Ruanda auf der Berlinale

Junge ruandische Filmemacher hatten die Möglichkeit, ihre Werke auf der Berlinale vor ausländischem Publikum zu präsentieren. Bei dem Event wurde auch das von der DW Akademie unterstützte Rwanda Media Project diskutiert.

Filmemacherin Marie-Clementine Dusabejambo stellte ihren Kurzfilm "Behind the Word" vor, Foto: Alice Kohn
Filmemacherin Marie-Clementine Dusabejambo stellte ihren Kurzfilm "Behind the Word" vorBild: DW/A. Kohn

Auf der diesjährigen Berlinale hat sich zum ersten Mal das ostafrikanische Ruanda als Filmnation präsentiert. Filme machen in Ruanda, über Ruanda und für Ruander - darum ging es bei der Veranstaltung "Focus Rwanda". Fünf ruandische (Kurz-) Filme wurden präsentiert, drei der jungen Filmemacher waren anwesend und sprachen über ihre Arbeit. Zu den Gästen gehörten unter anderem der Oscar-prämierte Filmemacher Volker Schlöndorff sowie der Gründer des ruandischen Filminstituts KWETU, Eric Kabera.

Beide haben die noch sehr junge ruandische Filmbranche mit geprägt. Durch den Zufall einer Begegnung mit Eric Kabera sei er nach Ruanda gekommen, erzählte Schlöndorff. Er erinnere sich, wie er in einem Handwerksstudio in Kigali ein paar junge Leute an einem Computer sitzen sah - das waren die ersten Lehrräume der sich im Aufbau befindenden Filmschule. Dies sei Schlöndorff äußerst sympathisch gewesen, denn für ihn sei Filmemachen eher Handwerk als Kunst. Kurzentschlossen gab er den Filmstudenten damals eine Unterrichtsstunde.

Nachwuchs für Ruandas Filmbranche

Das war der Beginn des von ihm ins Leben gerufenen Rwanda Media Project (RMP). Das Projekt dient der Ausbildung von Film- und Medienschaffenden. Neben Filmworkshops, die zusammen mit dem Europäischen Filmzentrum Babelsberg durchgeführt werden, ist ein Herzstück des RMP die duale Mediengestalter-Ausbildung unter Federführung der DW Akademie. Seit 2014 werden in Kooperation mit dem KWETU Filminstitut in einer praxisbezogenen Ausbildung 14 medienbegeisterte Ruander in Kamera, Ton und Schnitt geschult. Im vergangenen Herbst hat die erste Riege der Auszubildenden ein praxisbezogenes Praktikum bei verschiedenen deutschen Medieninstituten absolviert.

Auch auf der Berlinale-Veranstaltung spielte das Ausbildungsprogramm eine große Rolle, schließlich wurden mehrere der dort präsentierten Filmemacher innerhalb des RMP ausgebildet. KWETU-Präsident Kabera und Michael Tecklenburg, Leiter Afrika der DW Akademie, betonten, dass für eine nachhaltige Ausrichtung des Programms zukünftig afrikanische Trainer ausgebildet werden müssten. "Der Fokus des RMP liegt darauf, eine Filmindustrie für das Land selbst aufzubauen", so Schlöndorff. "Anders als in vielen anderen afrikanischen Ländern, wo sich die Filmbranchen darauf fokussieren, für ausländische, insbesondre Hollywood-Produktionen attraktiv zu werden."

In Ruanda hingegen sollen zukünftig Spiel- und Dokumentarfilme Ruandas Geschichte erzählen. Von ruandischen Filmemachern, in ihrer eigenen Sprache Kinyarwanda, in erster Linie für Ruander und erst dann für ein ausländisches Publikum - das war das immer wiederkehrende Kredo in Berlin. "Jeder Mensch produziert seine eigene Version der Realität", sagte Eric Kabera. "Das ist wichtig, um die schreckliche Geschichte Ruandas, aber auch aktuelle politische und gesellschaftliche Themen aus einem menschlichen Blickwinkel zu betrachten."

Viel Raum für Neues

Ruandas Filmindustrie stecke noch in den Kinderschuhen, aber gerade das sei das Schöne daran, schwärmt Schlöndorff. Hier hätten sich noch keine von Hollywood dominierten Filmemacherregeln durchgesetzt. Gerade in den Erzählweisen fände sich eine Unschuld, aus der eine unberührte Kreativität erwachse und aus der viel Neues entstehen könne. Diese Kreativität fand sich auch in den ungewohnt erzählten Kurzfilmen wieder, die präsentiert wurden.

Teilweise behandeln sie Themen, die in Ruanda bislang eher totgeschwiegen wurden. So erzählte ein Film von einer Mutter, die sich prostituieren muss, um ihre Kinder zu ernähren. Für große Begeisterung sorgte eine Kurz-Dokumentation, in der es um die Kühe des Großvaters der Filmemacherin ging - metaphorisch transportierte der Film so wichtige Aspekte der ruandischen Kultur. Ruandas Filmszene mag zwar noch in den Anfängen stecken, doch Kurzfilme wie auch das selbstbewusste Auftreten der Filmemacher lassen Neugier auf zukünftige Produktionen des ostafrikanischen Landes aufkommen, so resümierten die Teilnehmer der Podiumsdiskussion.

Austausch mit Volker Schlöndorff über Neuigkeiten im Rwanda Media Project, Foto: Alice Kohn
Austausch mit Volker Schlöndorff über Neuigkeiten im Rwanda Media Project Bild: DW/A. Kohn
Paneldiskussion mit Guido Convents (Filmfestival Leuven), Prof. Olaf Hirschberg (Hochschule Mainz), Eric Kabera (Gründer des KWETU Filminstituts), Kennedy Mazimpaka (Vizepräsident der Rwanda Film Federation), Klaus Keil (European Film Centre Babelsberg) und Michael Tecklenburg (Leiter Afrika der DW Akademie), Foto: Alice Kohn
Paneldiskussion mit Guido Convents (Filmfestival Leuven), Prof. Olaf Hirschberg (Hochschule Mainz), Eric Kabera (Gründer des KWETU Filminstituts), Kennedy Mazimpaka (Vizepräsident der Rwanda Film Federation), Klaus Keil (European Film Centre Babelsberg) und Michael Tecklenburg (Leiter Afrika der DW Akademie) Bild: DW/A. Kohn
Vertreter des Rwanda Media Project, Rheinland-pfälzische Landesvertretung, Botschaft Ruanda und DW Akademie, Foto: Alice Kohn
Vertreter des Rwanda Media Project, Rheinland-pfälzische Landesvertretung, Botschaft Ruanda und DW Akademie Bild: DW/A. Kohn