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KonflikteIran

Iran: Raketenangriffe auf Ziele im Irak und Syrien

16. Januar 2024

Die mächtigen Revolutionsgarden im Iran haben mit ihren Angriffen die Spannungen in der Region verschärft. Teheran gab an, ein "Spionagequartier" Israels getroffen zu haben. Der Irak antwortet auf diplomatischem Weg.

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Vier Feuerwehrmänner in den Trümmern eines Gebäudes
Dieses Gebäude in der Kurdenhauptstadt Erbil wurde bei dem Raketenangriff zerstörtBild: Mohammad Othman/Anadolu/picture alliance

Im Irak schlugen mehrere ballistische Raketen in Erbil ein, der Hauptstadt der autonomen Kurdenregion im Norden des Landes. Bei dem Angriff aus dem Iran in der Nacht zum Dienstag wurden nach Behörden-Angaben mindestens vier Zivilisten getötet und sechs Menschen verletzt.

Unter den Toten sei der bekannte Geschäftsmann Peschraw Disajee, erklärte die Demokratische Partei Kurdistans. Der Ministerpräsident von Kurdistan, Masrur Barsani, sprach von einem Verbrechen gegen das kurdische Volk.

Botschafter zurückbeordert

Auch die irakische Regierung in Bagdad hat die iranischen Angriffe scharf verurteilt. Das Außenministerium rief zudem seinen Botschafter Nassir Abdel Mohsen aus dem Nachbarland zu Konsultationen zurück.

Zuvor hatte das Ministerium erklärt, das Vorgehen der Revolutionsgarden sei ein "Angriff auf die Souveränität des Iraks und die Sicherheit seines Volkes". Die irakischen Behörden ergriffen nun "alle notwendigen rechtlichen Schritte", darunter auch "eine Beschwerde beim UN-Sicherheitsrat" in New York.

Viele Menschen gehen eine Straße entlang
In Erbil versammelten sich nach den Raketenangriffen zahlreiche Menschen zu einem Protestmarsch Bild: Azad Lashkari/REUTERS

Das irakische Außenministerium kündigte zudem die Bildung einer Untersuchungskommission an, um "der irakischen und internationalen Öffentlichkeit zu beweisen, dass die Behauptungen (aus Teheran) falsch sind".

Die iranischen Revolutionsgarden hatten laut Staatsmedien mehrere ballistische Raketen auf "terroristische" Ziele im Irak und in Syrien abgefeuert. Irans staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete, die paramilitärische Einheit habe ein "Spionagehauptquartier" des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad sowie eine "Versammlung anti-iranischer Terrorgruppen" in Erbil angegriffen. In Syrien wurden demnach Versammlungsorte von Kommandeuren der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) mit Raketen beschossen. 

Zerstörte Gebäude, im Hintergrund Hochhäuser
Zerstörung nach den iranischen Raketenangriffen auf Erbil Bild: Azad Lashkari/REUTERS

Raketen mehr als 1200 Kilometer weit geflogen

Irans Agentur Irna meldete ergänzend, die Raketen hätten teilweise eine Strecke von mehr als 1200 Kilometern zurückgelegt. Es handele sich um die bisher weiteste Militäroperation mit Raketen des Landes.

Dies dürfte auch ein Signal an den Erzfeind Israel sein. Es wäre in etwa die gleiche Entfernung, die Raketen - vom Westen des Irans aus abgefeuert - zurücklegen würden, um Tel Aviv oder Jerusalem zu erreichen.

Die Revolutionsgarden teilten ihrerseits mit, die Angriffe seien eine Reaktion auf die jüngsten Attacken auf den überwiegend von Schiiten bewohnten Iran und die "Achse des Widerstands".

Hierbei handelt es sich um ein gegen Israel und den Westen gerichtetes Bündnis pro-iranischer Gruppierungen wie der militant-islamistischen Palästinenserorganisation Hamas, der schiitischen Hisbollah-Miliz im Libanon und den schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen. Die Hamas und die Hisbollah werden von vielen westlichen Staaten und einigen anderen Ländern als Terrororganisationen gelistet.

Luftangriffe auf Huthi-Stellungen

Westen reagiert empört 

Frankreich warf dem Iran vor, mit den Raketenangriffen die Souveränität des Iraks verletzt zu haben. "Solche Taten stellen eklatante, inakzeptable und besorgniserregende Verletzungen der Souveränität des Iraks dar", erklärte das Außenministerium in Paris. Auch die Stabilität und Sicherheit Kurdistans seien dadurch gefährdet.

Ähnlich äußerten sich die USA. "Wir lehnen Irans rücksichtslose Raketenangriffe ab, die die Stabilität des Irak untergraben", erklärte Matthew Miller, Sprecher des US-Außenministeriums.

Das Vorgehen der seit langem nach größerem Einfluss strebenden Regionalmacht Iran fällt mitten verschärft die Spannungen in der Region. Diese sind durch den Hamas-Israel-Krieg im Gazastreifen bereits äußerst angespannt. Es wird befürchtet, dass sich der Konflikt in der Region erheblich ausweiten könnte, zudem der Iran die sogenannte Achse des Widerstands anführt.

se/gri (afp, dpa, ap, rtr)

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