Herausforderungen und Lösungen für Journalismus im ländlichen Uganda | Afrika | DW | 05.05.2022
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Afrika

Herausforderungen und Lösungen für Journalismus im ländlichen Uganda

Das Projekt „Uplifting Community Voices“ unterstützt Medien dabei, unterrepräsentierte Geschichten aus dem ländlichen Uganda zu erzählen, und fördert den Dialog zwischen Bürgerinnen und Bürgern und Politik.

Uganda | Ländlicher Journalismus

Bonny Kiiza (rechts), Bürgerreporter für NBS Radio, beim Interview mit einem Vertreter von Kikama, eines Viertes von Jinja im Osten Ugandas

Verlässt man Kampala führt der Weg in eine üppige Landschaft voller grasender Tiere und kleiner Farmen. Ein Kontrast zur geschäftigen Hauptstadt Ugandas mit fast vier Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Doch mehr als zehn mal so viele Uganderinnen und Ugander leben in kleinen ländlichen Gemeinden, wo das Radio das verbreitetste Medium ist. 

Finanzielle und logistische Schwierigkeiten machen es Journalistinnen und Journalisten hier oft schwer, zu berichten. Doch Medienberichte sind auch für die politischen Entscheidungstragenden auf lokaler und nationaler Ebene wichtig, um Probleme vor Ort mitzubekommen und lösen zu können.  

Medienberichte sorgen für Verbesserungen 

Im Rahmen des Projekts „Uplifting Community Voices“ arbeitet die DW Akademie mit Radiosendern im ländlichen Uganda und Medienhäusern in Kampala zusammen. Bürgerreporterinnen und -reporter versorgen gemeinsam mit lokalen Korrespondentinnen und Korrespondenten Radiosender mit Informationen, die auch für die kommunale und staatliche Verwaltung wichtig sind.

Uganda | Ländlicher Journalismus

Racheal Babirye im Gespräch mit einem Bewohner der Kimaka-Zone über die Müllabfuhr auf dem Amber-Court-Markt im Bezirk Jinja

„Ich hatte Schwierigkeiten damit, die Rechenschaftspflicht der Regierung durchzusetzen und Stellungnahmen von Beamten zu bekommen”, sagt Frank Ochieng, ein Reporter von Step FM, der im Oktober 2021 an einem Training teilgenommen hat. „Aber nachdem ich mir Kenntnisse im Datenjournalismus angeeignet habe, kann ich nun selbständig nach Antworten suchen.”

Die Ergebnisse sind so eindeutig wie beeindruckend: Straßen wurden repariert, die Gesundheitsversorgung und die Schulen verbessert. Ein Bürgerreporter berichtete über einen monatelangen Stromausfall und innerhalb eines Tages gingen die Lichter wieder an. Der Vorsteher einer anderen Gemeinde hatte ein ähnliches Problem und wartete seit drei Jahren auf eine Lösung. Als er den Bericht hörte ging er ebenfalls an die Presse – und auch dieser Bericht sorgte dafür, dass die Stromversorgung in zwei Tagen wiederhergestellt wurde. Einige der Reporter, die über Probleme wie diese berichtet haben, wurden mittlerweile selbst in Kommunalverwaltungen gewählt. 

„Wir haben darüber diskutiert, was eine gute Geschichte ausmacht“, sagt Daudi Mwanja, Projektteilnehmer und Bürgerreporter von NBS 89.4 in Jinja. „Wir haben uns gefragt, was eine Gemeinde braucht und konzentrierten uns nun auf Geschichten, die etwas bewirken können.“

Uganda | Ländlicher Journalismus

Isabirye Asuman, NBS FM Bürgerreporter aus der Stadt Bugembe im Bezirk Jinja. Asuman befragte den leitenden Arzt des Bugembe Health Center zur Verfügbarkeit von Medikamenten im Gesundheitszentrum.

