Unterricht der besonderen Art: Schulen wetteifern um bestes Konzept für Medienbildung  | Regionen | DW | 14.10.2021
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Regionen

Unterricht der besonderen Art: Schulen wetteifern um bestes Konzept für Medienbildung 

Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte dafür begeistern, sich mit Medien zu befassen – kritisch und kompetent: Das war das Ziel des ersten Schulwettbewerbs der DW Akademie in der Republik Moldau. 

„Ich war mir ziemlich sicher, dass wir als kleine Schule mit gerade einmal 101 Schülerinnen und Schülern die Vorauswahl nicht schaffen – und jetzt sind wir unter den Gewinnern“, sagt Valentina Țurcan. Sie ist Lehrerin am Gymnasium in Slobozia-Chiscareni, knapp 110 Kilometer von der moldauischen Hauptstadt Chișinău entfernt.  

Die Schule hat zusammen mit 20 anderen am ersten landesweiten Schulwettbewerb zu Media and Information Literacy, kurz MIL, teilgenommen. Dieser wurde von dem Independent Journalism Centre (IJC) in Zusammenarbeit mit der DW Akademie ins Leben gerufen. „Wir wollten erreichen, dass sich Lehrerinnen und Lehrer auch über die Klassenzimmergrenzen hinaus mit der Vermittlung von Medienkompetenz beschäftigen”, sagt Mariana Tabuncic, Projektkoordinatorin von IJC. Seit 2020 ist MIL in der Republik Moldau in allen drei Schulformen – Grund- und Realschule, sowie Gymnasium – Bestandteil des Curriculums. DW Akademie hatte das IJC unter anderem bei der Entwicklung von Curricula und Lehrbüchern beraten und die Partnerorganisation in der Lobbyarbeit unterstützt. 

Kleine Schulen, große Wirkung 

Ausgezeichnet wurden drei Schulen, die ihre ausgefeilten Konzepte zur Vermittlung von Medien- und Informationskompetenz überzeugend vorstellten und in die Praxis umsetzten. Dabei waren keine kreativen Grenzen gesetzt: So organisierte eine Schule einen Tanz-Flashmob, eine andere stellte einen Young Journalist Club auf die Beine, wieder eine andere drehte sogar eine eigene TV-Show. Die Konzeptions- und Umsetzungsphase erfolgte bereits sechs Monate im Voraus. Teil des Wettbewerbs waren Präsentationen der Lehrkräfte. Anhand von Bild- und Videomaterial stellten sie die Projekte ihrer Schülerinnen und Schüler vor. Die Teilnahme am Wettbewerb lohnte sich: Als Preise für die besten drei MIL-Konzepte winkten interaktive White-Boards. Ein großer Gewinn für modernen und digitalen Unterricht in den ansonsten nicht gut ausgestatteten Schulen. 

Tanzen für digitale Sicherheit 

Das Lyzeum ‘Dimitrie Cantemir’ aus Chișinău tanzte sich zum Sieg. Die Rumänisch-Lehrerin Aliona Pîntea ist davon überzeugt, dass MIL unerlässlich für die Jugend in der Republik Moldau ist: „Gerade junge Menschen tappen schnell in die Fallen, die das Internet mit sich bringt, besonders jetzt in der Pandemie, wo sogar der Unterricht online stattfindet.“ Aus diesem Grund haben sie und ihre Schülerinnen und Schüler sich für einen Tanz-Flashmob entschieden, um öffentlich auf die Bedeutung von digitaler Sicherheit hinzuweisen.  

Jeder Tanzschritt hat dabei eine Bedeutung: Tipps wie „Nutze starke Passwörter!“, „Beschütze deine persönlichen Daten!“ oder „Poste keine Bilder von anderen ohne ihr Einverständnis!“ werden mit viel Körpereinsatz dargestellt. Pîntea sagt: „Es war toll, die Kinder dabei zu beobachten, wie sie die Tanzschritte wiederholt und dabei die MIL-Tipps verinnerlicht haben. Ist das nicht eine wundervolle Art, Medienkompetenz zu vermitteln?“ 

Valentina Țurcan und ihre Schülerinnen und Schüler vom Gymnasium in Slobozia-Chiscareni gründeten einen Young Journalist Club, in dem die Kinder eigene Wand-Zeitungen publizieren konnten. Texte und Bilder werden dabei ansprechend auf einer Pinnwand platziert und – natürlich – gut sichtbar aufgehangen. „Egal ob abgetippt oder mit eigener Hand geschrieben, das Wichtigste war, dass die Schülerinnen und Schüler sich auf gemeinsame Themen einigen und als Team zusammenarbeiten konnten“, sagt Turcan. So konnten in dem Club nicht nur spannende „Zeitungen” produziert, sondern auch neue Lerngemeinschaften kreiert werden.  

Verlierer gibt es keine 

Obwohl es die Grundschule aus Comrat mit ihrer selbst produzierten TV-Show nicht unter die Gewinner schaffte, ist für Lehrerin Elena Mocanu klar, dass auch sie von der Teilnahme profitiert haben. „Es hat zwar nicht zum Sieg gereicht, aber wir haben etwas anderes gewonnen: gute Kontakte zu GRT, dem einzigen öffentlichen Sender in der Region, der uns bei der Produktion der Sendung unterstützt hat. Diese Erfahrung ermöglichte es den Kindern, Interviews zu führen, sich in der Moderation zu versuchen und eine Vorstellung von der Arbeit einer Reporterin oder eines Reporters zu bekommen”, sagt sie. 

MIL-Schulwettbewerb Republik Moldau 2021

Auch wenn nicht alle ein interaktives Whiteboard bekommen haben, gewonnen haben sie alle

Die teilnehmenden Lehrkräfte begeisterten und sensibilisierten nicht nur ihre Schülerinnen und Schüler für Medien- und Informationskompetenz. Sie konnten auch noch andere Kolleginnen und Kollegen, sowie sogar Eltern und Großeltern mit ins Boot holen und verbreiteten auch dadurch wichtige MIL-Inhalte. „Nun sind wir einen Schritt weiter in unserem Bemühen, die Menschen in der Republik Moldau zu kritischem Denken zu bewegen“, erklärt Mariana Tabuncic vom IJC. Der Erfolg spricht für sich: So sagte auch das Ministerium für Bildung, Kultur und Forschung seine Unterstützung in den kommenden Jahren zu. Tabuncic hofft daher, dass der MIL-Schulwettbewerb eine Fortsetzung findet und zu einer Tradition wird. 

 

Das Projekt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert. 

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