Kenia: Ein Ort für die Meinungsfreiheit | Afrika | DW | 06.07.2015
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Afrika

Kenia: Ein Ort für die Meinungsfreiheit

Journalisten und Menschenrechtsaktivisten haben es zunehmend schwer in Kenia, ihre Meinung frei zu äußern. Das Kisumu Media Information Hub soll Journalisten künftig einen Ort für eine kritische Öffentlichkeit bieten.

DW Akademie Kisumu Media Information Hub

Teamsitzung im neuen Kisumu Media Information Hub

Einer Geschichte auf den Grund gehen: Das hat William Oloo Janak in seiner über 25-jährigen Karriere als Printjournalist gelernt. Knapp zehn Jahre schrieb der heutige Vorsitzender der kenianischen Journalisten-Vereinigung KCA (Kenya Correspondents Association) für das Vorzeigeblatt "The Nation", weitere zehn für die zweitgrößte Zeitung des Landes "The Standard". Kritisch nahm der Kolumnist dabei Missstände im Bildungssektor, im Regierungsapparat oder in Kenias Parteienlandschaft unter die Lupe. Fundierte Recherche, kritisches Nachfragen und ein umfangreiches Faktenwissen: Was für ihn zum Berufsalltag gehört, das vermisst er vielfach bei anderen Journalisten im Land, sagt Oloo Janak. "Die Berichterstattung in Kenia ist sehr personenzentriert – Hintergründe und wichtige Details fallen meist hinten runter."

Ort für Inspiration, und für praktische Hilfe

Nicht überraschend also die Idee des von der DW Akademie unterstützten "Kisumu Media Information Hub" als Zentrum für kritischen Qualitätsjournalismus: weg vom Personality- und Event-Journalismus und hin zu gut recherchierten Geschichten. "Wir wollen einen physischen Ort schaffen, den wir selbst gestalten, und der offen ist für Journalisten, Wissenschaftler, ebenso wie für Bürger, die Medien nutzen wollen und an dem Journalisten profunde Recherche erlernen können", so Oloo Janak.

Im vergangenen Oktober wurden die Räumlichkeiten des Zentrums bezogen. Noch wird in Teilen renoviert und Stück für Stück an der Ausstattung gefeilt. Alles mit einem Ziel: Der 'Media Information Hub' soll zur Drehscheibe für Informationen ausgebaut werden. Themendossiers zu Gesundheit, regionaler Wirtschaft, Politik und zu Menschenrechtsfragen sollen von Journalisten aufbereitet werden. "Wir wollen hier zeigen, was in der Region rund um den Victoriasee alles passiert - und wir wollen, dass Bürger mit dem Wissen mehr Einfluss auf politische Entscheidungen bekommen", sagt Oloo Janak. Medienschaffende wie Medieninteressierte sollen hier arbeiten, recherchieren, debattieren und sich kennenlernen können, so die Idee.

Drehscheibe für neue Inhalte

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William Oloo Janak, (vorne rechts), Vorsitzender der Journalisten-Vereinigung KCA (Kenya Correspondents Association) im neuen Kisumu Media Information Hub im Juli 2015

Rund 100 Journalisten haben im neuen Zentrum bereits ein Training durchlaufen, sagt William Oloo Janak. Einige von ihnen sollen jetzt vom Zentrum Folgeaufträge für "besonders aufwendig recherchierte Geschichten" bekommen. Was produziert wird, soll der Öffentlichkeit durch den im Aufbau befindlichen Blog des "Media Information Hub" zugänglich gemacht werden. Ein Koordinator, mehrere Trainer und einige Assistenten sollen dafür sorgen, dass die Journalisten dem nachgehen, was sie am Besten können sollten: recherchieren.

Jutta vom Hofe, Ländermanagerin für Kenia der DW Akademie, besuchte das angehende Informationszentrum im vergangenen Herbst. Die Unterstützung in Kisumu vor Ort sei ein wichtiger Baustein innerhalb der Gesamtstrategie der DW Akademie. "Wir wollen kleinere und mittlere Medienhäuser vor allem in ländlichen Gebieten professionalisieren, um Bürgern den Zugang zu Informationen zu erleichtern." Damit werde besonders benachteiligten Gebieten geholfen. Im Fall Kenia ein wichtiger Aspekt im Hinblick auf die politische Dezentralisierung, die das Land momentan durchläuft. Aktuell überträgt die Zentralregierung schrittweise Machtbefugnisse an die 47 Bezirke.

DW Akademie als Kick-off Partner

Der Aufbau des Medieninformationszentrums in Kisumu könnte mittelfristig aber auch dem Schutz von Journalisten selbst dienen. Denn gerade in Sicherheitsfragen stünden die Zeichen derzeit eher auf Sturm in Kenia, erklärt Jutta vom Hofe. Neue Mediengesetze würden journalistische Freiheiten beschneiden, es würde teilweise massiver Druck von Seiten der Regierung ausgeübt. Nicht wenige sprächen von einem 'neuen Klima der Angst', beklagt die Kenia-Expertin der DW Akademie. Zuletzt habe es vermehrt Übergriffe von Sicherheitskräften und sogar einen Mord an einem Journalisten gegeben.

Insbesondere hier mache sich die enge Zusammenarbeit der DW Akademie mit der Journalisten-Vereinigung KCA (Kenya Correspondents Association) bezahlt, sagt vom Hofe: "Wir profitieren ungemein von der Expertise von KCA, weil sie eine der besten Quellen sind, was die aktuelle Lage im Land anbelangt." Auch William Oloo Janak sieht Training und Mentoring in Sicherheitsfragen als seine zentrale Zukunftsaufgabe des Zentrums: "Wir wollen nicht nur diejenigen Journalisten trainieren, die hier fundierte Geschichten schreiben sollen, sondern wir wollen auch ein Umfeld dafür schaffen, das helfen kann, Missstände in Politik, Rechtssystem und bei der Sicherheitslage zu beseitigen."

DW Akademie Kisumu Media Information Hub

Besuch im Media Information Hub: Von links: William Oloo Janak (KCA-Vorsitzender), Jutta vom Hofe (Ländermanagerin Kenia, DW Akademie), Sigrid Thomsen (Projektmanagerin, DW Akademie ) und Esther Nhtusi (Projektassistentin bei KCA)


Mit Dienstleistungen Finanzierung sichern


Schon in gut einem halben Jahr erwartet William Oloo Janak, dass das Informationszentrum in Kisumu seine Arbeit vollständig aufnehmen wird. Dann soll auch vermehrt dazu übergegangen werden, die zahlreichen Dienstleistungen des Hauses mit kleinen Gebühren zu belegen, um so selbst zur Grundfinanzierung des Zentrums beizutragen. "Wir denken daran, dass selbst Politiker der Regionalregierung hier herkommen könnten, um eine Pressekonferenz abzuhalten", sagt William Oloo Janak. Auch Ausstellungen über Medien- und Kulturthemen sind angedacht. Daneben könnte die Bereitstellung von Computern, der Ausdruck von Dokumenten oder der Austausch von Informationen zur Finanzierung beitragen. Noch ist die Finanzierung nicht gesichert, aber William Oloo Janak ist zuversichtlich, dass man noch viel über das Projekt "Kisumu Media Information Hub" hören wird, vor allem aus einem Grund: "Die Journalisten, die ich hier treffe, haben eine ganze Menge Energie. Das spürt man."

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