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Afrika-Cup: Mohamed Salah und der Druck zu gewinnen

Salah Sharara
14. Januar 2024

Nach vielen Rückschlägen mit dem Nationalteam will Superstar Mo Salah endlich den Afrika-Cup gewinnen und den Titel nach 2010 wieder nach Ägypten holen. Er hat sogar dem Staatspräsidenten ein Versprechen gegeben.

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Mohamed Salah im Trikot Ägyptens
Bei seiner vierten Teilnahme am Afrika-Cup will Mohamed Salah mit Ägypten endlich den Titel gewinnenBild: Kim Price/CSM via ZUMA Press Wire/picture alliance

Die Champions League, zwei englische Meisterschaften, FA-Cup und Liga-Cup, dazu die Klub-Weltmeisterschaft, den UEFA-Super-Cup und eine Meisterschaft in der Schweiz - mit seinen Vereinsmannschaften war Mohamed Salah stets sehr erfolgreich. Auch viele persönliche Auszeichnungen hat der Profi bekommen, der seit 2017 für den FC Liverpool spielt. Er war zum Beispiel zweimal Afrikas Fußballer des Jahres und mehrfach Fußballer des Jahres in England.

Rückschläge und Tränen im Nationaltrikot

Allerdings stehen den Erfolgen und Titeln auf Klubebene frustrierende Niederlagen entgegen, die Salah mit der ägyptischen Nationalmannschaft erlebt hat. Ganz besonders ein Pokal fehlt in der reichhaltigen Titelsammlung Salahs: der Afrika-Cup. "Es ist jedes Mal ein großartiges Gefühl, wenn man im Trikot der Nationalmannschaft auf dem Platz steht. Das ist etwas, das ich nicht als selbstverständlich ansehe", sagte Salah kürzlich. "Ich bin einfach nur glücklich, dabei zu sein, glücklich, bei diesem Turnier zu spielen. Ich möchte diesen Wettbewerb gewinnen."

Ägyptens| Mohamed Salah geht bei der Siegerehrung nach dem verlorenen Afrika-Cup-Finale 2022 am Pokal vorbei
Knapp verpasst: 2022 durfte Mo Salah bei der Siegerehrung nur am Pokal vorbeigehen, ihn aber nicht in die Höhe stemmenBild: Ayman Aref/NurPhoto/picture alliance

Zweimal schon stand "The Egyptian King", wie der erfolgreichste Spieler der 130-jährigen Fußball-Geschichte Ägyptens genannt wird, im Endspiel der afrikanischen Kontinentalmeisterschaft. Beide Male verlor er mit Ägypten. 2017 mit 1:2 gegen Kamerun und 2022 gegen den Senegal denkbar knapp im Elfmeterschießen. Salah weinte damals Tränen der Enttäuschung.

Für die Turniere 2013 und 2015 hatte sich Ägypten mit Salah, der seit 2011 Nationalspieler ist, erst gar nicht qualifizieren können. Als der Afrika-Cup 2019 im eigenen Land stattfand und alle den Titel erwarteten, scheiterten Salah und Co. bereits im Achtelfinale an Südafrika. Neben den bitteren Pleiten beim Afrika-Cup verpasste das ägyptische Team in Salahs Ära außerdem zwei WM-Turniere. Für die Endrunden 2014 in Brasilien und 2022 in Katar konnten sich die "Pharaonen" nicht qualifizieren.

Warten auf den Titel - wie Lionel Messi

Zwar trug Salah die Verantwortung für all diese Misserfolge nicht alleine, jedoch ist er der beste und teuerste Spieler der Mannschaft und steht entsprechend im Fokus. In dieser Hinsicht ähnele sein Weg dem des argentinischen Stars Lionel Messi mit der argentinischen Nationalmannschaft, sagt der ägyptische Sportanalyst Karim Said im Gespräch mit der DW. Er ist Chefredakteur der Website "Yalla Kora". Messi wartete während seiner gesamten Karriere darauf, die Copa America und die Weltmeisterschaft zu gewinnen, was sich erst gegen Ende seiner Laufbahn erfüllte.

