Medientraining: Gut vorbereitet für die Paralympischen Spiele
Pressesprecher tragen die Anliegen ihrer Organisation in die Welt - gute Kommunikation ist dabei entscheidend. Schwierige Fragen von Journalisten in Live-Situationen können schnell zu Stolperfallen werden. Die Öffentlichkeit bietet aber auch großes Potential, etwas in der Gesellschaft zu verändern. Für die Mitarbeiter des International Paralympic Committee (IPC) steht mit den Paralympischen Spielen in Rio im September das nächste Großereignis mit viel Presseaufkommen an. In einem Medientraining bei der DW Akademie bereiteten sie sich auf den öffentlichen Auftritt, Interviewsituationen und den Umgang mit schwierigen Fragen vor. Immer im Fokus: Transparenz und Offenheit, auch in Krisensituationen. Eva Werthmann ist Medien-Managerin des IPC, mitverantwortlich für die Medien-und Kommunikationsarbeit der Dachorganisation der weltweit 177 nationalen Paralympic-Komitees.
Was sind die Herausforderungen für das IPC in der Öffentlichkeit?
Was sind die Herausforderungen für das IPC in der Öffentlichkeit?
Eva Werthmann: Die öffentliche Meinung gegenüber internationalen Sportorganisationen ist momentan nicht die Beste - der Fifa-Skandal hat diesen Ruf nochmal weiter verschlechtert. Wir als internationale Organisation sind auch davon betroffen und sehen uns oft mit Vorwürfen konfrontiert, gerade was das Thema Doping betrifft.
Wie wirken Sie dem entgegen?
Wie wirken Sie dem entgegen?
Wir versuchen, unsere positive Botschaft in die Welt zu tragen. Die Athleten erbringen die Leistung und wir sind dafür verantwortlich, die Gesellschaft darauf aufmerksam zu machen. Zu sagen: Seht her, das ist möglich, wir sind alle gleich, ob mit oder ohne Behinderung. Und da haben wir auch die Möglichkeit, auf Missstände hinzuweisen und etwas in der Gesellschaft zu verändern.
Das Thema Behinderung ist sensibel, es ist oft verbunden mit sozialen, politischen Fragestellungen. Was können die Paralympischen Spiele bewirken?
Das Thema Behinderung ist sensibel, es ist oft verbunden mit sozialen, politischen Fragestellungen. Was können die Paralympischen Spiele bewirken?
Ein Beispiel: Durch die Paralympischen Spiele in China hat sich dort einiges geändert. Vor Ort wurde uns berichtet, dass Menschen mit Behinderungen vor den Paralympics mehr oder weniger zuhause versteckt wurden. Nach den Paralympics hatten sie das Gefühl, dass sie sich in der Öffentlichkeit zeigen können. Dann gab es weitere Fortschritte: Die Verbotene Stadt sowie Teile der Chinesischen Mauer wurden barrierefrei gemacht. An solchen Veränderungen sieht man: Die Paralympischen Spiele bewegen etwas.
Wie wichtig ist die Presse dabei?
Wie wichtig ist die Presse dabei?
Ein gutes Verhältnis zur Presse ist immer wichtig. Dass Journalisten nicht als Feinde angesehen werden, selbst wenn sie eine Organisation mit Anschuldigungen konfrontiert oder negativ über sie berichtet. Wir brauchen die Presse auch, um unsere Anliegen zu verbreiten. Es ist ein Geben und Nehmen.
Wie gehen Sie in Kontexte mit eingeschränkter Meinungsfreiheit hinein?
Wie gehen Sie in Kontexte mit eingeschränkter Meinungsfreiheit hinein?
Die Medienlandschaften sind immer unterschiedlich, je nachdem, wo die Spiele stattfinden. Mit dem Thema Paralympics wird sehr unterschiedlich umgegangen. In London wussten wir, dass die Presse sehr aggressiv sein kann. In Russland oder China beispielsweile herrscht eine eingeschränkte Meinungsfreiheit – nach unseren Standards. Trotzdem gehen wir nicht speziell darauf ein: Wir sprechen mit allen Journalisten auf die gleiche Art und Weise und präsentieren unsere Botschaften.
Ihre Botschaften zu kommunizeren, darauf haben Sie sich vorbereitet. Was sind die wichtigsten Take-Home Messages, die Sie aus dem Medientraining mitnehmen?
Ihre Botschaften zu kommunizeren, darauf haben Sie sich vorbereitet. Was sind die wichtigsten Take-Home Messages, die Sie aus dem Medientraining mitnehmen?
Dass man seine Key-Messages direkt innerhalb der ersten Minuten nennen sollte. Dass die Anliegen kurz und präzise formuliert sind und dass man, wenn möglich, einen Moment erzeugen sollte, bei dem man sein Gegenüber zum Staunen und zum Innehalten bringt. Man erwähnt etwas, was andere unbedingt weitererzählen wollen. So kann man das Publikum von sich überzeugen.
Was war die größte Herausforderung?
Was war die größte Herausforderung?
Mit besonders schwierigen Fragen im Interview konfrontiert zu werden. Ich wurde auf Skandale angesprochen, mit Suggestivfragen bombardiert. Das bringt einen in der Situation vor der Kamera, im Studio und vor Publikum schon in Bedrängnis. Das zu üben war eine sehr hilfreiche Erfahrung. Sollte ich einmal in eine ähnliche Situation kommen, weiß ich jetzt, wie ich damit umgehe. Für die Spiele in Rio fühle ich mich gut vorbereitet.