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PolitikNigeria

Fast 300 Schüler in Nigeria verschleppt

8. März 2024

Es ist die zweite Massenentführung innerhalb weniger Tage im Norden Nigerias. Nach Angaben eines Lehrers habe eine bewaffnete Gruppe mehr als 300 Kinder verschleppt. Einige konnten zurückkehren.

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Fahrzeuge der nigerianischen Armee stehen vor Gebäuden
Eine bewaffnete Gruppe soll eine Grund- und Mittelschule in der Ortschaft Kuriga im nordwestlichen Bundesstaat Kaduna überfallen haben. Die nigerianische Armee ist inzwischen vor Ort. Bild: AP/dpa/picture alliance

Im westafrikanischen Nigeria sind Berichten eines Lehrers und Medien zufolge fast 300 Schulkinder entführt worden. Eine bewaffnete Gruppe hat demnach am Donnerstagmorgen eine Grund- und Mittelschule in der Ortschaft Kuriga im nordwestlichen Bundesstaat Kaduna überfallen. Der Lehrer Sani Abdullahi sagte dem lokalen Fernsehsender Kaduna State Media Television, 187 Schüler der Sekundärstufe und 125 Schüler der Grundschule hätten zunächst als vermisst gegolten. Davon seien inzwischen 25 Kinder zurückgekehrt.

Viele Kinder und Erwachsene konnten fliehen

Fast 300 Schulkinder in Nigeria entführt

Ob die Kinder den Kidnappern entfliehen konnten oder sich versteckt hatten, blieb zunächst unklar. Am Freitagmorgen wurden weiter 287 Mädchen und Jungen vermisst. Medienberichten zufolge ist auch ein Lehrer verschleppt worden. 

Seit 2014 haben die islamistische Terrormiliz Boko Haram sowie kriminelle Gruppen zahlreiche Frauen und Kinder im Norden des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas mit rund 220 Millionen Einwohnern entführt. Dabei geht es entweder um die Erpressung von Lösegeld, Zwangsrekrutierung in bewaffnete Gruppen oder sexuelle Gewalt.

Menschen versammeln sich an einem Ort in Nigeria, an dem Bewaffnete Dutzende Schulkinder entführt haben sollen
In den vergangenen Monaten sind immer wieder kleinere Gruppen von Menschen,vor allem Frauen und Kinder, im Bundesstaat Kaduna entführt wordenBild: AP/dpa/picture alliance

Nach Angaben des Lehrers wurde das Gebäude kurz vor Schulbeginn von schwer bewaffneten Männern umstellt. Die Täter hätten die etwa 700 Schüler und Lehrer gezwungen, sich in ein anliegendes Waldgebiet zu begeben, so Abdullahi. Viele Kinder und Erwachsene hätten jedoch fliehen können. Kurz darauf habe eine lokale Bürgerwehr versucht, die Täter zu verfolgen, sagte der Lehrer. Dabei sei ein Mitglied der Bürgerwehr getötet worden.

Der Senator von Kaduna, Uba Sani, bestätigte den Vorfall, machte aber keine Angaben zu Opferzahlen. Er habe sich mit "blutendem Herzen" von der Gemeinde über die Entführung berichten lassen, sagte Sani in einem Post auf X. Er werde sicherstellen, dass alles unternommen werde, um die Schüler und Schülerinnen zu befreien. Auch der nigerianische Präsident Bola Tinubu und der nationale Sicherheitsberater seien informiert worden, schrieb Sani. Ein Mitglied des Gemeinderats von Kuriga beklagte die unzureichende Sicherheitssituation in der Gegend. Das Gebiet, in dem sich die Schule befindet, gilt als Kriminalitätsschwerpunkt.

Massenentführung im nordöstlichen Bundesstaat Borno

In den vergangenen Monaten sind immer wieder kleinere Gruppen von Menschen, vor allem Frauen und Kinder, im Bundesstaat Kaduna entführt worden. Ende Februar war es bereits im nordöstlichen Bundesstaat Borno zu einer Massenentführung von Binnenvertriebenen gekommen. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen wurden dabei mehr als 200 Menschen verschleppt. Eine genaue Zahl der Entführten war auch in diesem Fall nicht bekannt. Das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha) erklärte, der Angriff der Dschihadisten habe sich am Donnerstag vergangener Woche in der Nähe eines Auffanglagers für Vertriebene ereignet. Demnach wurden die Menschen verschleppt, als sie außerhalb des Lagers Feuerholz sammelten. Anti-dschihadistische Milizen machten die Dschihadistengruppe "Islamischer Staat - Provinz Westafrika" (Iswap) für den Angriff verantwortlich.

Lösegeldzahlungen als Hauptgrund für Entführungen

Nigeria in der Krise

Nach Angaben der Wirtschafts- und Sicherheitsberatungsfirma SB Morgen sind aufgrund Nigerias kriselnder Wirtschaft, steigender Inflation und hoher Arbeitslosigkeit Lösegeldzahlungen zum Hauptgrund für Entführungen geworden. Allein in den zwölf Monaten zwischen Juli 2022 und Juni 2023 seien in Nigeria 3620 Menschen bei 582 Vorfällen entführt worden, die weitaus meisten davon in Kaduna.

Vor fast genau zehn Jahren, im April 2014, sorgte die Entführung von 276 Schülerinnen aus ihrem Internat in der Stadt Chibok für weltweites Entsetzen. Sie waren von Kämpfern der Boko Haram verschleppt worden, die Mädchen und junge Frauen oft zur  Zwangsheirat nötigen oder als Sex- und Haussklaven missbrauchen. Viele der Mädchen sind noch immer vermisst.

pg/sti (dpa, afp, epd)