Lionel Messi mit WM-Pokal auf den Schultern seiner Mitspieler
Lionel Messi ist ähnlich lange dem Erfolg bei Copa America und WM hinterhergelaufen, wie Mo Salah beim AFCONBild: Juan Luis Diaz/Agencia MexSport/IMAGO

"Wir hoffen, dass Salah den Pokal vor dem Ende seiner Karriere gewinnt und nicht so lange warten muss wie Messi", fügt Said hinzu. Der ägyptische Fußballkommentator Ashraf Mahmoud sieht es ähnlich: "Salah ist einer der eifrigsten Spieler. Er möchte dieses Titel unbedingt gewinnen, es ist ein großes Ziel für ihn", sagt Mahmoud der DW. "Aber er spielt mit einer Gruppe von Spielern, die möglicherweise nicht das gleiche technische und intellektuelle Niveau haben wie er."

Versprechen an den Präsidenten

Da Salah im Sommer 32 Jahre alt wird, werden die Chancen, den Cup doch noch zu gewinnen, langsam knapp. Gleichzeitig steigt der Druck, den Titel nach 2010 wieder nach Ägypten zu holen. Immerhin ist das ägyptische Team mit sieben Erfolgen Rekordsieger. Daher soll es für Salah bei seiner vierten Teilnahme am Afrika-Cup endlich klappen. Das diesjährige Turnier in der Elfenbeinküste begann am vergangenen Samstag und endet am 11. Februar.

Eine Woche vor Beginn des Turniers besuchte der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi das Trainingslager der Mannschaft. "Ägypten hat den Titel beim Afrika-Cup siebenmal gewonnen", sagte al-Sisi. "Aber Ägypten verdient viel mehr. Es hätten acht, neun oder zehn Titel gewesen sein sollen."

Mohamed Salah schüttelt Ägyptens Präsident Abdel-Fattah al-Sisi die Hand
Schmückt sich gerne mit dem Glanz seiner Top-Sportler: Präsident al-Sisi (r.) mit Mo Salah (l.), hier vor der WM 2018Bild: MENA/Xinhua/picture alliance

Mo Salah hörte sich die Worte des Präsidenten an und bedankte sich anschließend bei ihm für die Unterstützung des Teams. "Alles, was ich Ihnen versprechen kann, ist, dass die Spieler alles tun werden, um das Turnier zu gewinnen, so Gott will", sagte der ägyptische Superstar.

Gruppensieg als Ziel

Die Experten sind sich einig, dass Salah und seine Mitspieler einen Fehler vom vergangenen Turnier nicht wiederholen sollten: Damals belegte Ägypten in seiner Gruppe hinter Nigeria nur den zweiten Platz. Damit war der Weg bis zum Finale schwerer, als er es als Gruppensieger gewesen wäre. Bereits im Achtelfinale wartete mit Marokko ein starker Gegner, es folgten die Elfenbeinküste und Kamerun, bevor es im Finale gegen den Senegal ging.

"Das waren sehr intensive Spiele in kurzer Zeit, die sich auf den physischen Zustand der Spieler auswirkten. Das war ein Fehler, den die Spieler erst realisierten, als sie das Finale erreichten", sagt Said. Allerdings ist der Journalist der Meinung, dass sowohl Mohamed Salah als auch die Spieler um ihn herum Fortschritte gemacht haben. Als Schwachpunkt wird allerdings die Defensive angesehen, hinter der mit Mohamed El-Shenawy jedoch ein erfahrener Torwart steht.

Maximaler Aufwand

"Es ist eine Mannschaft, die in Gruppenturnieren gut spielt, und ihre Verantwortlichen schaffen es, die Spieler zwischen den Spielen zu motivieren", weist Ashraf Mahmoud auf die wohl wichtigste Stärke der ägyptischen Nationalmannschaft hin. "Daher wird Ägypten gute Chancen haben, das Finale zu erreichen - wenn Verletzungen vermieden werden und maximaler Aufwand betrieben wird."

Mo Salah wird sich jedenfalls voll hereinhängen. Schließlich will er nicht wieder als weinender Verlierer vom Platz gehen, sein Versprechen gegenüber dem ägyptischen Präsidenten halten und endlich den Afrika-Cup gewinnen.