisches Denken und Sicherheit im digitalen Raum. Außerdem kooperiert die DW Akademie zusammen mit der Media Foundation for West Africa (MFWA) und ihrem Projekt The Fourth Estate, um einen öffentlichen Dialog in Ghana zu schaffen, der sich auf faktenbasierte und ausgewogene Berichterstattung konzentriert.