Ghana: Das Tabu der Periodenarmut brechen

Frauen und Mädchen in Ghana haben oft keinen Zugang zu erschwinglichen Menstruationsartikeln. Eine Schulung und Podiumsdiskussion ermutigten junge Menschen, offen über sexuelle und reproduktive Gesundheit zu sprechen.

Armut in Ghana
Bild: Laura Schröder

Als ich zum ersten Mal meine Periode bekam, schnitt meine Mutter ein Tuch für mich zurecht”, erinnert sich Abena Benewaa Fosu bei einer Veranstaltung zu sexuellen und reproduktiven Gesundheitsrechten in Accra, Ghana. Benewaas Erfahrung ist in Ghana weit verbreitet, insbesondere in Familien mit geringem Einkommen. Vielen Mädchen fehlt es an grundlegenden Hygieneartikeln, wie z. B. Binden und Tampons. Doch weil Menstruation ein Tabuthema ist, wird dieser Mangel in der Gesellschaft zu wenig diskutiert. 

Bei einer Schulung und Podiumsdiskussion der DW Akademie diskutierten junge Frauen und Aktivistinnen über Möglichkeiten, das Thema zu entstigmatisieren und sich für einen gerechtere Verteilung von Menstruationsprodukten einzusetzen. Das Projekt konzentriert sich auf Bildung und einen grundlegenden Wandel in der Gesellschaft.  

Das Training verbindet Medien- und Informationskompetenz mit dem Thema sexuelle und reproduktive Gesundheit. Es ist ein erster Schritt, nicht nur über Rechte aufzuklären, sondern auch Fähigkeiten zu vermitteln, wie man sich fundiert zum Thema informieren und sogar selbst Medieninhalte erstellen kann”, erklärt Laura Schröder, Projekt Manager der DW Akademie.

Armut in Ghana
Abena Benewaa Fosu ist Gründerin und Leiterin der gemeinnützigen Organisation für sexuelle und reproduktive Gesundheit "Yebetumi" Bild: Urban Phlicks Studios

Periodenarmut verringern

Während der dreitägigen Schulung haben neun Teilnehmerinnen mit Expertinnen und Experten über Rechte im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit diskutiert und erfahren, wo sie zuverlässige Informationen finden und wie sie sie weitergeben können. Die jungen Frauen befassten sich auch mit Themen wie körperlicher Selbstbestimmung, geschlechtsspezifischer Stigmatisierung und Eintreten gegen sexuelle Belästigung.  

„Ich kann diese Informationen nutzen und auf meinen Social-Media-Kanälen das Bewusstsein für sexuelle und reproduktive Gesundheitsrechte stärken”, sagt Teilnehmerin Stephanie Ayavor. „Ich kann mein Umfeld und insbesondere Gleichaltrige über ihr Recht auf körperliche Selbstbestimmung aufklären und sie ermutigen, dafür einzustehen.” 

Zu den Zielen des Projekts gehört es, jüngere Frauen als Multiplikatorinnen auszubilden, da viele junge Menschen in den sozialen Medien nach Informationen zu sexueller und reproduktiver Gesundheit suchen.

Armut in Ghana
Ama Pratt ist Geschäftsführerin der Obaasima-Stiftung und Generaldirektorin von Pan African Television. Bild: Urban Phlicks Studios

Freundinnen und Freunde sind für junge Menschen die Hauptquelle für Informationen über sexuelle und reproduktive Gesundheit. Das Training soll dort ansetzen: Wir wollen, dass sich das Wissen über die Freundschaften, Bekanntschaften auf Social Media und in der Verwandtschaft der Teilnehmerinnen weiter verbreitet”, sagt Fosu, die sowohl Trainerin als auch Diskussionsteilnehmerin war. Sie ist die Gründerin der gemeinnützigen Organisation Yebetumi. 

Eine Menstruationssteuer

In der Podiumsdiskussion im Anschluss an die Schulung erörterten Expertinnen und Experten aus der Praxis, wie man nicht nur den gesellschaftlichen Diskurs, sondern auch die Gesetze im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit ändern könnte. 

Menstruationsarmut ist in Ghana ein wichtiges Thema: Bei einer Demonstration im Juni haben Menschen billigere Menstruationsprodukte gefordert. Hygieneprodukte werden größtenteils importiert und sind stark besteuert.   

Ein Gesetzesvorschlag sieht vor, diese Besteuerung auf nationaler Ebene zu ändern, aber viele sind der Meinung, dass noch mehr getan werden kann. Archibald Adams, Leiter der Kommunikationsabteilung von Oxfam und Podiumsteilnehmer, ist der Meinung, dass die Gesundheit von Frauen und Mädchen noch immer keine nationale Priorität ist. Er schlägt vor, bei der Familienplanung auch die Männer mit einzubeziehen. 

Die Expertinnen und Experten sind sich einig, dass die sexuelle und reproduktive Gesundheit mehr als eine persönliche Angelegenheit ist – sie betrifft die gesamte ghanaische Gesellschaft und sollte daher als gesellschaftliches Thema behandelt werden.

Das Projekt „Sexual and Reproductive Health Rights – MIL” fand im November 2023 in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Ghana statt und wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt.