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Spionierte Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek für Russland?

26. September 2023

Bisher blieben die Anschuldigungen gegen den Flüchtigen auf seine unrühmliche Rolle im zusammengebrochenen Wirecard-Konzern beschränkt. Die britische Staatsanwaltschaft offenbart nun ein neues Tätigkeitsfeld Marsaleks.

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Fahndungsplakat von Jan Marsalek am Flughafen München
Fahndungsplakat von Jan Marsalek am Flughafen München Bild: Frank Hoermann/SVEN SIMON/picture alliance

Der frühere Wirecard-Manager und Justizflüchtige Jan Marsalek wird von britischen Ermittlern verdächtigt, Teil eines Spionagenetzwerks für Russland gewesen zu ein. Das geht aus einer Mitteilung der britischen Staatsanwaltschaft hervor. Zuvor hatte bereits das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" über die Vorwürfe berichtet.

Demnach soll Marsalek eine zentrale Rolle als Vermittler zwischen Moskau und einer Gruppe von Bulgaren gespielt haben, die sich als mutmaßliche russische Spione in London vor Gericht verantworten müssen. Eine erste Anhörung dazu fand an diesem Dienstag am Westminster Crown Court statt. Die Bulgaren, die sich in Gewahrsam befinden, wurden dazu per Video in den Gerichtssaal zugeschaltet. Sie waren im Februar festgenommen worden.

Marsalek wird in Russland vermutet

Marsalek war früher Vertriebsvorstand des Finanzdienstleisters Wirecard, ist seit Längerem abgetaucht und wird in Russland vermutet. Er gilt als Hauptverdächtiger im Wirecard-Skandal. Marsalek verantwortete das Geschäft mit sogenannten Drittpartnerfirmen, externen Zahlungsdienstleistern, die im Wirecard-Auftrag Kreditkartenzahlungen überwiegend in Asien abwickelten - oder abgewickelt haben sollen.

Im Sommer 2020 war der einstige Dax-Konzern zusammengebrochen, weil 1,9 Milliarden Euro angeblicher Erlöse aus diesem Drittpartnergeschäft nicht auffindbar waren. Wirecard wird beschuldigt, über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht und so hohe Kredite erschwindelt haben. Marsalek floh ins Ausland, als sich der Kollaps des Konzerns abzeichnete.

Wirecard-Prozess startet: Drei Manager angeklagt

Seit Dezember 2022 läuft vor dem Landgericht München ein Prozess gegen den ehemaligen Wirecard-Chef Markus Braun und zwei weitere ehemalige Manager wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs. Die Insolvenz des Zahlungsdienstleisters ist einer der größten Wirtschaftsskandale der Bundesrepublik Deutschland.

sti/fab (dpa, ARD)