Die Trainings für Bürgermedien haben Mwanja darin bestärkt, seinen Berichten nachzuhaken. So hat er zum Beispiel zu einem Gesundheitszentrum im Dorf Buwenda bei Jinja recherchiert, in dem die Wände der Gebäude bröckeln. „Nach meinen Berichten und ernsthaften Nachforschungen wurden zwei neue Gebäude gebaut und das Gesundheitszentrum erhielt eine bessere Finanzierung“, sagt er.

In diesem Jahr wird das Projekt auf sechs Radiostationen ausgeweitet - in Mbale, Jinja, Soroti, Kotido, Kampala, Arua und Fort Portal. Trainings werden sich unter anderem mit neuen Wegen befassen, zur Verwaltung und öffentlichen Dienstleistungen zu recherchieren und darüber zu berichten. Gemeinsam mit der DW Akademie bietet die ugandische Organisation Media Challenge Initiative (MCI) Journalistinnen, Journalisten und Medienschaffenden in Kampala eine praktische Ausbildung in der Berichterstattung über öffentliche Dienstleistungen an, um den ländlichen Journalismus auch in den Medien der Hauptstadt zu stärken. Im MCI Media Hub, der im Frühjahr 2021 eröffnet wurde, beschäftigt MCI 14 Trainerinnen und Trainer, während die DW Akademie den Aufbau eines Newsrooms für lokale Geschichten sowie einer Produktionseinheit unterstützt.

Geschichten vom Land recherchieren und erzählen 

Ein Problem für Journalistinnen und Journalisten auf dem Land ist, dass Geschichten von außerhalb der Hauptstadt beim städtischen Publikum auf wenig Interesse stoßen. „Uplifting Community Voices“ schult darin, Geschichten vom Land für alle Lesende, Hörende oder Zuschauende interessant zu machen, unabhängig davon, ob sie in der Stadt oder auf einer Farm leben.

„Ich denke, dass mich das Training bei der Themenauswahl für unser Programm weiterbringen wird und wir mit unserer Berichterstattung zu besseren öffentlichen Dienstleistungen beitragen können“, sagt Betty Mujungu, Sendermanagerin von Voice of Toro. Einige Redakteurinnen und Redakteure des Senders sollen am Training teilnehmen.

Die Zulieferungen der Bürgerreporterinnen und -reporter werden vor allem in Nachrichtensendungen gesendet, aber auch in Talkshows, Gesprächssendungen mit dem Publikum, Jingeln und Werbespots, Wochenrückblicken und Kampagnen.

Reporterinnen und Reporter müssen im ländlichen Uganda längere Strecken zurücklegen, um sich mit Quellen zu treffen, und die Reisekosten fressen ihre Honorare auf. Das Fehlen schneller Online-Kommunikation behindert effiziente Arbeit.

„Wir versuchen, über nachhaltige Entwicklungsziele in vielen dieser ländlichen Gebiete zu berichten, aber die Bereitstellung öffentlicher Dienstleistungen ist eine Herausforderung“, sagt Mujungu. „Zugang zu Wasser, Gesundheitsdiensten, Bildung, Landwirtschaft, Infrastruktur und der lokalen Wirtschaft, z. B. die Möglichkeit für Landwirte, Lebensmittel anzubauen, und der Zugang zum Markt... das sind alles wichtige Themen, aber es ist wirklcih schwierig, diese Gebiete zu erreichen und darüber zu berichten.“

Den Menschen eine Stimme geben  

„Wenn die Medien abwesend sind, wird über diese Geschichten nicht berichtet“, sagt Jonathan Tusubira, Projektleiter und Trainer der DW Akademie. „Die Idee ist, die Kluft zwischen den verschiedenen Radiosendern zu überbrücken und zusammenzuarbeiten, damit wir sowohl lokale als auch nationale Entscheidende erreichen können. Wir sind daran interessiert, hyperlokale Geschichten zu verbreiten.“

In seiner Zeit an der Journalistenschule, fügt er hinzu, waren Bürgermedien nicht Teil seines akademischen Lehrplans. Bei „Uplifting Community Voices“ hingegen steht Bürgerjournalismus im Mittelpunkt. 

„Unser Motto ist: denen eine Stimme geben, die sonst ungehört bleiben würden“, sagt er.

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