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Thailändische Demokratie-Aktivistin stirbt im Hungerstreik

14. Mai 2024

110 Tage hatte Netiporn Sanesangkhom die freiwillige Tortur durchgestanden, um ein Zeichen gegen Thailands Justizsystem zu setzen. Nun ist der in einer Gefängnisklinik ausgetragene Kampf der 28-Jährigen zu Ende.

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Thailand Bangkok Aktivistin Netiporn "Bung" Sanesangkhom (Mitte)
Ein Bild aus hoffnungsvolleren Tagen: Netiporn Sanesangkhom (Mitte, mit Maske) und andere Angehörige von Thailands Demokratie-Bewegung im September 2020 in BangkokBild: Panu Wongcha-Um/REUTERS

In Thailand ist eine Aktivistin nach einem 110 Tage andauernden Hungerstreik in Untersuchungshaft gestorben. Netiporn Sanesangkhom habe einen Herzstillstand erlitten und nicht auf die Behandlung reagiert, teilte das Ministerium für Strafvollzug des Königreichs mit. Das nördlich der Hauptstadt Bangkok gelegene Gefängniskrankenhaus nahm eine Autopsie zur Feststellung der Todesursache vor.

Protest nahe einer Autokolonne des Königs 

Die Aktivistin der pro-demokratischen Gruppe "Thaluwang" hatte seit Januar wegen Verleumdung des Königshauses in Untersuchungshaft gesessen - weil sie 2020, auf dem Höhepunkt der von Jugendlichen angeführten pro-demokratischen Bewegung im Königreich, in der Nähe einer königlichen Autokolonne protestiert hatte. Kurz nach ihrer Festnahme trat Netiporn am 27. Januar aus Protest gegen das thailändische Justizsystem in den Hungerstreik und wurde aus gesundheitlichen Gründen in die Gefängnisklinik verlegt. Nach Angaben der Behörden hatte die 28-Jährige, die auch unter ihrem Spitznamen "Bung" bekannt war, zuletzt kaum noch Kraft in Beinen und Armen und litt unter Blutarmut.

Die frühere Englischlehrerin war bereits mehrmals vorübergehend festgenommen worden und mit anderen Aktivistinnen schon vor zwei Jahren in einen Hungerstreik getreten. Damals forderte Amnesty International die umgehende Freilassung der Frauen auf Kaution und eine angemessene medizinische Versorgung während der Haft. Nach Angaben der Organisation Human Rights Lawyer Association befinden ich in Thailand noch mindestens zwei politische Gefangene im Hungerstreik. 

Thailands König Maha Vajiralongkorn und Königin Suthida
Thailands König Maha Vajiralongkorn, seine Frau Suthida oder andere Mitglieder der königlichen Familie auch nur zu kritisieren, kann lange Haftstrafen zur Folge haben Bild: Sunti Teapia/Manager newspaper/dpa/picture alliance

Erst Mitte vergangener Woche war der Aktivist Panupong Jadnok wegen Majestätsbeleidigung zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Die Vorwürfe gegen den Anführer der Pro-Demokratie-Proteste von 2020 betreffen Monarchie-kritische Online-Beiträge. Gegen den 27 Jahre alten Panupong liegen noch acht weitere Anklagen wegen Majestätsbeleidigung vor. 

Allein 2023 mehr als 150 Aktivisten angeklagt

Ende April verurteilte ein thailändisches Gericht den Demokratie-Aktivisten Arnon Nampa zu zwei weiteren Jahren Gefängnis wegen Majestätsbeleidigung. Er hatte auf einer Kundgebung im Jahr 2021 dazu aufgerufen, die Gesetze zur Verunglimpfung des thailändischen Königshauses zu ändern. Insgesamt wurden allein im vergangenen Jahr mehr als 150 Aktivisten aufgrund der Gesetze gegen die Majestätsbeleidigung angeklagt.      

Eines der strengsten Majestätsbeleidigungsgesetze der Welt schützt den thailändischen König Maha Vajiralongkorn und seine engsten Familienangehörigen, jeder Verstoß kann mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft werden. Der betreffende Paragraf 112 des Strafrechts verbietet indes faktisch jede Kritik am Königshaus und der Monarchie und wird in Thailand regelmäßig benutzt, um freie Meinungsäußerung zu unterbinden. 

sti/kle (afp, dpa)